TEST // Die Hunnen kommen
Winter 453: Die Hunnen herrschen über die Hälfte der bekannten Welt. Es ist an dir, dich der Nachfolge würdig zu erweisen. In Fneups 2018 bei La Boite de Jeu erschienenem Titel, können 2-4 SpielerInnen in rund 45 Minuten pro Partie genau das unter Beweis stellen. Khan zu sein klingt aufregend, doch macht der Weg dorthin auch Spaß?
Im folgenden Test nehme ich das uns kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellte „Die Hunnen Kommen“ einmal genauer unter die Lupe…
So wird man zum größten Khan der Geschichte
In „Die Hunnen Kommen“ schlüpfen SpielerInnen in die ausgetretenen Sandalen eines aufstrebenden Generals und versuchen die Gunst des Khans höchstpersönlich zu erlangen. Ziel des Spiels ist es dabei, mehr Siegpunkte als die KontrahentInnen zu sammeln. Diese Siegpunkte könnt ihr erlangen, indem ihr Beutekästchen oder Karten von euren Feldzügen in euer Lager bringt. Genauer gesagt, würfelt zu Beginn einer Runde der Startspieler fünf verschiedenfarbige Würfel. Anschließend wählt er einen aus und beginnt damit seinen Raubzug. Dabei kann zwischen einer Karte in der Farbe des gewählten Würfels und den entsprechenden Beutekästchen gewählt werden. Mit verschiedenfarbigen Beutekästchen werden nach und nach Karren befüllt, welche am Spielende in Siegpunkte umgerechnet werden.
Die verschiedenen Karten in den Farben der fünf Würfel helfen in der Regel dabei, die Karren schneller zu befüllen. So erlauben es blaue Ausrüstungskarten, zu Zugbeginn zusätzliche Beutekästchen zu nehmen oder rote Karten einmalig eine starke Fähigkeit zu nutzen und so beispielsweise von allen Mitspielern Beutekästchen zu entwenden. Grüne Karten repräsentieren Söldner, welche zunächst ebenfalls mit Beutekästchen bezahlt werden müssen, bevor sie SpielerInnen ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Schwarze Karten können als Flüche auf die KontrahentInnen gespielt werden und goldene Karten stellen Bedingungen dar, welche bei Spielende Bonuspunkte einbringen können.
Hat der Startspieler eine Belohnung gewählt, gegebenenfalls einen Effekt aktiviert, und so seinen Raubzug beendet, ist der Nächste an der Reihe. Abermals wird ein Würfel gewählt und die dazugehörige Aktion durchgeführt. Sind alle fünf Würfel vergriffen werden sie vom nachfolgenden Spieler erneut geworfen. Sind in einem Stapel entweder die Beutekästchen oder die Karten leer, so endet das Spiel mit dem Abschluss jener Runde.
Insgesamt zählen in „Die Hunnen Kommen“ etwas Würfelglück, das richtige strategische Ressourcenmanagement und das geschickte Kombinieren von Karteneffekten. Wer diese Mechaniken am cleversten vereint kann schon bald nach dem Khanthron greifen.
Womit wird gespielt?
„Die Hunnen kommen“ wird in einer großen aber nicht riesigen Box ausgeliefert. Ihr Äußeres sagt wenig über das Spiel aus, aber dafür lest ihr ja unseren Test. In der Kiste findet ihr zahlreiche hölzerne Beutekästchen, viele von Anthony Wolff detailreich illustrierte Karten, sowie vier Lagertafeln, eine Spielmatte, einige Karrenkarten, fünf verschiedenfarbige Würfel und natürlich eine Anleitung. Das Material wirkt sauber verarbeite und alle Teile finden einfach in der Kiste Platz - gegebenenfalls hätte es auch das halbe Format getan. Etwas enttäuschend ist, dass wir auf einigen der textreichen Effektkarten Fehler im Satzbau gefunden haben, sodass wir uns deren Wirkung erschließen mussten.
Die Anleitung erklärt die Regeln rasch und verständlich.
„Die Hunnen Kommen“ versteht sich als strategisches Familienspiel. Familienspiel deshalb, weil die Regeln (recht) schnell erklärt sind, eine Partie mit 45 Minuten nicht bis tief in die Nacht hineinreicht und Entscheidungen flüssig laufen, so dass kaum Wartezeiten entstehen. Der Strategieanteil rechtfertigt die Empfehlung 14+ und bezieht sich darauf, dass in jeder Situation verschiedene Lösungswege zum Ziel führen können. SpielerInnen müssen nicht nur die Effekte ihrer eigenen Karten berücksichtigen und gegen den Wert der Beutekästchen aufwiegen, sondern auch die Fähigkeiten ihrer GegnerInnen im Blick behalten. So möchten die Hunnen den Strategen in der Familie gerecht werden.
Leider gelingt dieser Ansatz Fneup nicht so richtig. Die Ideen klingen spannend, die Umsetzung bleibt leider mangelhaft. Zu kompliziert wirken die Möglichkeiten, zu sehr müssen Spieler sich verschiedene Effekte merken, zu wenig wirken sich Strategien aus, zu stark sind einige Kartenstapel im Vergleich zu anderen.
„Die Hunnen Kommen“ fällt in unserem Test beim Balanceakt zwischen strategischer Tiefe und leichtgängigem Familienspiel leider auf die metaphorische Nase. Beim Lesen der Regeln brannte in mir die Vorfreude, dieses Feuer ist im Verlaufe der Partien leider erloschen. Es fällt mir schwer einen Regelkniff vorzuschlagen, mit welchem den Hunnen leicht geholfen wäre. Und ebenso fällt mir der Spielertyp nicht ein, der dieses strategische Familienspiel den vielen Alternativen vorziehen würde. Schade…
Bilder zum Spiel
Tags: Ressourcenplacement, Würfelplatzierung, Familienspiel, 2-4 Spieler, Strategie