TEST // Photosynthesis
Bei einem Spieletreffen in Mönchengladbach hatte ich die Möglichkeit “Photosynthesis”, von Blue Orange anzuspielen. Eine Partie zu viert, jeder hat es das erste Mal gespielt. Die Meinung war eindeutig: Was für ein tolles Spiel, aber es gibt auch Schattenseiten.
Wie wir Menschen so sind, bin auch ich nicht vor Vorurteilen gefeit. Als ich das Spiel in Essen 2017 ausgestellt sah, war für mich gleich klar, extrem hübsch, aber dahinter kann nicht viel stecken. Kurze Regeln - Aha Vermutung bestätigt. Trotzdem war ich froh es ausprobieren zu können und das hat sich gelohnt.
Spielvorbereitung
Vor dem Spiel bekommt jeder Spieler eine Baumfarbe als Tableau. Nun nehmen sich die Spieler ihre Bäume, einen Lichtpunktmarker und Samen, platzieren sie darauf. Was übrig bleibt landet neben dem Tableau und steht dem Spieler von Beginn an zur Verfügung. In der Tischmitte landet der Spielplan und die Sonne, die als zurecht geschnittener Halbkreis passend angelegt wird. Ein Startspieler wird bestimmt und schon kann das Spiel starten.
So funktioniert das Spiel
Der Ablauf ist recht übersichtlich und einfach. Das Spiel hat zwei Phasen. In der ersten wird die Sonne entlang der Markierung bewegt. Jetzt wird geschaut, wer Lichtpunkte erhält. Jeder Baum, der in der Sonne steht bekommt entsprechend seiner Höhe Lichtpunkte. Das variiert zwischen 1-3.
Doch wer schon einmal in einem Wald war, der weiß ganz genau: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Im Wald gibt es eines zu genüge - Schatten. So ist es im Spiel nur logisch, dass die Bäume Schatten entsprechend ihrer Größe werfen. Da das Spielfeld in Raster aufgeteilt ist, kann anhand der Sonnenrichtung ganz leicht festgestellt werden, von wo die Sonne kommt. Steht ein Baum in Höhe drei auf dem ersten Feld, stehen die restlichen Bäume im Abstand von drei Feldern im Schatten. Die Ausnahme ist natürlich, wenn ein Baum in der Höhe eins, auf dem ersten Feld steht und er durch einen zweier oder dreier Baum auf dem zweiten Feld übertroffen wird. Der höhere Baum sammelt Lichtpunkte in Höhe seiner Größe. Nach diesen Regeln, wird die Anzahl von Lichtpunkte pro Spieler zusammengezählt. Jeder nimmt seinen Marker und addiert sie gegebenenfalls zu bestehenden Punkten.
In der zweiten Phase werden die durch Photosynthese gesammelten Punkte wieder in Aktionen getauscht. Es kann für Lichpunkte gepflanzt, gewachsen oder gefällt werden. Nur Bäume und Samen, die auf dem Spieler neben dem Tableau zur Verfügung stehen, dürfen verwendet werden. Wie in der Natur kann jeder Baum nur eine Stufe pro Runde wachsen. Hier ist eine langfristige Taktik nötig. Das “ernten” der Bäume bringt Punkte. Um so näher man sich an der Spielfeldmitte befindet, umso mehr Punkte erhalten die Baumbauern. Doch egal was man machen möchte, nichts geht ohne die gesammelten Lichtpunkte.
Fazit
Photosynthesis ist ein extrem gutes, aber auch gnadenloses Spiel. Die Darwin’schen Evolutionstheorie „Survival of the Fittest“ steckt in der DNA des Spiels. Wer hier eine falsche Entscheidung trifft kann gnadenlos in der Versenkung landen und für viele Runden abgehängt werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Spieler mit einem Plan von Anfang an durchstarten können.
Wenn man bedenkt wie simpel die Regeln sind ist das bemerkenswert. Es spielt sich ein wenig wie ein Schachspiel mit Ressourcen. Vor allem die Expertenvariante treibt mit 24 statt 19 Runden das Spielprinzip auf die (gnadenlose) Spitze. Hier darf nur wachsen, was im Sonnenschein steht. Die Lichtverhältnisse ändern sich zwar pro Runde, aber hier ist das Streben zum Licht noch gnadenloser.
Da das Spiel nur einmal zu viert gespielt wurde, lässt sich nicht beurteilen, ob es zu zweit oder dritt leichter ist. Meine Vermutung ist ja, aber belegen lässt es sich nicht.
Richtig hoch anzurechnen ist dem Spiel, dass es eine konsequente und an der Lebenswirklichkeit orientierte Spielwelt auf den Tisch zaubert. Das Material ist richtig gut und nicht nur hübsches Beiwerk.
Ganz ehrlich: solche Spiele sind es, die die Faszination der analogen Spiele vorantreiben. Einfache, logische Regeln, die eine in sich geschlossene Welt auf den Tisch zaubern. Die Haptik wird genauso wie die optische Wahrnehmung verwöhnt. Der Kopf hat eh Reize genug um zu überleben… gut, dass das Spiel 2018 bei Asmodee in deutsch erscheint. Ich kann die nächste Partie kaum erwarten!
Bilder zum Spiel
Tags: 2-4 Spieler, Strategie, Umwelt, Aktionspunktesystem