Test | Reif für die Insel
Auf einer abgelegenen Insel im tiefblauen Ozean leben Affen in friedlicher Koexistenz. Doch die Harmonie wird durch die Versuchung reifer Bananen gestört, die im Dschungel wachsen. Zur Erntezeit entbrennt ein regelrechter Kampf um die Früchte. Wie das abläuft, schauen wir uns jetzt genauer an.
Das Spiel wurde gestellt - auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss.
Wer hat die Kokosnuss ...? Nein, heute geht es primär um Bananen und darum, sie vor der Konkurrenz zu erbeuten. Aber nicht nur die Mitspielenden sind Konkurrenten, auch die frechen Papageien haben es auf die Bananen abgesehen.
Ziel des Spiels "Reif für die Insel" ist es, bis zum Ende der dritten Saison möglichst viele Punkte zu sammeln. Punkte gibt es für Bananen und Affenkarten. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt den Genusswettbewerb und damit das Spiel.
Die insgesamt 85 gelben, grünen, braunen und schwarzen Bananenplättchen werden zusammen mit den fünf Gewitterwolken und den acht Papageien gemischt und in den schwarzen Beutel gelegt. Jeder erhält ein Inseltableau und neun Affenkarten einer Farbe mit den Werten Null bis Sieben und Zehn.
Der Spielablauf von "Reif für die Insel" gliedert sich in drei Saisons, die aus Raufereien und einer Schlemmerphase bestehen. Zu Beginn jeder Rauferei zieht der Startspieler Bananenplättchen aus dem Beutel und legt sie in einer Reihe nebeneinander aus. Die Papageien werden unter das nächste freie Plättchen in der Bananenreihe gelegt und bilden mit der nächsten gezogenen Banane eine Gruppe. Gewitterwolken werden oberhalb der Bananenreihe gelegt. Sobald so viele Bananen auf dem Tisch liegen, wie Personen am Tisch sitzen, beginnt der Kampf um die Bananen.
Reihum legen wir eine unserer Affenkarten unter ein Bananenplättchen unserer Wahl, wobei höhere Affenkarten niedrigere verdrängen, die wieder auf die Hand kommen. Nachdem jeder eine Affenkarte ausgelegt hat, nehmen wir die entsprechenden Bananen und platzieren sie auf unserer Insel. Die Papageien werden neben das Inseltableau gelegt. Die Affenkarten werden abgeworfen, nur die Nullkarte kommt wieder auf die Hand.
Wenn mindestens eine Gewitterwolke gezogen wurde, wird die Raufereiphase etwas schneller gespielt. Alle legen eine Affenkarte verdeckt vor sich ab und decken sie gleichzeitig auf. Wer die höchste Karte hat, darf sich zuerst ein Bananenplättchen aussuchen.
Es werden solange Raufereiphasen gespielt, bis keiner mehr einen freien Bananenspot auf seiner Insel hat. Sind alle Inselplätze belegt, wird entschieden, ob die soeben eroberte Banane abgeworfen oder eine andere Banane auf der Insel ersetzt.
In der Schlemmerphase bedienen sich zuerst die Papageien. Sie schnappen sich ein Bananenplättchen ihrer Farbe und fliegen damit davon. Nun werden die erbeuteten Bananen gewertet. In der ersten Saison nur braune Bananen. In der zweiten Saison nur die gelben und braunen Bananen und in der letzten Saison alle Bananen. Verzehrte Bananen werden von der Insel genommen und bilden einen persönlichen Punktestapel. Nicht gewertete Bananen bleiben liegen. Schwarze Bananen kommen immer auf den Punktestapel, bringen aber Minuspunkte.
Nach der dritten Saison ist das Spiel zu Ende. Einige Bananen bringen nur im Doppelpack Punkte. Auch die Affenkarten auf der Hand bringen je nach Wert Punkte. Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt "Reif für die Insel".
Wieder ein Familienspiel von Rainer Knizia und diesmal ein Auktionsspiel, wenn auch nicht sein erstes. Vielleicht fühlt sich das Bieten deshalb wie eine Mischung aus seinen Spielen "High Society" und "Amun-Re" an. Aber der Effekt, dass unreife Bananen liegen bleiben und Inselfelder verstopfen, ist hier das Besondere und wird über drei Runden zum Balanceakt. Nicht zu vergessen die Kartenhand, die von Runde zu Runde dünner wird. Wichtig sind die hohen Karten, um die Auktionen in der letzten Saison zu gewinnen. Sie bringen aber auch viele Punkte in der Schlusswertung, wenn sie noch auf der Hand sind. Es ist also die Qual der Wahl, die auch Vielspieler fordern kann.
Das Thema finde ich passend zum Spielmechanismus gewählt. Man hat sofort einen Zeichentrickfilm im Kopf, wie sich die Affen um die Bananen streiten. Und wenn es donnert, trauen sich nur wenige Affen aus ihrem Versteck, um sich die Beute zu schnappen. Und dann das stolze Grinsen, wenn man die Beute in den Händen hält und sie Sekunden später von einem Papagei einfach weggeschnappt wird.
Die Regeln sind sehr einfach gehalten und ausreichend mit Bildern erklärt, so dass der Einstieg leicht fällt und "Reif für die Insel" von Anfang an schnell und flüssig gespielt werden kann. Das Regelheft umfasst 16 Seiten und ist in vier Sprachen unterteilt. Das gesamte Spielmaterial ist sprachneutral gehalten.
Leider schwächelt "Reif für die Insel" in puncto Materialqualität. Die Kartonstärke der Inseltableaus und der Spielkarten empfinde ich als sehr dünn. Die Kartonstärke der 98 Plättchen ist gut. Gut durchdacht ist, dass die Form aller Plättchen gleich ist. So erkennt der Startspieler beim blinden Ziehen aus dem Stoffbeutel nicht, um welches Plättchen es sich handeln könnte. Weniger gut ist die Farbwahl der Plättchen. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen mit einer Farbsehschwäche hier Probleme haben. Die Spielschachtel ist eine kleine Mogelpackung und könnte halb so groß sein. Die Illustrationen finde ich passend zum Thema gewählt.
Die Spieldauer von 45 Minuten ist gut getroffen. Könnte aber für meinen Geschmack für diesen Schwierigkeitsgrad etwas kürzer sein. Im Spiel zu fünft hatten wir kaum Downtime. Das Spielgeschehen wird immer beobachtet, da jeder stets vom Zug des Konkurrenten betroffen sein kann.
Obwohl ich ein Rezensionsexemplar bewerte, möchte ich auf das Preis-Leistungs-Verhältnis eingehen. Das Spiel kostet ungefähr 20 Euro. Ich finde den Preis etwas hoch, da die Verpackung doch mehr Inhalt verspricht und das Spielmaterial eher von einfacher Qualität ist.
"Reif für die Insel" erfordert geschicktes Kartenmanagement und Timing. Es kann aber auch mit Kindern aus dem Bauch heraus gespielt werden, ohne dass der Spielspaß verloren geht. Wer direkte Konfrontation und viel Interaktion in Spielen nicht mag, sollte hier nicht zugreifen. Denn in jeder Runde werden hier Affen von Positionen verdrängt und die begehrten Früchte vor der Nase weggeschnappt. Allen anderen kann ich "Reif für die Insel" nur empfehlen.
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Bilder des Spielmaterials