Test | Aeon Trespass: Odyssey
Es gab eine Zeit, in der die Götter über Griechenland herrschten. Wir nannten es damals das goldene Zeitalter. Damals lebten die Menschen in Wohlstand und Harmonie miteinander. Doch vor etwa zehn Jahren gelang es Wesen aus einer anderen Welt, in unsere Sphären einzudringen. Diese Wesen töteten die Götter und stürzten die Welt in den Abgrund. Die Wenigen, die noch übrig sind, verbarrikadieren sich in den großen Städten oder streifen durch das Land auf der Suche nach einer geeigneten Zuflucht. Doch noch geben wir nicht auf. Ein gigantisches Schiff, welches wir die Argo nennen, hat sich in Bewegung gesetzt. Auf ihr befinden sich Argonauten, die aus ihrem ewigen Schlaf aufgewacht sind. Sie besitzen die Fähigkeit, mit Titanen zu kommunizieren und sie gegen die Weltenzerstörer einzusetzen. In Zeiten größter Not ist der Feind meines Feindes mein Freund. Sie sind unsere letzte Hoffnung.
IntotheUnknon hat uns "AoenTrespass Odyssey" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Auf ins Unbekannte
„Aeon Trespass: Odyssey“ ist ein kooperativer Boss-Battler aus der Feder von Marcin Wełnicki. Es ist für 1-4 Personen ausgelegt und ab 12 Jahren geeignet. Eine Partie dauert, laut dem Entwicklerteam Into the Unknown, durchschnittlich 90 Minuten. „Aeon Trespass: Odyssey“ ist ein Kampagnenspiel. Im Grundspiel sind drei Kampagnen enthalten. Im Spiel schlüpfen die Spieler und Spielerinnen in die Rolle von Argonauten. Diese können riesige Titanen kontrollieren, welche es mit den eingedrungenen Wesen aufnehmen können
Hierzu müssen neue Titanen eingefangen, Technologien erforscht, Waffen und Rüstungen gefertigt und das Land erkundet werden. Im Verlauf des Spiels werden Rätsel gelöst und Duelle gegen die sogenannten Primordials ausgefochten.
„Aeon Trespass: Odyssey“ ist unterteilt in drei verschiedene Phasen.
In der Reisephase wird die Argo auf den Spielplanteilen bewegt. Ähnlich wie bei „The 7th Continent“ bewegen wir uns von einer Kachel zur nächsten. Auf einer neuen Kachel werden folgende Schritte abgehandelt:
- Das nächste Kästchen der Zeitleiste ankreuzen.
- Es werden so viele Entdeckungskarten gezogen, bis zwei Karten ein Stopp-Symbol zeigen. Entdeckungskarten sind eine der Haupteinnahmequellen für Ressourcen außerhalb der Kämpfe.
- Im nächsten Schritt werden Erkundungssymbole abgehandelt, die auf den Kacheln abgebildet sind. Hierdurch gelangen die Personen häufig in die Abenteuerphase
- Danach finden die Begegnungen mit den Primordials statt. Ist auf der Zeitleiste ein entsprechendes Symbol abgebildet, so findet nun eine Kampfphase statt.
- Nach der Begegnung können Technologien erforscht werden. Je nach Symbol auf der Zeitleiste können unterschiedliche Arten von Technologien erforscht werden. Viele Technologien führen zu neuen Technologien, die im weiteren Verlauf des Spiels erforscht werden können. Es müssen stets die Voraussetzungen der neuen Technologie erfüllt werden, bevor diese erforscht werden kann. Darüber hinaus können in diesem Schritt neue Gegenstände, Waffen oder Rüstungen hergestellt werden.
- Zum Abschluss wird die Geschichte vorangetrieben. Hier können allerlei verschiedene Events stattfinden. Um das Spiel zu gewinnen, müssen genügend Fortschrittstoken auf der Fortschrittskarte liegen. Die Kampagne gilt als verloren, wenn zu viele Verhängnistoken auf der Untergangskarte platziert werden. Beide Arten von Token werden im Verlauf der Kampagne gesammelt.
In der Abenteuerphase wird ein Abenteuer des entsprechenden Symbols auf der Kachel ausgeführt. Hierzu wird das entsprechende Kampagnenbuch konsultiert. Oftmals gibt es viele verschiedene Geschichtsstränge. In der Regel wird auf eine Tabelle gewürfelt und das angegebene Story-Ereignis abgehandelt. In dieser Phase müssen Rätsel gelöst, Entscheidungen getroffen und Proben ausgewürfelt werden.
Die letzte Phase ist die Kampfphase. Sie wird durch ein Story-Ereignis, ein Encounter-Symbol auf der Zeitleiste oder eine Kreatur ausgelöst, welche die Argo verfolgt. Der entsprechende Primordial wird ausgewählt und das Spielbrett wird nach den Aufbauregeln im Kampagnenbuch vorbereitet. In der Kampfphase wechseln sich die Aktionen der Argonauten, mit denen der Primordials ab.
Primordialphase: In der Regel beginnt der Primordial die Kampfphase. Es wird eine AI-Karte aufgedeckt und der Text von oben nach unten abgehandelt. Im ersten Abschnitt befindet sich die Beschreibung, welches Ziel das Wesen angreifen wird. Häufig bewegt sich der Primordial auf einen Titanen zu und greift diesen an. Die Titanen versuchen, mit einer unterschiedlichen Anzahl an Würfeln über einen bestimmten Wert zu werfen. Für jeden Würfel mit einem niedrigeren Wert, erhält der Titan Schaden, abhängig von der AI-Karte. Zuletzt können verschiedene Effekte nach dem Angriff stattfinden. Diese sind ebenfalls auf der AI-Karte beschrieben.
Titanenphase: Jeder Titan darf sich in der Regel einmal bewegen und einen Angriff deklarieren. Hierfür verwenden die Titanen Waffen, die die Spieler und Spielerinnen im Laufe der Kampagne erhalten haben. Zunächst muss ein Treffer ausgewürfelt werden. Hierfür muss, ähnlich wie beim Ausweichen, über einen bestimmten Wert gewürfelt werden. Für jeden Treffer muss anschließend der Schaden ausgewürfelt werden. Hierfür wird eine Körperteil-Karte des Primordials gezogen. Sie gibt an, welcher Wert an Schaden ausgeteilt werden muss. Gelingt dies, wird die Körperteil-Karte durch eine höherwertige ersetzt. Ebenso wird eine AI-Karte durch eine andere der nächsthöheren Stufe ausgetauscht. Werden so viele Körperteil-Karten verwundet, wie die Lebenspunkte des Primordials angeben, ist der Kampf erfolgreich. Sind alle Titanen getötet, ist der Kampf verloren.
Jeder Titan hat drei Werte, die sich im Laufe des Kampfes verändern:
- Schicksal: Für jeden Schicksalspunkt, kann ein Würfel neu geworfen werden. Sobald das Schicksal neun Punkte übersteigt, muss eine Moiroskarte gezogen werden.
- Wut: Bei jedem Angriff eines Titans, wird die Wut um einen Punkt erhöht. Je mehr Wut ein Titan hat, desto mächtiger werden die Angriffe. Sobald die Wut neun Punkte übersteigt, reißt die Verbindung zwischen dem Titanen und dem Argonauten ab und der Titan verschwindet.
- Gefahr: Die Gefahr gibt den Schaden an, den ein Titan im Laufe des Kampfes erhalten hat. Hierdurch ist es möglich, dass der Titan stirbt, allerdings können auch positive Effekte eintreten, die den Titan für den Kampf stärken oder Bonuszüge gewähren.
Das Spiel ist gewonnen, wenn die Fortschrittskarte das Ende der Kampagne einläutet. Das Spiel gilt als verloren, wenn keine Crew mehr auf der Argo ist, wenn die Argo zu stark beschädigt wurde, wenn das Schicksal der Argo zu sehr auf die Probe gestellt wurde, wenn das letzte Kästchen der Zeitleiste markiert wurde oder wenn keine Titanen mehr in den Kampf geschickt werden können.
„Aeon Trespass: Odyssey“ ist ein weiteres Spiel aus dem Hause von Into the Unknown. Ich hatte bereits das Vergnügen, den Prototypen von „Kingdoms Forlorn“ auszutesten. Ein ähnliches Spiel desselben Entwicklerteams. Kann „Aeon Trespass: Odyssey“ „Kingdoms Forlorn“ übertreffen?
Was direkt beim Öffnen des Kartons klar wird ist, dass „Aeon Trespass: Odyssey“ von oben bis unten vollgestopft ist mit Material. Es sind unzählige Karten, etliche Miniaturen, ein großes Spielbrett, Terrainteile, Würfel, Token und drei Kampagnenbücher, ein Regelbuch und ein Learn-to-Play-Heft vorhanden. Das Material ist qualitativ sehr hochwertig. Die Miniaturen sind wundervoll modelliert, das Artwork liebevoll gestaltet und das restliche Material aus dicker Pappe gefertigt. Lediglich die Würfel könnten etwas schwerer in der Hand liegen. Mein größter Kritikpunkt, was das Material betrifft ist, dass kein adäquates Inlay vorhanden ist. Gerade ein so opulent gestaltetes Spiel sollte schnell auf- und abgebaut werden können. Ansonsten besteht ein ähnliches Problem, wie wir es bei „Gloomhaven“ bereits gesehen haben.
Die Welt von „Aeon Trespass: Odyssey“ ist absolut einmalig. Ich persönlich hätte mir zwar ein Brettspiel in der nordischen Mythologie gewünscht, aber die griechische ist fast ebenso interessant. Es kommt häufig vor, dass bekannte Persönlichkeiten oder Orte der Sagen, Mythen und Legenden auftreten. Obwohl die Welt angelehnt ist an die griechische Mythologie, haben die Entwickler zusätzlich viel eigene Fantasie einfließen lassen.
Die Geschichten sind sehr gut erzählt, wodurch ich stets gespannt war, was als nächstes passiert. Sehr gut gefallen hat mir die Tatsache, dass es sehr viele unterschiedliche Geschichten gibt, die vorangetrieben werden können. So gibt es eine Hauptgeschichte, die über den Sieg oder die Niederlage entscheidet, es gibt Nebengeschichten der anderen Crewmitglieder, persönliche Geschichten, die den Argonauten einen Charakter geben, Spezialevents und vieles mehr. Darüber hinaus gefällt mir die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die Konsequenzen haben. Gute Englischkenntnisse werden hier definitiv vorausgesetzt, da das Spiel derzeit nicht auf Deutsch erhältlich ist. „Kingdoms Forlorn“ hatte das Problem, dass die Geschichten sehr ausufernd geschrieben waren und teilweise in einem schwer verständlichen englisch. In „Aeon Trespass: Odyssey“ sind die meisten der Geschichten kurzweilig und verständlich geschrieben.
Mein größter Kritikpunkt ist, dass die Regeln teilweise sehr kleinteilig sind. Nicht umsonst kommt das Spiel derzeit auf eine Komplexität von 4,74 von 5 Punkten auf Boardgamegeek.com. Allerdings ist eher die Masse an Regeln ein Problem, da die Grundprinzipien sehr verständlich sind. Trotzdem ist es eine harte Aufgabe, sich durch das Regelbuch zu kämpfen. Es besteht eine sehr gute Learn-to-Play Anleitung in der viele Mechaniken des Spiels aufgezeigt werden, allerdings muss im Laufe der Kampagne immer wieder in das Hauptregelwerk geschaut werden. Dazu kann ich nur sagen, dass aller Anfang schwer ist. Je mehr gespielt wird und umso mehr sich die Spieler und Spielerinnen auf das Spiel einlassen, desto leichter gehen die Regeln von der Hand. Wenn ihr einige Regeln und Besonderheiten in den ersten Runden überseht, ist das ganz normal. Hauptsache ist doch, dass wir Spaß haben und die Regelfeinheiten kommen von ganz alleine. Trotzdem hätte ich mir Spielerhilfen gewünscht.
Die Kampfmechanik ist an den Urvater der Boss-Battler angelehn: „Kingdom Death Monster“. Trotzdem geht das Spiel seinen eigenen Weg. Das Triskelion zeigt die Wut, das Schicksal und die Gefahr an, welche den Kampf dynamisch machen. Die Titanen und die Primordials werden im Laufe des Kampfes immer stärker und helfen einander. So können mächtige Kombos entstehen oder sogar die alten Götter erweckt werden. Einige Primordials können von den Titanen erklommen werden, sodass der Kampf auf den Primordials selbst weitergeht.
Abschließend muss ich sagen, dass mich „Aeon Trespass: Odyssey“ wahnsinnig in seinen Bann gezogen hat. Seitdem das Spiel hier angekommen ist, liegt es auf meinem Tisch, was den Tisch komplett unbrauchbar macht, denn „Aeon Trespass: Odyssey nimmt diesen vollständig ein. Für mich ist es „Kingdom Death Monster“ ebenbürtig, da beide Spiele viele Stärken haben und unterschiedliche kleinere Schwächen aufweisen. Ich jedenfalls bin absolut begeistert und habe das Spiel mittlerweile mit Sleeves, bemalten Figuren und einem eigenen Ringbuch, in dem ich die Karten aufbewahren kann, aufgewertet. Interessierten sollte klar sein, dass das Spiel sehr glückslastig ist. Eben ein klassischer Ameritrash-Titel mit einer wunderbaren Geschichte. Für mich ist es eines meiner absoluten Lieblingsspiele geworden, allerdings bin ich mir sicher, dass dieses Spiel nicht für alle geeignet ist.
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Tags: 1-4 Personen, Kampfstrategie, 90 Minuten, Storytelling, Miniaturen, Kampagne, Fantasy, Abenteuer