Test | Im Namen des Volkes - Fall 1: Die tödlichen Goldfische

Verfasst von Jan Maguna am 13. Juli 2023. Veröffentlicht in Brettspieltest

Über das Schicksal eines Menschen zu entscheiden, der vielleicht ein Verbrechen begangen haben könnte, ist nicht leicht. Erst recht nicht, wenn die Beweislage unklar ist, die Aussagen widersprüchlich sind und es bei dem Verbrechen um so etwas grausames geht wie Mord. Bei diesem Spiel werden die Spielerinnen und Spieler zur Jury und versuchen ein gerechtes Urteil zu fällen.

Wir haben "Im Namen des Volkes" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Worum gehtes in dem Spiel?

„Im Names des Volkes“ ist ein kooperatives Event-Spiel, bei dem versucht wird ein Urteil in einem Gerichtsprozess zu fällen. Im Verlauf der Partie gibt es immer mehr Informationen zu dem Fall, über die in der Gruppe diskutiert wird. Am Ende der Beweisaufnahme wird durch eine einfache Mehrheit über Schuld oder Unschuld abgestimmt,

Zu Beginn des Spiels werden zwölf Jurykarten unter allen Teilnehmenden aufgeteilt. Auf diesen befinden sich Anweisungen bestimmte Spielmaterialen zu öffnen, oder Texte, die vorgelesen werden können. In die Tischmitte wird ein kleiner Spielplan gelegt, der die Szene des Verbrechens zeigt und erste Informationen enthält. Anschließend werden die Jurykarten nach und nach abgearbeitet. Einige fordern euch auf kleine Umschläge mit Informationen zu öffnen, die den Fall in ein anderes Licht rücken und die Diskussionen am Tisch anheizen sollen.

Sobald alle Karten bearbeitet und der Fall ausreichend diskutiert wurde, kommt es zu einer Abstimmung. Alle bekommen zwei Karten mit schuldig, oder unschuldig ausgeteilt und können geheim eine Karte in die Tischmitte legen. Gibt es eine einfache Mehrheit ist das Urteil der Jury gefällt. Wenn nicht, wird weiter diskutiert, bis es zu dieser Mehrheit kommt. Am Ende des Spiels wartet die Auflösung des Falls bei der dann nachgesehen werden kann, ob nicht vielleicht eine unschuldige Person ins Gefängnis geschickt wurde.

„Im Names des Volkes – Fall 1: Die tödlichen Goldfische“ fühlt sich an wie frischer Wind in der Welt der Event-Spiele. Zwar geht es mal wieder um Verbrechen, aber dieses Mal wird nicht von mir verlangt das Verbrechen aufzuklären, sondern mit den bereits gesammelten Beweisen ein gerechtes Urteil über die angeklagte Person zu fällen. Das Spiel möchte an einigen Stellen, dass alle Beteiligten ein kleines Rollenspiel daraus machen. Dass aufgestanden wird, wenn es etwas zu verkünden gibt oder das alle gemeinsam einen Eid schwören. Das kam bei uns leider nicht ganz so zum Tragen, aber in einer größeren Runde stelle ich mir dieses Spielelement durchaus witzig vor.

Der Spielverlauf ist ziemlich linear. Es gibt vier geheime Umschläge, die nach und nach geöffnet werden. Die Informationen, die aus diesen Umschlägen kamen, haben mich zunächst immer wieder zum Zweifeln gebracht. Ich war mir der Schuld sicher, aber dann kam die forensische Untersuchung. Leider war es spätestens in der Zusammenschau mit den neuen Informationen wieder klar in welche Richtung sich der Fall entwickeln würde - zumindest kam es uns so vor. Es gab zu wenig Informationen, als dass viel darüber geredet werden müsste. Das Spiel lässt ein wenig die Tiefe vermissen und alles war generell zu leicht zu deuten.

An einer anderen Stelle soll dann definiert werden was ein „gerechtes Urteil“ ist. Auf so etwas muss sich natürlich eingelassen werden. Philosophen machen sich seit Jahrtausenden Gedanken darüber was „gerecht“ ist. So Etwas in einer Spielsitzung beantworteten zu lassen ist eine gewagte Herausforderung an die Spielegruppe.

Insgesamt hält einem das Spiel mit seinen kleinen Auflockerungen und den geheimen Informationen bis zum Ende gut bei Laune. Die Spielzeit erschien mir leider etwas knapp bemessen. Wir haben die angegebenen 45 Minuten, wie auf der Spieleverpackung angegeben, nicht erreicht, haben aber auch nur zweit gespielt. Das ist die Mindestanzahl. Ich würde allerdings einen weiteren Fall in größerer Runde probieren. Denn ganz schlecht war es nicht.

Was ich mir zusätzlich gewünscht hätte, war eine größere Vielfalt an Materialien statt nur Texten. Vielleicht mehr Fotos vom Tatort, ein Überwachungsvideo, das im Netz angeschaut werden kann, oder verschiedene Korrespondenzen der angeklagten Person, die gedeutet werden müssen. Was auch immer. Es sollte keine Polizeiarbeit daraus werden, das möchte das Spiel ja auch gar nicht, aber ich sehe an dieser Stelle viel verschenktes Potential.

Erwähnenswert bei solchen Spielen ist noch, dass das Spielmaterial ganz bleibt. Ich habe die Umschläge vorsichtig mit einem Cuttermesser aufgeschnitten, sodass das Spiel immer wieder gespielt werden kann. Viele Fotos vom Material gibt es natürlich nicht, weil dieses im Laufe des Spiels erkundet werden soll und ich nichts vorwegnehmen möchte.

Wer so etwas wie Krimi-Dinner mag, wird sicher auch hier sein Vergnügen finden. Mit einem guten Essen und einem gemeinsamen Eidschwur könnte es ein lustiger Abend werden.

Bilder vom Spiel

Tags: 2-12 Personen, Event, Detektiv, 45 Minuten