Test | Dead by Daylight

Verfasst von Deniz Jansen am 24. Mai 2023. Veröffentlicht in Brettspieltest

Videospiele sind schon lange auf den Brettspielzug aufgesprungen. Ob nun das Brettspiel zu „Assassin‘s Creed“, die Brettspielumsetzung zu „God of War“ oder einer der vielen anderen Titel. Ist ein Videospiel erfolgreich und die Marke groß genug, stehen die Chance mittlerweile gut, dass auch ein Brettspiel zum Äquivalent erscheint. „Dead by Daylight – The Board Game“ ist da nicht anders, nur dass hier ein sehr erwachsenes Thema mit der Horror-Szenerie auf den heimischen Wohnzimmertisch geholt wird. Wie das funktioniert, schauen wir uns genauer an.

L 99 hat uns "Dead by Daylight" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Darum geht es im Spiel

In „Dead by Daylight – The Board Game“ spielen vier Personen gemeinsam gegen einen von insgesamt sechs unterschiedlichen personengesteuerten Killern. Sind weniger als fünf Personen am Tisch, übernehmen die spielenden Personen mehrere Charaktere, um das Spiel wieder ausgeglichen zu gestalten.

Das Ziel des Killers ist es, die Überlebenden der großen Entität zu „opfern“, indem sie zu dafür vorgesehenen Altären gebracht werden. Das Ziel der Überlebenden ist es derweil, vier Stromgeneratoren wieder in Gang zu bringen und den Ausgang zu finden.

Da alle Personen zusammen an einem Tisch sitzen und der Killer alle Bewegungen der Überlebenden sehen kann, werden Bewegungskarten im Vorfeld von jeder Person individuell fest- und verdeckt bereitgelegt. Jegliche Kommunikation muss der Killer mitbekommen, um abzuschätzen, was die Überlebenden vorhaben, damit er die eigenen Züge vorausplanen kann. Während die Überlebenden nur eine Bewegungskarte ablegen, legt der Killer zwei Karten aus, deren Bewegungen er im Anschluss an alle Züge der Überlebenden durchführt. Zusätzlich hat jeder der sechs unterschiedlichen Killer-Charaktere individuelle Fähigkeiten, die es den Killern erleichtern, ihre Mission zu erfüllen.

Im Zug der Überlebenden decken sie ihre Bewegungskarte auf und bewegen sich entsprechend auf den auf dem Spielfeld angezeigten Pfeilen, um am Zielort mit Gegenständen oder Generatoren zu interagieren.

Der Killer versucht, na ja…, seinem Namen gerecht zu werden und die Überlebenden zu verletzen, indem er auf ihr Feld läuft. Bis auf den Killer kann niemand eine „Warten“-Aktion durchführen, wodurch alle Überlebenden sich in jeder Runde bewegen müssen, was ihre Aufgabe nicht sonderlich einfach macht.

Versuchen sie mit einem Generator zu interagieren, legen sie einen Fähigkeitswurf ab. Dafür hat „Dead by Daylight – The Board Game“ normale Würfel, wobei die Zahl Sechs mit einem Totenkopf markiert ist und den Wert Null hat. Solange die Überlebenden alle Würfelergebnisse bis auf die Null werfen, gelingt ihnen die Probe. Werfen sie den Totenkopf, stärken sie damit den Killer.

Um die Überlebenden ein wenig abwechslungsreicher zu machen, besitzt jeder Charakter individuelle Fähigkeiten, die im fortgeschrittenen Spiel sogar anhand von Fähigkeitskarten verändert und weiter individualisiert werden können.

Hat eine Seite ihr Ziel erreicht, endet das Spiel und diese Seite hat die Partie gewonnen.

Bei „Dead by Daylight – The Board Game“ ist klar, dass ich den Elefanten im Raum zuerst ansprechen sollte. Das Spiel richtet sich vor allem an die Fans des Videospiels. Deshalb hat es all die Brutalität des Videospiels eingebaut und erinnert in jeder Hinsicht daran. Wem das Thema missfällt, das nun mal beinhaltet, Personen an Haken zu hängen oder generell einen Psychokiller zu spielen mit allem, was dazu gehört, ist in diesem Spiel komplett falsch.

Ich werde hier dahingehend nicht darüber urteilen, ob ich das Thema für ein Brettspiel geeignet finde oder nicht. Dass das Spiel nichts für Jugendliche unter 18 Jahren ist, sollte nur klar kommuniziert werden und ob dieses Thema einer Spielgruppe gefällt oder nicht, liegt nun mal im Auge der Betrachtenden.

Die positive Nachricht an die Fans des Videospiels lautet aber, dass sich hier sehr viel von der Vorlage wiederfindet, das auch sehr gut in das Brettspiel integriert wurde. Besonders die große Vielfalt und die vielen Möglichkeiten, die eigenen Spieldurchläufe zu individualisieren, bringen immer wieder ein neues Spielerlebnis mit sich. Bereits mit dem Grundspiel, das wir hier testen konnten, ist dieser große Wiederspielwert gegeben, wohingegen die große „Collector‘s Box“ dem Ganzen mit zusätzlichen Killern und Überlebenden noch einmal die Krone aufsetzt.

Was uns bei unseren Spieldurchläufen aber auch aufgefallen ist, ist, dass der Killer sehr erfahren im Spiel sein sollte. Bei unserer ersten Partie in der Redaktion wirkte es eher so, als würden die Überlebenden den Killer jagen, obwohl keine Seite Regelfehler oder irgendwelche schwerwiegenden Patzer gemacht hat. Weiß der Killer, was er tut, wird es für unerfahrene Überlebende schwierig. Arbeiten die aber auch wieder gut zusammen und schaffen ihre Würfelwürfe, wird es für den Killer knifflig. Das Talent beider Seiten muss sich hier die Waage halten, damit auch alle Parteien am Tisch Spaß haben können.

Auch etwas schade fanden wir, dass das Spielfeld eher „mechanischer“ Natur war. Uns war es egal, an welchem Ort wir uns befanden oder wie der hieß. Wir sahen farbige Pfeile und Gegenstände, mit denen wir interagieren konnten. Ob der Gegenstand nun im Keller oder in der Küche war, spielte keine Rolle. Auch durch die etwas dunkle Gestaltung und die wenig ansprechende Platzierung der Videospiel-Screenshots ist hier leider viel Potenzial verschenkt worden.

Unterm Strich bietet „Dead by Daylight – The Board Game“ vieles, was besonders Fans des Videospiels anspricht. Hoher Wiederspielwert, schönes Spielmaterial und ansprechende Regeln machen das Spiel zu einem guten Zeitvertreib. Spielgruppen, die sich aber nicht von der Thematik des Videospiels angesprochen fühlen oder wenig Lust haben, immer ein wenig selbst auf das Gleichgewicht im Spiel zu achten, sollten hier wohl eher fernbleiben.

Bilder vom Spiel

Tags: 3-5 Personen, Ameri-Trash, 30-60 Minuten, Miniaturen