Test | Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Newton Scamander, seines Zeichens Magizoologe, erreicht mit seinem abgenutzten Koffer New York. Doch wie wir aus der Filmvorlage wissen, hat es dieser Koffer wirklich in sich. In ihm trägt unser Held stets eine umfangreiche Sammlung magischer Kreaturen bei sich. In der Stadt, die niemals schläft, möchte Scamander den Donnervogel Frank fangen. Doch eine Gruppe von Hexen- und Zaubererjäger, die Second Salemers, stellt sich ihm entgegen. Soweit der Plot zum Film bzw. dem vorliegenden Spiel. Wie wir uns spielerisch durch die Straßen von New York bewegen, schauen wir uns jetzt genauer an.
Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!
„Phantastische Tierwesen“ wirbt auf der Verpackung mit drei Spielmodi für jedes Alter. Ein Konzept, dass ich so auch noch nicht gesehen habe. Im ersten und einfachsten Modus "Erste Fangversuche" dürfen die Kleinsten (ab vier Jahre) der Familie mitspielen. Auf markanten Punkten des New Yorker Spielplans werden zufällig und verdeckt Tokens ausgelegt. Darunter können sich eine von vier Ressourcen, ein Ressourcen-Joker oder ein Tierwesen befinden. Alle Personen am Tisch beginnen vom Startfeld im Südosten der Stadt. Anschließend wird reihum gewürfelt und die Spielfigur entsprechend der Augenzahl gezogen. Auf dem Zielfeld wird das Token umgedreht. Ist es eine Ressource oder ein Joker wird dieser durch einen neuen verdeckten Token ersetzt. Ist es ein Tiertoken, wird das Tier gefangen und der Spieler oder die Spielerin erhält die entsprechende Tierwesen-Karte. Wer auf diese Weise als erstes drei Tierwesen gefangen hat, gewinnt diesen Modus.
Im zweiten Spielmodus (ab 7 Jahren) ist der Spielaufbau unverändert. In diesem Modus werden die Tierwesen-Karten hinzugefügt. Auf den Karten steht wie viele Ressourcen zunächst benötigt werden, um das jeweilige Tier zu fangen. Per Würfelergebnis ziehen alle abwechselnd durch New York. Wird ein Ressourcentoken aufgedeckt wandert es in den Vorrat des Spielers. Ist es ein Tierwesen, dann kann es gefangen werden, wenn die nötigen Ressourcen gesammelt wurden. Ansonsten bleibt das Tiertoken offen auf dem Spielplan liegen. Wer zuerst zwei Tierwesen eingefangen hat, gewinnt die Partie. Als Variante können Zauberkarten hinzugezogen werden. In diesem Fall wird zu jedem Zugbeginn eine Zauberkarte gezogen. Die Zauberkarten bringen mehr Variation ins Spiel und geben zum Beispiel eine beliebige Ressource oder lassen einen Mitspielenden eine Runde aussetzen.
Ab 12 Jahren wird der dritte Spielmodus – Gehobene Magizoologie – empfohlen. In diesem Modus wird kooperativ gespielt. Das gemeinsame Ziel: Je nachdem wieviel Personen mitspielen müssen zwei bis vier Tierwesen eingefangen werden. In diesem Modus suchen sich alle zu Spielbeginn einen Charakter aus und nehmen sich die entsprechende Charakterkarte. Die Charaktere sind asymmetrisch und haben besondere Fähigkeiten. So braucht zum Beispiel Newton eine Ressource weniger, um ein Tierwesen zu fangen. Zum ersten Mal im Spiel tauchen jetzt die Salemer auf. Die speziellen Salemer-Token werden über den Spielplan verteilt. Betritt eine Person ein Feld mit einem Salemer-Token kommt es zum Kampf. Mit einer drei bis sechs auf einem sechsseitigen Würfel ist der Kampf gewonnen. Verliert der Spieler oder die Spielerin kann eine der maximal vier Aktionen genutzt werden, um den Kampf zu wiederholen.
Mit den Salemer kommt auch die Salem-Leiste zum ersten Mal ins Spiel. Nachdem alle Personen einmal am Zug waren, endet die Runde und neue Salemer erscheinen in New York. Soll ein Salemer-Token an einen Ort gelegt werden an dem bereits eins liegt, wird dieses Token auf die Salemer-Leiste gelegt. Im Spiel zu zweit ist das Spiel verloren, sobald das siebte Salemer-Token auf die Leiste gelegt wird.
Ich fange mal mit dem an, was mir an „Phantastische Tierwesen“ gefallen hat. Das Artwork des Familienspiels ist toll und ich erkenne die Charaktere aus dem Film direkt wieder, da Warner Brother und J.K. Rowling´s Wizards World Lizenzgeber sind. Die Hochglanz-Spielbox sieht edel und vielversprechend aus. Dank Inlay lassen sich alle Spielkomponenten gut verstauen. Das sind immerhin 110 Karten, 92 Token, 6 Aufstellen, 6 Charakterkarten, 1 Stoffbeutel, die Spielanleitung und der Spielplan. Die Regeln sind zum einen nicht schwer, zum anderen sind sie auch mit vielen Bilder erklärt, sodass der Einstieg einfach von der Hand geht und „Phantastische Tierwesen“ schnell und flüssig zu spielen ist. Auf dem Cover der Spielbox wird die Altersempfehlung mit "7+/12+" Jahre angegeben. Doch im Regelwerk wird der erste Modus für Kinder ab vier Jahren empfohlen. Zumindest stimmen die Angaben zur Spieler- und Spielerinnenanzahl sowie Spielzeit.
Ja, Marketingtexte heben die Vorteile eines Produktes hervor und wollen es letztendlich erfolgreich verkaufen. Doch was hier passiert ist schlicht weg gelogen. Schon der Satz "Dabei können sie mächtige Zaubersprüche und magische Artefakte sammeln" ist ein Witz. Die Zaubersprüche kommen leider nur im zweiten Spielmodus zum Einsatz. Und dabei handelt es sich dann um so "mächtige Zauber" wie zum Beispiel "Nimm dir eine Ressource deiner Wahl", "Nimm dir eine zufällige Zauberkarte von jemand anderem" oder "Nimm dir eine Ressource deiner Wahl von jemand anderem". WOW, genau die Art Zauber, die jeder schon mal in einer phantastischen Welt wirken wollte. Dann sammeln wir noch magische Artefakte. In der Anleitung fällt kein Wort darüber, das die Ressourcen, die gesammelt werden müssen, um Tierwesen zu fangen, magische Artefakte sind. Thematisch lässt das Spiel hier ordentlich Punkte liegen. Weiter geht es mit folgender Aussage: "Mit insgesamt drei verschiedenen Spielmodi bietet ‚Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind‘ magische Erlebnisse für jede Altersklasse." Das war ein Punkt, den ich richtig spannend fand. Ein Spiel für die ganze Familie – quasi drei Spiele in einem. Doch ist würfeln und Spielfigur ziehen wie im ersten Modus wirklich spannend? Ich finde nein! Da packe ich doch lieber das gute alte Sagaland auf den Tisch. Schade, mit diesem Konzept hätte man so viel mehr machen können.
Der zweite Modus baut auf dem ersten auf und erweitert das Spiel um "mächtige Zauber" und das Sammeln der Ressourcen oder sollte ich lieber Artefakte schreiben!? Wobei so eine halbvolle Flasche Hornpolitur schon ein mächtiges Artefakt ist. Warum brauche ich eigentlich zwei halbvolle, um ein Tierwesen zu fangen? Hätte nicht eine volle gereicht? Dies und noch andere Sachen kann ich einfach nicht nachvollziehen. Naja, wirke ich halt einen mächtigen Zauber und klaue einer Person am Tisch eine Ressource.
Kommen wir zum Kern des Spiel, der vom Regelwerk umfangreicher ist und endlich alles vereint, was wir bereits gelernt haben. Doch nun spielen wir auf einmal kooperativ! Komisches Konzept, denn ich hatte damit gerechnet, dass alle Modi aufeinander aufbauen. Aber gut, wen treibe ich jetzt mit meinen "mächtigen Zaubern" in die Enge? Genau, niemand! Zaubern ist im dritten Modus tabu – das finde ich phantastisch. Der dritte Modus stellte überhaupt keine Herausforderung dar. Es wurde nicht einmal im Verlauf der Partie brenzlig. Wir dachten erst, dass wir einen wichtigen Punkt in den Regeln übersehen haben. Als Fazit haben wir nach nur drei Runden einfach unseren magischen Koffer, sprich die Spielbox, geöffnet und das gesamte Spielmaterial darin verschwinden lassen – Hokus Pokus Fidibus!
Der dritte Modus ist übrigens auch im Solomodus ohne weitere Anpassungen spielbar. Als Basis sollte hier der Aufbau eines Zwei-Spieler-Spiels genommen werden. Ohne erschwerte Hausregeln wird dieser Modus euch aber genauso wenig fordern, wie das Spiel mit anderen Personen.
Vielspieler sollten die Finger von „Phantastische Tierwesen“ lassen. Dieses seichte Familienspiel ist, wenn überhaupt, etwas für Fans der Filmreihe. Nicht einer der drei Spielmodi ist spannend oder herausfordernd. Für viel Geld gibt es hier leider nur ein schlechtes Spiel bzw. drei.
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Bilder zum Spiel
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