
Test | Tribes of the Wind - 2. Meinung + Bilder vom Spiel
„Tribes of the Wind“ ist ein echter Hingucker. Das tolle Artwork von Vincent Dutrait fängt bei der Spielschachtel an und zieht sich komplett durchs gesamte Spielmaterial. Motiviert von der Aufmachung, wurde rasch das Regelwerk gelernt. Die Anleitung unterstützt dies durch einen übersichtlichen Aufbau mit großem Text und vielen bebilderten Beispielen. Es gibt für das Spiel mit zwei Personen eine sehr gelungene Regelanpassung, die keine Spielablaufänderung erfordert. Zum dritten Dummy-Spieler wird dann eine Kartenziehzone, die am Ende des Zuges automatisch angepasst wird – sehr coole Idee.
Das Spielmaterial ist durchgängig von guter Qualität. Doch fällt bei den fünf Spielertableaus auf, dass Vorder- und Rückseite identisch sind. Dies ist eindeutig eine verpasste Gelegenheit mehr asymmetrische Charaktere ins Spiel zu bringen und somit für mehr Abwechslung zu sorgen. Oder es wäre die Chance gewesen eine einsteigerfreundliche, nicht asymmetrische Version des Spiels mitzuliefern. Abgesehen von den Regeln sind alle Komponenten im Spiel sprachneutral. Die verwendete Ikonografie ist etwas unübersichtlich bis komplex und somit eine Einstiegshürde, die dem Spiel eigentlich nicht gerecht wird. Denn es spielt sich flüssig, weil alle solitär auf ihrem eigenen Tableau bauen. Auf BGG gibt es jedoch eine gute Spielhilfe zum Ausdrucken, die ich sehr empfehlen kann.
Die Spielzüge in „Tribes of the Wind“ sind kurz, da nur eine oder zwei Aktionen zur Auswahl stehen. Danach wird die Hand aufgefüllt und die nächste Person ist am Zug. So gibt es vor allem im Spiel zu zweit sehr wenig Downtime. Gleichzeitig fühlt sich das Spiel aber auch sehr repetitive an, denn hauptsächlich werden folgende Aktion durchgeführt: Wasser holen, Verschmutzung entfernen, Wasser ausgeben, ein Geländeplättchen auslegen, Windreiter bewegen und schließlich ein Dorf bauen. Wenn dieser Ablauf fünf Mal wiederholt wurde, ist das Spiel zu Ende – spannend klingt anders.
Die Planbarkeit nimmt mit erhöhter Spieleranzahl ab, da Elemente häufiger wechseln. Die besondere Idee, die Kartenrückseiten der anderen Mitspielerinnen und Mitspieler zu verwenden, fand ich sehr vielversprechend und habe ich so in einem Spiel noch nicht gesehen. Allerdings fühlt sich das Ausspielen der Karten manchmal zufällig an, weil es davon abhängt, was die anderen auf der Hand haben. Hier entscheidet für mich zu oft der Faktor Glück, ob sich richtige Kombinationen bilden lassen.
Die Ausgewogenheit der asymmetrischen Charaktere ist leider nicht gut gelungen. Einige Charaktere haben Eigenschaften, die zu leicht zu bekommen und sehr mächtig sind. Gleiches gilt für das Missionskartendesign. Einige leicht zu erreichende Karten bringen hohe Punkte, während schwere Karten im unteren Punktebereich liegen. Die Spiellänge ist, typisch für diesen Schwierigkeitsgrad, nicht gerade kurz und hat sich in unseren Partien zunehmend langweiliger angefühlt.
Ich wollte „Tribes of the Wind“ wirklich mögen, da mich Thema und Design wirklich ansprechen. Am Ende habe ich aber gemerkt, dass dies nicht mein Spiel ist. Es mag an der genutzten Asymmetrie liegen. Ich finde das Charakter-Balancing unausgewogen und das Spiel insgesamt sehr glückslastig. Es handelt sich hier eher um ein taktisches Puzzlespiel. Bis auf das die Elemente der Kartenrücken genutzt werden gibt es kaum Interaktion mit den anderen Personen am Tisch. Warum also eine Asymmetrie schaffen, die darüber hinaus nur Nachteile verursacht? Zudem finde ich die thematische Einbindung leider schwach.
„Tribes of the Wind“ ist ein schönes, leichtes Kennerspiel mit einem einzigartigen Mechanismus, die Karten der anderen Mitspielenden zu nutzen. Auch das Artwork überzeugt völlig. Wer taktische Puzzlespiele mit wenig Interaktion mag, für den könnte das Spiel etwas sein.
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Bilder vom Spiel
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