Test | Gefragt Gejagt
Anfang der 00er bis in die 2010er Jahre hinein war es ganz normal, dass zu vielen unterschiedlichen TV-Shows die passenden Brettspiele auf den Markt kamen. Ein „Schlag den Raab“ imitierte die verschiedenen Aufgaben, während ein „Wer wird Millionär“ die Spielgruppen mit Fragen ausquetschte. Dass diese Praxis nicht unbedingt der Vergangenheit angehört, beweist nun „Gefragt Gejagt“, das auf der gleichnamigen ARD-Quizshow basiert. Wie sich das Spiel auf dem heimischen Wohnzimmertisch schlägt, haben wir uns genauer angesehen.
Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!
Darum geht es im Spiel!
In „Gefragt Gejagt“ stellt sich die Spielgruppe den Jägern der TV-Show. Genau wie im Fernsehen besteht das Spiel aus drei Phasen, die es zu meistern gilt. In der ersten Phase geht es in einer Schnellraterunde darum, einen möglichst hohen Geldbetrag zu erspielen. Es gilt in einer Minute (festgehalten anhand einer Sanduhr) möglichst viele Fragen richtig zu beantworten und auf der Schnellrateleiste so hoch wie möglich zu kommen. Sobald alle Personen diese Phase abgeschlossen und einen Geldbetrag in Form eines Chips vor sich liegen haben, geht es weiter zur Runde zwei. In dieser Runde können sich alle Teilnehmenden zu Beginn entscheiden, ob sie bei ihrem Geldwert bleiben oder ihren Geldchip umdrehen. Dadurch kann der Geldwert sinken oder steigen (und die Runde dadurch leichter oder schwerer werden, indem die Startposition beeinflusst wird), je nachdem, was für einen Wert gewählt wird. In der Jagdphase geht es darum die Fragen aus drei Schwierigkeitsgraden (leicht, mittel und schwer) gleichzeitig zu beantworten, indem Antwortchips mit dem jeweiligen Antwort-Buchstaben ausgelegt werden. Wurde eine Frage richtig beantwortet, rückt der eigene Aufsteller eine Position weiter nach unten, wenn nicht, bleibt er an Ort und Stelle.
Anschließend wird überprüft, ob der eigene Jäger richtig gelegen hat. Die Jäger besitzen einen eigenen Kartenstapel, dessen Karten jeweils angeben, welcher Jäger bei dieser Frage richtig gelegen hat. Lag der eigene Jäger richtig, rückt dessen Aufsteller eine Position weiter. Hat der Jäger den eigenen Aufsteller der gleichen Farbe (jede Person hat einen eigenen Jäger, der hinter ihr her ist) eingeholt, scheidet diese aus dem Spiel aus. Alle die zum Schluss dieser Runde ihren eigenen Aufsteller erfolgreich von der Rampe geführt haben vergleichen den von ihnen erspielten Wert auf ihrem Geldchip. Die Person mit dem höchsten Wert geht ins Finale und muss sich einer letzten Runde stellen.
Die letzte Person, die es in die dritte und finale Runde geschafft hat, muss sich in einer weiteren Schnellraterunde einer erneuten Jagd stellen. Man beginnt damit schwere Fragen zu beantworten, bis die Sanduhr zweimal durchgelaufen ist. Die Endposition gilt es im Anschluss von den jagenden einzuholen. Diesmal stellt das Spiel jedoch keine Person aus der Sendung als Aufsteller bereit. Die Aufgabe der Jagenden geht in dieser Runde auf zwei Personen der Spielgruppe über, die ebenso versuchen, den vorgegebenen Highscore zu knacken. Beide Jagende haben die gleiche Zeitvorgabe und haben jeweils einen Versuch, eine Frage zu beantworten. Liegen beide falsch wird die Zeit gestoppt und die erste Person hat die Möglichkeit eine richtige Antwort zu geben und damit die eigene Position weiter auszubauen. Gelingt es den Jagenden den Highscore einzuholen endet das Spiel, wenn nicht gewinnt die Person, die ins Finale gekommen ist.
„Gefragt gejagt“ wirkte auf uns wie ein Spiel, das ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Bei der heutigen Konkurrenz auf dem Brettspielmarkt ist es durchaus mutig, ein Spiel herauszubringen, das auf einer ARD-Sendung beruht. Mutig deswegen, weil das ganze Design des Spiels eher auf die Zuschauerschaft der Fernsehsendung abzielt und im Vergleich zu anderen Spielen die Chance geringer ist, auch andere Interessenten an den Spieltisch zu bekommen.
Fans der Fernsehsendung sollten sich in „Gefragt gejagt“ aber wie zu Hause fühlen. Bekannte Gesichter aus der Sendung finden sich im Spielmaterial wieder und auch die Phasen des Spiels sind gleichgeblieben. Anders als bei der Sendung sollte „Gefragt gejagt“ aber unserer Meinung nach mit mehr als zwei Personen gespielt werden, da die unterschiedlichen Rollen sonst den Spielverlauf stark entschleunigen, wenn sich keine dritte Person findet, die ein Auge darauf hat.
Besonders gut hat uns gefallen, dass die unterschiedlichen Kartenstapel mit Abdeckkarten versehen sind, damit sich niemand frühzeitig die nächste Frage durchlesen kann. Auch die Auswahl der Fragen ist sehr vielseitig. Jede der insgesamt 117 Quizkarten beinhalten vier Fragen und sorgt dadurch für genügend Abwechslung. Was den Inhalt der Fragen angeht, wurde sehr auf das eigentliche Zielpublikum abgezielt. Fragen über das ARD-Programm und die Erwähnung von älteren (heute eher unbekannten) Sprichwörtern wechseln sich mit Fragen über Geschichte oder Literatur ab, sodass jüngere Mitspielende kaum eine Chance haben, die Antwort auch nur einer Frage zu wissen. Selbst bei meiner Frau und mir endete es bereits mit dem leichten Fragestapel vermehrt im fröhlichen Rätselraten, da selbst dieser Stapel bei anderen Quizspielen als erhöhter Schwierigkeitsgrad gegolten hätte. Dabei sind die Fragen bei weitem nicht passend ihrem Schwierigkeitsgrad zugeordnet. So finden sich beispielsweise in ein und derselben Kategorie die Fragen „Wer schoss das Golden Goal zum Fußball-WM-Sieg im Jahr 2003?“ und „Wie wird Gott im Islam genannt?“, was nur Beispiele einiger interessanter Mischungen sind. Hier scheint es den Autor:innen schwierig gefallen zu sein, wirklich Fragen zu finden, die allen Teilnehmenden leicht fallen würden, während in der Kategorie „Schwer“ eigentlich schon studierte Expert:innen für die jeweilige Frage am Tisch sitzen müssten. Fans von kniffligen Quizfragen hätten hier sicherlich ihre Freude, der Spruch „Für die ganze Familie“ trifft hier aber wohl eher nicht zu.
Ein weiterer Problempunkt ist die Schnellraterunde. Problempunkt deswegen, weil die Fragen an sich eine hohe Quelle der Unfairness sind. Während manche Fragen ellenlang sind und allein das Stellen der Frage einiges an Zeit kostet, sind andere mit schwierigen Begriffen versehen, über die die vorlesende Person leicht stolpern könnte. Dadurch ist nicht nur das Wissen der jeweiligen Person ein großer Faktor, wie weit sie schlussendlich kommt, sondern auch wie schnell und flüssig ihr die Fragen präsentiert werden. Hinzu kommt, dass „Gefragt Gejagt“ nach nur 5 Minuten vorbeisein kann, wenn die Gruppe in der zweiten Phase von den Jägern gefangen wurde. „Gefragt Gejagt“ ist damit eher ein Spiel, bei dem es weniger darum geht, wer am meisten weiß oder wer aus der Gruppe am Ende gewinnt. Es geht vielmehr um den Weg dahin und wem es gelingt trotz der Hindernisse auf dem Weg überhaupt das Ziel zu erreichen. Eine siegreiche Partie wird bei „Gefragt Gejagt“ wohl eher die Ausnahme bleiben.
Etwas, das besonders erfahrene Spielgruppen negativ auffallen wird, ist, dass alle Chips des Spiels lose in die Spielschachtel gegeben werden sollen, da „Gefragt gejagt“ keine Tüten mitliefert. Während die Karten sinnvolle Sortiereinlagen bekommen haben, hätten auch die Chips eine ähnliche sinnvolle Verstauungsmöglichkeit verdient. Es ist jeder Spielgruppe daher anzuraten die Chips nachträglich in Tüten zu sortieren, um den Auf- und Abbau zu verkürzen.
Unterm Strich ist „Gefragt Gejagt“ ein Quizspiel für Fans der Sendung, die ein ähnliches Spielgefühl durchlaufen wollen. Besonders Spielgruppen denen übliche Quizspiele auf dem Markt zu leicht sind oder die sich unterfordert fühlen, können sich „Gefragt Gejagt“ genauer anschauen, da dieses Gefühl hier vermutlich deutlich seltener auftreten wird. Personen, die jedoch auf der Suche nach einem ausgewogenen Quizabend für die ganze Familie sind, sollten hier eher Abstand nehmen. Besonders für die Jüngeren bietet „Gefragt Gejagt“ eine Vielzahl von Frustmomenten, die den Spieleabend schnell den Bach runter gehen lassen können.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2-5 Personen, Quiz, Familienspiel