KENNERSPIEL DES JAHRES // „Alles war irgendwie leicht“

KENNERSPIEL DES JAHRES // „Alles war irgendwie leicht“

DIE CREW von THOMAS SING ist KENNERSPIEL DES JAHRES 2020 geworden. Das ein STICHSPIEL jemals den Kennerspielpreis gewinnen könnte erschien bis 2020 als unmöglich. Nun ist es passiert und auch unsere Redaktion hatte sich intensiv mit dem Spiel auseinander gesetzt und kam zum Ergebnis von „warum nicht“ bis „unbedingt“. In unserem Test lest ihr - mit Erst- und Zweitmeinung - was die Faszination am Spiel ausmacht und warum ein kleines günstiges Kartenspiel viele Stunden Spielspaß bietet und damit ein leuchtendes Beispiel dafür ist, wofür der Titel KENNERSPIEL DES JAHRES am Ende steht: Die analogen Spiele in das Licht der Öffentlichkeit zu zerren und für ein breites Publikum zugänglich zu machen.

Der KOSMOS VERLAG hat uns ein Interview mit dem Autoren zur Verfügung gestellt, dass den Titel „Alles war irgendwie leicht“ trägt und etwas mehr zur Entstehungsgeschichte des Spiels preisgibt.

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Doch vorher ein paar Infos zum Autoren

Thomas Sing lebt in Konstanz am Bodensee. Der diplomierte Volkswirt betreibt dort mit Freunden einen großen Kiosk. Das lässt ihm genug Zeit für seine Hobbys, Mathematik, Krimis lesen, Sport und natürlich das Spieleerfinden.

Angefangen mit dem Spieleerfinden hat es vor ca. sieben Jahren eher zufällig. Damals entwickelte er mit Freunden ein Sudoku-ähnliches Zahlenrätsel namens Miss Lupun. Daraus wurde ein Brettspiel, das dann einen Platz auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres fand. Seitdem hat das Spieleerfinden einen festen Platz in seinem Leben.

In seiner Schulzeit war Thomas Sing Weltrekordler im „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ spielen und fand so den Weg ins Guinness Buch der Rekorde.

 

Das Interview

 

DIE CREW, das für die Wahl zum Kennerspiel des Jahres 2020 nominiert wurde, vereint auf innovative Weise Mechanismen von Stichspielen mit Kooperation und eingeschränkter Kommunikation. Daraus entsteht ein komplett neues Spielgefühl. Wie kamen Sie auf die Idee, solch ein Spiel zu entwickeln?

DIE CREW entstand in einer Phase, in der ich an einem völlig anderen Karten-Stichspiel arbeitete. Nachts bin ich dann irgendwann aufgewacht mit der Frage, wie spielt es sich wohl, wenn vor dem Spiel bestimmt wird, wer welche Karte in einem Stich gewinnen muss. Das ist ja genau das Crew-Prinzip. Mein Unterbewusstsein hat mir also kräftig dabei geholfen.

 

Was war bei der Entwicklung besonders knifflig?

Das ist schwer zu sagen, denn alles hat sich auf ganz natürliche Weise ergeben. Alles war irgendwie leicht. Darum habe ich auch das Gefühl, dass ich das Spiel eher gefunden als erfunden habe. Die Kommunikation war anfangs nicht da, aber auch die ist relativ schnell als Ergebnis logischer Überlegungen entstanden. Das Kniffligste waren wahrscheinlich die Logbuch-Texte. Da bin ich besonders froh, dass Kilian Vosse, der Kosmos-Spieleredakteur, das so großartig gemeistert hat.

 

Wie viele Testrunden haben Sie gespielt, bis Sie DIE CREW einem Verlag angeboten haben?

 Testrunde beinhaltet das Wort Test. Da das Spiel aber von Anfang an funktioniert hat, ist so etwas wie eine Phase des Testens und Austarierens, die jede Spielentwicklung normalerweise begleitet, eigentlich gar nicht aufgetreten. Wir haben einfach darauf los gespielt und es war so spannend zu erleben, was sich da alles während des Spiels fast von selbst entwickelte. Wir waren regelrecht süchtig danach, DIE CREW zu spielen und in das Crew-System einzutauchen. Kosmos angeboten habe ich das Spiel, als der Rahmen für das Spiel, in Form eines Logbuchs, bestand.

 

DIE CREW erscheint bereits in fünfzehn verschiedenen Ländern und wird von Spielekennern hochgelobt. Wann haben Sie gemerkt, dass Ihr Spiel das Potential hat, so erfolgreich zu sein?

Wenn ein Spiel einfache Regeln hat und dabei dennoch ein ganzes Universum an Gedanken kreieren kann und darüber hinaus hochemotional ist, dann muss das Spiel etwas ganz Besonderes sein. Allerdings war mir klar, dass das nur mein Empfinden ist und dass das mit der Spielewelt da draußen nicht unbedingt korrespondieren muss. Bei DIE CREW war es aber so. Von Anfang an wurde in der Spieleszene nur positiv darüber gesprochen. Als es dann in Essen auf der Spielemesse überall Thema war, war mir bewusst, dass es anscheinend noch viele Menschen gibt, die dieses Spiel genau so intensiv erleben, wie ich.

 

Haben Sie einen Tipp für Spielegruppen, die DIE CREW das erste Mal spielen?

Eigentlich nicht. Jede Spielgruppe ist anders. Vielleicht würde ich empfehlen, sich Mitspieler auszusuchen, die man mag. DIE CREW kann nämlich durchaus mehr sein als ein Spiel.

 

Haben Sie es schon einmal geschafft, die fünfzig Missionen der Crew ohne Fehler durchzuspielen?

Vielleicht zu zweit. Aber das weiß ich nicht mehr genau. Zu dritt., viert und fünft ist das meines Erachtens fast unmöglich. Alle Fans von DIE CREW wissen, dass man hin und wieder ganz unglückliche Kartenverteilungen haben kann. Da ist dann eben nichts zu machen. Das ist wie im normalen Leben. Das gehört einfach dazu.

 

Arbeiten Sie derzeit an einer neuen Spielidee?

Ja, das kann ich gar nicht ausschalten. Mein Unterbewusstsein kreiert da ständig etwas.

 

Was fasziniert Sie an Brettspielen?

Das Erfinden und Entwickeln von Spielen fasziniert mich weit mehr, als das Spielen. DIE CREW ist da vielleicht eine Ausnahme. Da reißt mich das Spielen immer wieder von Neuem mit. Andere Spiele kenne ich kaum. Vielleicht sollte ich das ändern.

 

Wie sind Sie zum Spieleautor geworden?

Ganz konkret hat es bei mir vor ca. sieben Jahren angefangen. Damals habe ich mit Freunden ein Sudoku-ähnliches Zahlenrätsel namens Miss Lupun entwickelt. Das lief damals alles ziemlich gut. Es gab eine Million Bierdeckel mit unserem Rätsel darauf, was uns dann auch ins Fernsehen brachte. Irgendwann kamen wir auf die Idee, aus dem Rätsel ein Brettspiel zu machen. Winning Moves hat das Spiel verlegt und wir waren damit auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres. Ich fand das alles ziemlich auf- und anregend und hatte so viel Spaß dabei, dass ich mit dem Spieleerfinden einfach weitermachen musste.

 

Wo und mit wem testen Sie Ihre Spiel-Prototypen? Hat sich dies in der aktuellen Situation stark verändert?

In der Regel teste ich ein Spiel erst im Kopf. Das ist vielleicht sogar die wichtigste Phase für mich. Die offenbart das Innerste des Spiels und zeigt mir, ob es Sinn macht, das Spiel weiter zu verfolgen. Dann geht es alleine an den Spieltisch. Meine Mitspieler phantasiere ich mir zusammen. Wenn Sie wüssten, mit wem ich schon alles am Spieltisch gesessen habe! Hat das Spiel dann "Händchen und Füßchen", wird es mit meinen besten Freunden in der wöchentlichen Spielerunde gespielt, getestet und austariert. Das ist eine extrem produktive Phase, für die ich sehr dankbar bin und die für mich gar nicht weg zu denken ist. Danach geht es in weitere Gruppen. Da zwei meiner Freunde in der Schweiz  ohnen und wegen Corona nicht nach Deutschland durften, konnte ich meine wöchentliche Spielerunde nicht erleben. Corona hat mich deshalb sehr behindert.

 

Spielen Sie noch zum Spaß? Und falls ja, welches sind Ihre Lieblingsspiele?

Meine Lieblingsspiele sind meine eigenen Spiele. Wie oben schon erwähnt, spiele ich ganz selten andere Spiele. In großen Familienrunden passiert das hin und wieder. Dann bringe ich kleine Spiele mit, ohne großen Erkläraufwand. Natürlich macht mir das Spaß, sonst würde ich es nicht machen.

 

Quelle:

Presseinformationen Kosmos

Tags: Interview, Kennerspiel des Jahres, Branche

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