Von Fuchs-Mystikern, einem verwunschenen Wäldchen und magischen, sammelbaren Gegenständen
Auf der SPIEL ’24 gab es dieses Jahr – wie üblich – einige echte Hingucker bei den Brettspielen. Auch bei dem Verlag AEG gab es dieses Jahr einiges zu bewundern, wie bspw. „Let’s Go! To Japan“, gleich mehrere Erweiterungen für „Cascadia“ und "Undergrove", einem neuen Titel von „Flügelschlag“-Autorin Elizabeth Hargrave. Etwas weniger Beachtung vorab bekam das ebenfalls sehr hübsche Familienspiel „Nocturne“, in dem 1-4 Spielende als Fuchs-Mystiker um magische Gegenstände um die Wette bieten.
Das Spiel hat dabei außer dem wunderschönen Artwork von Beth Sobel, die ebenfalls für „Flügelschlag“ und auch „Cascadia“ bekannt ist, noch eine wirklich interessante und abwechslungsreiche Fülle an Mechanismen zu bieten. Neben dem Bieten müssen Sets an Gegenständen gesammelt, Aufträge erfüllt, sich über ein Raster beweget und Mehrheiten in einzelnen Gebieten erlangt werden. Was erst mal nach einem Expertenspiel klingt, entpuppt sich jedoch als puzzeliges Familienspiel, das durchaus zu überraschen weiß.
Zaubersprüche in Form nummerierter Plättchen
In „Nocturne“ versuchen die Spielenden, sich möglichst geschickt durch den Wald zu bewegen, um die besten Sammlungen an magischen Gegenständen zu ergattern – oder zumindest wertvollere als die Konkurrenz. Der Job des Fuchs-Mystik scheint ganz schön kompetitiv zu sein. Der Wald besteht aus einem Raster mit ebendiesen Gegenständen. Die Felder werden Zug für Zug mit nummerierten Plättchen von 1-7 bestückt, die Zaubersprüche darstellen sollen. Eine Person beginnt mit einer Zahl, die danach überboten werden muss, um das nächste Feld zu betreten. So laufen die zauberhaften Füchse so lange ziemlich wild durch den Wald bis niemand mehr das aktuelle Plättchen überbieten kann oder will. Dann darf der oder die Höchstbietende den Gegenstand des letzten Feldes einsammeln und mit seinem siegreichen Plättchen quasi das Revier markieren.
Das klingt einfacher als es ist, denn die Richtung wechselt durch die verschiedenen Interessen natürlich oft. Und Gegenstände kommen in vielen Farben und Formen, die nicht immer den eigenen Aufträgen oder bisher gesammelten Sets entsprechen. Diese Gegenstände haben dazu meist noch verschiedenen Arten, wie sie Punkte generieren. Von machen versucht man einfach so viele wie möglich zu ergattern, von anderen wieder nur exakt zwei! Einer mehr und es gibt keine Punkte. Vielleicht ist der eingesammelte Gegenstand aber auch eine Truhe voller Zaubertrank-Rezepte, die es nun zusätzlich zu erfüllen gilt.
Hinzu kommen noch offene Aufträge, die bspw. die erste Person belohnen, die mit einem bestimmten Zahlenplättchen eine Runde gewinnen. Weitere Punkte könnte es dafür geben, wenn man mit seinen siegreichen Plättchen eine zusammenhänge Fläche von vier oder mehr Rasterfeldern besetzt. Dadurch wird das kleine hübsche Spiel zeitweise ganz schön taktisch und knifflig – was in diesem Zusammenhang absolut positiv gemeint ist.
Interesse ist geweckt
In der Probepartie auf der SPIEL ’24 mit vier Personen war es allerdings auch ganz schön chaotisch, denn wenn drei andere Personen von einem bieten dürfen, landet man oft in einer ganz anderen Richtung als geplant… und muss dann improvisieren und das Beste aus der Situation machen.
Insgesamt machte das Spiel einen soliden bis guten Eindruck, der möglicherweise mit weniger Spielenden noch besser ausgefallen wäre. Denn dann sollten die eigenen Aktionen und die Bewegungsrichtung im Wald etwas planbarer werden. Wen der etwas ausgefallene Mix aus Mechanismen und die tollen Illustrationen gefallen, kann 30€ definitiv schlechter investieren. Die Chancen stehen auf jeden Fall nicht schlecht, dass das Spiel von mir eine weitere Chance bekommt, falls eine deutsche Version erscheint. Dazu ist bislang allerdings noch nichts bekannt.
Quellen: