B-Rex Tage Diaries - das sind die Neuheiten
Liebes Brettspieltagebuch. Was für ein Wochenende. Du wirst mir nicht glauben, was ich alles an 2 Tagen erlebt habe. Gejagt von Serienkillern, bei kosmischen Fröschen unterwegs, Chef eines Restaurants und noch so vieles mehr. Aber der Reihe nach.
Zuerst einmal ging eine lange Reise nach Sachsen Anhalt, genau genommen nach Schkopau in den Ortsteil Liebenau. Dort versteckt sich eine alte Burg, die extra die Tore für uns geöffnet hatte. Ein dunkler, langer Gang ließ die Spannung steigen. Was versteckt sich da wohl auf der anderen Seite? Ein Brettspielschlaraffenland.
Ein Burghof voller Sitzmöglichkeiten und zu gegebenen Zeiten leckerem Essen und Räumlichkeiten voller Tische mit Spielen von Funbot (sehr leicht) bis Giant Roc (Experte). Traumhaftes Ambiente, um ein paar Abenteuer zu erleben.
Gestartet bin ich in der viel verregneten, aber bunten Jahreszeit. In Herbstlaub ist der Name Programm. Die gefallenen Blätter sammeln wir auf und legen sie möglichst ertragreich an. 3 Handkarten entscheiden, welches Blatt ich nutzen kann. Beim Anlegen ist neben den Treffpunkten auch die Farbe wichtig. Ersteres entscheidet, wie viele Aktionen und Zweiteres, welche ich ausführen darf. Zum Beispiel komme ich nur auf diese Art an neue Karten, sammel Tiere, lasse Pilze wachsen oder wander auf dem Baum nach oben, um Boni zu erhaschen. Wichtig ist es, möglichst viele Sonnen zu sammeln. 3 davon kann ich immer in Siegpunkte umwandeln – sie bringen das Spiel aber jedes Mal näher ans Ende. In der Welt der Legespiele sticht es hauptsächlich durch die schicke Optik und das tolle Material heraus. Der Rest fühlt sich sehr klassisch an.
Nach dem sehr gemütlichen Anfang ging es auf die 7 Weltmeere hinaus. War es eben noch der seichte Herbstwind, schlagen jetzt hohe Wellen an das Bug und lassen uns gewaltig schwanken. Als wäre das nicht schon Unheil genug, ist in der Nähe auch noch ein Kraken gesichtet worden. Zum Glück hält das keinen Piraten davon ab, möglichst fette Beute zu machen. In Für die Ehre treten bis zu 4 Schiffe gegeneinander an. Ziel ist es zuerst, 3 Schatztruhen zu ergaunern.
Dafür habe ich 5 Aktionen, mit denen ich entweder mein Schiff bewegen, drehen oder Schatzkarten bzw. Schatztruhen aufnehmen darf. Sobald ich mit meinen Bewegungen eine Insel erreiche, kann ich eine Schatzkarte sammeln. Diese zeigt mir, welche Insel einen Schatz für mich bereithält. Sind meine Aktionen verbraucht, darf ich noch 3 Kanonenkugeln abfeuern. Treffe ich dabei einen Mitspielenden, den Turm in der Mitte oder den Kraken, bekomme ich eine Münze. Bleibt die Kanonenkugel auf einem Objekt liegen oder schießt sogar einen gegnerischen Piraten ab, erhöht das meine Beute. Auch hier spielt das Auge mit. Haptisch ist einiges geboten. Ein tolles, aber sehr glückslastiges Familienspiel.
Mit etwas wackeligen Beinen betrat ich nach langer Schiffsfahrt wieder das Festland. Da es schon spät am Abend war, habe ich mit 2 Mitstreitenden in einem nahen Anwesen Obdach gesucht. Direkt nach dem Eintreten hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl. Hat sich gerade die Eingangstür hinter mir 5-Fach verschlossen? Warum liegt im Wohnzimmer ein zerstörtes Funkgerät? Und die wichtigste Frage: Warum höre ich eine Kettensäge immer näher kommen? Terrorscape macht seinem Namen alle Ehre. 3 Personen fliehen vor einem Killer, der uns nicht nur aufspüren will, sondern uns auch ständig Wege versperrt.
Wir haben die Möglichkeit, die fehlenden Schlüssel zu finden oder mit dem reparierten Funkgerät die Polizei zu rufen. Dabei kann es passieren, dass wir Geräusche von uns geben und damit den Schlächter in unsere Richtung locken. Wird eine fliehende Person getötet, gewinnt der Killer. Gelingt die Flucht, wartet er auf seine nächsten Opfer.
Das war knapp. Die Flucht ist geglückt, aber der Puls war auf 180. Wurde Zeit, dass etwas Ruhe einkehrt. Nach kurzer Wanderung erreichte ich die Niederlande und damit eine Windmühle neben der anderen. Wunderschöne Tulpenwiesen zeigten sich am Wegesrand, und als ich ein freies Beet fand, entschied ich mich, selbst Gärtner zu werden. In Blumenwiese drehen wir zwei Mühlenräder, die uns zwei mögliche Aktionen zur Hand geben.
Zur Auswahl steht neben den Pflanzen, auf den Markt zu gehen, Mühlen zu bauen, Tulpen zu verschiffen, unser Mühlrad aufzuwerten oder die Aktionen ertragreicher zu machen. Unser Beet gibt uns auch Schwierigkeiten vor. Während es in der Spalte möglichst bunt aussehen soll, wünscht es sich in der Reihe sehr einheitlich. Mit dem Bau von Mühlen kann ich zusätzlich Sofortaktionen ausführen. Dies ist dringend notwendig, denn diese entscheiden auch, welche Tulpenfarbe ich am Ende überhaupt werten darf. Ein Highlight des Wochenendes, auch wenn die Mechanik sich nicht sehr thematisch anfühlt.
Zu viel Ruhe scheint mir aber auch nicht gut zu tun. Denn in einer Nacht träumte ich von Fröschen im Weltall. Völlig abgedreht, denn die verschlingen Landschaften, um sie später in unser Sternenlager auszukotzen. Kein Scherz, in Cosmic Frog ist das der Fall. Wir sind auf einer Scherbe unterwegs, sammeln so Wüsten, Wälder, Wasser usw. ein, um sie draußen im Äther auf unser Tableau zu bringen. Ganz so einfach ist das allerdings nicht.
Das Spiel ist sehr konfrontativ. Der Kampf ist hier sehr erwünscht, denn so kann ich auf der Scherbe das Verschluckte klauen oder draußen im Äther sogar schon Ausgewürgtes entwenden. Ziel ist es, möglichst viele gleiche Landschaften in einer Reihe oder Spalte zu haben. Ständig wechselnde Fähigkeiten können den Kampf beeinflussen. Dieser wird mit Würfeln bestritten, die je nach Farbe unterschiedlich stark sind. Mutig, mit so einer abgedrehten Idee auf den Markt zu kommen. Hier kann niemand behaupten, dass das Szenario ausgelutscht ist. Sehr gespalten wurde das Spiel am Ende besprochen. So richtig überzeugt bin ich noch nicht, würde es aber nochmal mitspielen.
Der Vorteil bei Träumen ist: Man erwacht nach kurzer Zeit wieder in der realen Welt, wundert sich über seine eigenen Gedanken und macht dann normal weiter. Ich jedenfalls hatte genug von Tulpen und wollte lieber ein nettes französisches Restaurant eröffnen. Wer konnte ahnen, dass es fast im Krieg ausartet, um an Zutaten zu kommen? Da will ich gemütlich auf dem Markt die Wünsche der Kunden erfüllen, und ständig wird einem das Gemüse weggeschnappt oder ein schönes Stück Rind. Rival Restaurant lässt mich zu Beginn der Runde aussuchen, welche Art Zutaten ich kaufen möchte.
Soll es eher etwas Obst sein, Fleisch oder Milchprodukte? Hab ich mich entschieden, wird die Sanduhr umgedreht und ich stelle meinen Koch auf, z. B. ein Stück Schweinefleisch. Steh ich da allein, bezahle ich den angegebenen Preis. Will einer anderen Koch oder Köchin dieselbe Zutat, bieten wir, bis eine Person nachgibt. Das ist aber nur möglich, solang die Sanduhr nicht abgelaufen ist. In der Zeit ist es auch erlaubt, Untereinander Zutaten zu verschachern oder zu tauschen. Hab ich noch Geld übrig, kann ich zusätzlich in dem Bereich, in dem ich meinen Koch gestellt habe, Sachen kaufen. Vor uns liegen Rezepte. Sobald wir diese erfüllen, sammeln wir Likes, aber auch Müll. Bevor wir die nächste Aufgabe zu Ende bringen, sollte der Müll verschwunden sein. Dafür umgehe ich den Zutatenkampf und bezahle lieber etwas, um ihn loszuwerden. Schöne Idee, der chaotische Teil ist erfreulicherweise oft durch Ruhephasen unterbrochen. Mach mit vielen Leuten am Tisch richtig Laune und hat für viele Lacher gesorgt.
Aber auch Restaurantleiter ist nichts für die Ewigkeit. Wir springen in der Zeit ins alte Griechenland. So ein paar Tempel zu errichten, Schiffe auf die Reise zu schicken und Gebiete zu kontrollieren, kann doch nicht so schwer sein. Minos – Anbruch der Bronzezeit belehrt uns eines Besseren. Was da in 4 Runden passiert, würde hier den Rahmen sprengen. Wir setzen Würfel ein, um Leute einzusetzen und zu verschieben oder zu bauen, Karten vom Markt zu nehmen oder diese zu erfüllen. Dafür kann ich Ressourcen einsetzen.
Mit jeder Karte steigen meine Möglichkeiten. 3 Leisten haben einen großen Einfluss. Durch Aktionen, Karten und Gebietsvorteile wandere ich immer weiter nach oben, was mir zusätzlich mehr Möglichkeiten in den nächsten Runden bietet. Am Ende raucht gewaltig der Kopf und ich habe so eine große Auswahl, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Ein Spiel, welches man dringend öfter spielen muss. Dann ist die Downtime nicht mehr so hoch und du bist die ganze Zeit im Bilde.
Nach Griechenland hatte ich Lust, etwas zu wandern und die Welt mit meiner Musik zu begeistern. Als Barde wollte ich mit meiner Textsicherheit, der Kreativität und meinen tollen Liedern die Menschheit beglücken. Irgendwie stellt man sich das einfach vor und ist von sich selbst überzeugt. Wenn es so ist wie in Bardwood Grove, beende ich aber meine Karriere lieber. Der Weg zur perfekten, eindringlichen und beliebten Musik ist äußerst schwer.
In meinem Zug ziehe ich 2 Karten, wobei ich eine in mein Lied lege und die andere z. B. meine Lautstärke beeinflusst oder Geld generiert. Mein Einstellrad entscheidet, wie viele Schritte ich gehen darf und wann mein Lied gespielt wird. Sobald mein Song erklingt, erhalte ich alle Boni der Karten, die ich vorher hier abgelegt habe. So kann ich Fans oder Gefährten gewinnen, den Markt beeinflussen und weitere Fähigkeiten erlernen. So richtig kam bei uns kein Spielfluss zustande. Kann sein, dass da die Konzentration nachgelassen hat. Von der Aufmachung und Idee fühlt es sich gut an. Würde es gern weiter testen und die vielen weiteren Kartendecks in der Schachtel ausprobieren.
Mit meinem Musikertalent konnte ich nicht überzeugen. Daher wurde es Zeit, sich als Magier zu versuchen. Also reiste ich in die Welt von Set a Watch. Da ich keine Erfahrung mit Zaubersprüchen und magischen Gegenständen habe, ging ich zu einer Hexe in die Lehre. 5 verschiedene Würfel stehen mir zur Verfügung. Auf der linken Seite finde ich die Gegenstände. Hier werden aufsteigende Werte gewünscht. Genau andersherum auf der rechten Seite, bei der ich die Sprüche lerne.
Durch Erfüllen von Aufgaben bekomme ich Siegpunkte und Tränke, mit denen ich die Würfel beeinflussen kann. Zusätzlich liegen vor mir immer 3 Karten aus, von denen jede Runde eine weitergegeben wird. Hab ich den passenden Spruch und Gegenstand auf meiner Karte erfüllt, darf ich sie mir nehmen. Auch diese bringen Siegpunkte. Das 2. Highlight an diesem Wochenende. Keine bahnbrechenden neuen Regeln, spielt sich einfach locker flockig und macht Lust auf mehr.
Jetzt waren wir längere Zeit viel zu freundlich. Nach Blumen pflanzen, Bauwerke errichten, Musik machen und Zauber lernen wurde es Zeit, ein paar Ehemänner unter die Erde zu bringen. In Schwarze Witwen sollte sich jeder männliche Charakter in dem Spiel große Sorgen machen. Zwar steht eine Heirat mit einer attraktiven Dame bevor, aber im Anschluss ist die Lebensdauer stark begrenzt. Die Frauen wollen alle am Ende nur einen Heiraten, den Duke. Der Weg dahin führt über einige Leichen. Aus 5 Karten werden pro Runde 4 gedraftet. Schaffe ich es, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, und ist meine Erbschaft sehr ertragreich, steht meiner Hochzeit mit dem Duke doch nichts im Wege. Mit vielen Spielenden am Tisch ein großer Spaß.
Bei dem großen Männerverschleiß mit vielen Gräben im Garten wollte ich doch lieber wieder das weite Suchen und habe sehr besondere Tiere kennengelernt. Erstaunlich, dass Sherlock Holmes weiterhin als Der große Detektiv angesehen wird. Dabei arbeiten ihm ein Frosch, ein Vogel, eine Maus und eine Spinne so gut zu, dass er selbst nur noch die Lösung präsentieren muss. In Sherlock-Spürnasen befragen wir Tiere, lösen Rätsel, finden Gegenstände und nutzen unsere tierischen Fähigkeiten. 7 Fälle warten auf uns. Ich habe sofort Freude damit gehabt und würde gern mit meinen Kindern Detektiv spielen.
Auch ein Wochenende voller Ereignisse geht leider irgendwann zu Ende. Zum Abschluss wage ich noch einen Blick in die Zukunft. Zu viel darf ich nicht verraten, aber ich durfte ein Museum leiten, in dem Dinosaurier ausgestellt sind. Ein Arbeitereinsetzspiel mit Puzzleanteil, bei dem gegenseitige Hilfe von Vorteil sein kann. Und auf Wanderschaft ging es auch noch kurz – eine frische, kooperative Mau Mau-Variante mit schönen Landschaften, bei der das Ende des Nachziehstapels unsere Niederlage bedeutet. Beide Spiele waren als Prototypen anspielbar und sollen nächstes Jahr erscheinen.
Liebes Tagebuch Zum Abschluss noch ein paar dankende Worte. Der Besuch der B-REX-Tage wäre ohne Brettspiel-News.de nicht möglich gewesen. Vielen Dank dafür. Das Team vor Ort kann nicht genug gelobt werden. Sehr gute Organisation, viele Spieleerklärer, rundum versorgt – ich denke, viel besser kann so ein Wochenende für uns Brettspielnerds nicht laufen.
Ich werde sicher bald wieder in Brettspielwelten unterwegs sein, dann schreibe ich dir.
Dein Felix
Tags: SPIEL24