
TEST // CHRONICLES OF CRIME: 1400 - Fazit + Wertung + Bilder
Ein ganz wenig (oder doch etwas mehr?) hatte ich die Hoffnung, dass in CHRONICLES OF CRIME: 1400 Entscheidungen auf mich warten, die sich später auf die Welt auswirken. Als ich am Ende eines Falls entscheiden musste, wer eine Chronik erhält, die über den Verbleib von Ländereien entscheidet, die ich mühselig gefunden hatte, dachte ich noch: „Das wird mir um die Ohren fliegen, ich mache hier eine wichtige Partei wütend auf mich!“. Stattdessen traf ich einige der Protagonist:innen als Charakterbild im nächsten Fall erneut, jedoch unter anderem Namen. Leider bleibt alles im einzelnen Fall verhaftet. Ja, es war meine Erwartung, die mich hier am Ende enttäuscht hat, aber das Spiel suggeriert, große Entscheidungen haben eine Wirkung.
Doch abseits meiner fehlgeleiteten Erwartung war ich meistens sehr zufrieden mit den Fällen, die ich zum Teil sogar zweimal gespielt habe. Selbst kleine Entscheidungen innerhalb eines Falles haben Auswirkungen und sorgten das eine oder andere Mal für Überraschungen und Wendungen, die ich so nicht hatte kommen sehen.
Das stetige Character-Recycling hingegen vermieste mir das Spielvergnügen, denn wer im ersten Fall noch ein Täter war, kann im nächsten Fall schon unter anderem Namen Opfer oder Zeuge sein. Das erschwerte mir zu Beginn der Fälle jeweils das „Eintauchen“ in die Welt. Ein paar weitere Charakterkarten hätten hier gutgetan!
Es kann außerdem passieren, dass man beim Spielen in eine aussichtslose Lage gerät, in der der Anschluss an die zeitlich getrimmten Abläufe verloren geht und die Chancen auf eine Lösung merklich sinken.
Doch bevor hier jemand nun denkt, - Achtung Spoiler ;) - es folgt gleich eine 50er Wertung, kommen wir schnell zu den Stärken des Spiels, die ohne Zweifel vorhanden sind. Die Geschichten sind liebevoll oder zumindest professionell verfasst worden. Den Autoren ist aus meiner Sicht jederzeit bewusst in welcher Welt sie sich bewegen und sie beschreiben die Gesellschaftsform als auch die Lebensrealität der Menschen die im 14. Jahrhundert gelebt haben, stets nachvollziehbar. Zudem sind auch die Motive und Handlungen der einzelnen Charaktere oft stimmig.
Extrem gut haben mir die starken Frauencharaktere gefallen, die hier ein ums andere Mal ihr Leben in die Hand genommen haben und sich gegen vorherrschende Werte und Normen auflehnen. Den Höhepunkt bildet hier der Fall „Der göttliche Wille“, der von Grezegorz A. Nowak geschrieben wurde. Das Gespräch mit der selbstbewussten Dame im Kloster werde ich nie vergessen.
Den Autoren gelingt es mit den verschiedenen Erzählsträngen immer wieder zu überraschen und mit den Erwartungen des Spielenden zu brechen. Das sind dann die großen Momente, die zumindest mir in Erinnerung bleiben werden. Es gibt Plot-Twists, falsch eingeschätzte Charaktere und es wird ab und an geschickt mit den Vorurteilen der Spielenden gespielt.
Voraussetzung, um das alles zu erleben, ist ein wenig Ruhe und die Fähigkeitsich sich auf die Fälle einzulassen und in die Geschichte einzutauchen. Das Spiel ist übrigens auch ein hervorragendes Solo-Spiel, kann aber auch ohne Einschränkungen mit zwei bis vier Spielenden genossen werden.
Was CHRONICLES OF CRIME fehlt, um sich deutlicher von anderen Spielen seiner Art abzuheben, ist eine fortlaufende Geschichte, in der die Entscheidungen fallübergreifend Auswirkungen haben und in der sich der Protagonist entwickelt. Wie grandios könnte es bitte sein, wenn man im ersten Fall mit jemanden aneckt und dies einem im letzten Fall vor die Füße fällt oder der Gefallen aus dem zweiten Fall, dem man jemanden gemacht hat, dafür im letzten Fall helfen wird. All das würde dazu beitragen, die einzelnen gut geschriebenen Geschichten wie eine Serie miteinander zu verknüpfen.
Doch auch so kann ich CHRONICLES OF CRIME: 1400 Freunden von Krimis bedenkenlos empfehlen und der Preis geht mit knapp 30 € für vier Fälle und ein Tutorial durchaus in Ordnung.
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