TEST // BONFIRE

TEST // BONFIRE

Nichts ist mehr so wie es war. Vor einigen Monaten bemerkten wir, dass die BONFIRE auf den Türmen der Städte ihre Leuchtkraft verlieren und nun scheinen sie ganz erloschen zu sein. Obwohl wir Gnome die Städte sonst meiden - wir ertragen die herabwürdigen Blicke der Bewohner nur schwer -, brachen wir dennoch aus unseren geliebten Wäldern auf und zogen dorthin, brauchen wir doch das Licht und die Energie dieser Leuchtfeuer zum Überleben. Wir hofften dort auf den Rat der Hüterinnen des Lichts - haben diese doch die magischen BONFIRE erschaffen -, doch wir fanden nur eine einzige dieser Hüterinnen vor. Sie sagte uns nicht genau, was passiert ist, sie erzählte jedoch, dass sich ihre Schwestern auf ihre heiligen Inseln zurückgezogen haben und dort darauf warten, dass jemand demütig um ihre Hilfe bittet und guten Willen durch das Lösen ihrer Aufgaben zeigt. Nun liegt es in der Hand von uns Gnomen, einen Weg zu finden, die BONFIRE wieder zu entfachen. Wir machen uns auf zu den Inseln, um das Vertrauen der Hüterinnen zurückzugewinnen. Doch wir hörten, dass sich auch Gnome aus anderen Städten auf dem Weg zu den heiligen Inseln befinden. Der Wettlauf um die BONFIRE beginnt.

 

infos zum spiel

HALL GAMES hat uns BONFIRE freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

Aufstieg der Gnome

 

BONFIRE ist ein kompetitives Strategiespiel für 1-4 Personen. Jeder Spieler übernimmt dabei die Führung über einen Gnomen-Stamm und versucht für den Spielsieg am meisten Punkte zu erreichen.

Die Spieler führen abwechselnd ihre Züge aus. Bei jedem Spielzug wird eine von drei möglichen Optionen ausgewählt:

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I. Schicksalsplättchen anlegen und Aktionsmarker nehmen

Mit dieser Option werden neue Aktionsmarker gewonnen, die für Option II unbedingt benötigt werden. Sie darf nur gewählt werden, wenn sich höchstens noch ein Aktionsmarker im eigenen Vorrat befindet. Bei den Schicksals-Plättchen handelt es sich um eine Reihe mit drei Symbolen. Diese müssen möglichst geschickt auf dem Schicksalsfeld des eigenen Spielertableaus platziert werden. Dabei muss das Plättchen so angelegt werden, dass es mindestens an ein bereits ausliegendes Plättchen angrenzt, es nicht über den Rand hinausragt und es nicht mit einem anderen Schicksals-Plättchen überlappt. Nun werden die Felder der Flächen aus gleichen Symbolen gezählt, die sich durch das Anlegen des Plättchens gebildet haben und die entsprechende Art und Anzahl an Aktionsmarkern aus dem allgemeinen Vorrat genommen.

II. Aktionsmarker verwenden

Mit den bereits erwähnten Aktionsmarkern können nun verschiedene Aktionen ausgeführt werden. Je nach Art der Aktion muss einer oder müssen mehrere dieser Marker abgegeben werden. Folgende Aktionen stehen den Spielern zur Verfügung:

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Weg bauen (grüne Plättchen): Der Weg, der am eigenen Spieler-Tableau anliegt, kann durch neue Weg-Plättchen ausgebaut werden. Dies hat zweierlei Nutzen: Zum einen wird den Hüterinnen ein Weg bereitet, den diese für ihre Prozessionen nutzen. Zum anderen bringt es in der Schlusswertung Punkte, wenn die Farbe des Kristalls auf dem Weg-Plättchen mit der des benachbarten BONFIRES übereinstimmt. Diese werden durch das Lösen von Aufgaben auf dem eigenen Tableau entfacht (siehe Option III).

Schiff fahren (blaue Plättchen): Mit dieser Aktion kann das Schiff des Spielers zu einer anderen Insel bewegt werden. Das Besuchen dieser Inseln ist essentiell, da dort die Aufgaben zum Entzünden der BONFIRE zu finden sind und von dort Hüterinnen auf das eigene Tableau abgeholt werden können. Wird ein einzelner Aktionsmarker abgegeben, darf der Spieler nur zu einer direkt benachbarten Insel segeln. Gibt er zwei blaue Marker ab, kann er zwei Schiffsrouten entlang zur übernächsten Insel fahren und wenn er gar drei Marker abgibt, ist es möglich, eine beliebige Insel anzusteuern. Hat das Schiff den Zielort erreicht, darf dort sogar noch eine Anschlussaktion ausgeführt werden (Aufgabe erhalten oder Hüterin abholen).

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Aufgabe erhalten (rote Marker): Wenn ein Opfer in Form von Ressourcen erbracht wird, erhalten die Spieler mit dieser Aktion eine Aufgabe der Hüterinnen. Dazu muss sich das Spieler-Schiff auf der entsprechenden Insel befinden und in der Regel ein roter Aktionsmarker abgegeben werden. Sind die Kosten beglichen, nimmt sich der Spieler die noch unerfüllte Aufgabe und platziert sie auf einem beliebigen freien Auftragsfeld auf seinem Spielertableau. Durch das spätere Erfüllen dieser Aufgaben werden die BONFIRE wieder entzündet, was am Ende des Spiels sehr viele Punkte gibt.

Hüterin abholen oder Prozession durchführen (weiße Marker): Befindet sich das Schiff auf einer Insel mit Hüterinnen, darf eine davon, im Tausch mit einem weißen Aktionsmarker, auf das Startfeld des eigenen Tableaus gestellt werden. Jeder Spieler darf nur eine Hüterin jeder Farbe besitzen.

Alternativ kann mit den weißen Markern auch eine Prozession durchgeführt werden. Beginnend mit der Hüterin die am weitesten vorne steht, kann jede pro abgegebenem weißen Marker um einen Schritt voran gezogen werden. Ein Schritt bedeutet dabei, dass die Hüterin weiter auf das nächste Weg-Plättchen bewegt wird oder durch ein zuvor gebautes Portal (siehe lila Aktion) zu einem angrenzenden BONFIRE zieht. Endet die Aktion auf einem Weg-Plättchen, streicht der Spieler die darauf abgebildete Bonus-Ressource ein.

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Großes BONFIRE nutzen (lila Marker): Es können ein, zwei oder drei Lila Aktionsmarker abgegeben werden, um das große BONFIRE um entsprechend viele Felder zu drehen. Dann darf sich der Spieler für zwei von drei Belohnungen dieses Feldes entscheiden. Bei diesen Belohnungen handelt es sich um Ressourcen, zusätzliche Aktionsmarker oder um Portale. Portale schaffen eine Verbindung von den Wegplättchen zu den BONFIRES und ermöglichen es den Hüterinnen, im Zuge einer Prozession zu den BONFIRES vorzudringen, was in der Schlusswertung für viele Punkte sorgt. Das große BONFIRE ist der einzige Weg, um an diese Portale zu kommen.

Gnom anwerben (braune Marker): Durch das Ausgeben von braunen Aktionsmarken kann diese Aktion ausgelöst werden. Dabei kann, gegen einen kleinen Obolus von Ressourcen, ein Gnom in der eigenen Stadt angesiedelt werden. Dabei gibt es zwei Arten von Gnomen. Die Spezialisten, die dem Spieler ab sofort mit einer sehr nützlichen dauerhaften Fähigkeit helfen, und die Ältesten, die beim Erwerb der entsprechenden Gnomen-Karte direkt und einmalig Punkte bringen.

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III. BONFIRE entfachen

Erfüllt ein Spieler die Bedingung einer seiner in der roten Aktion erworbenen Aufgabenplättchen, wird ein BONFIRE entzündet. Er dreht somit das Aufgabenplättchen auf die BONFIRE-Seite um. Zur Belohnung darf er den Novizen, der neben dem soeben entfachen magischen Feuers steht, in den Hohen Rat befördern. Dazu nimmt er den Novizen und stellt ihn auf ein entsprechendes Feld auf dem Spielfeld. Der Spieler erhält dadurch sofort eine wertvolle Zusatzaktion: das Schiff bewegen oder sofort eine Hüterin auf das eigene Tableau holen.

Nach jedem Novizen der in den Hohen Rat gestellt wurde, muss geprüft werden, ob das Spielende eingeläutet wird. Ist der Hohe Rat mit einer bestimmten von der Spielerzahl abhängigen Anzahl an Novizen gefüllt, wird ein Countdown ausgelöst. Jeder Spieler hat dann noch fünf Runden Zeit, möglichst siegpunktträchtige Aktionen auszuführen. Danach entscheidet sich in der Schlusswertung, wer sich am meisten Punkte erspielt und sich somit zum Gewinner küren darf.

 

Was ist in der Box?

 

Das Spielmaterial ist super. Die Hüterinnen, Novizen, Schiffe und Ressourcen sind durchweg schöne Holzfiguren. Alle weiteren Spielkomponenten machen einen wertigen Eindruck. Einen kleinen Wermutstropfen habe ich dennoch: In meinem Rezensions-Exemplar war ein Stanzbogen nicht richtig durchgestanzt. Einige Marker ließen sich nicht gut auspöppeln und wurden trotz aller Vorsicht ganz leicht beschädigt.

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Die Anleitung ist ein Musterbeispiel für eine tadellose Regelerklärung. Sie ist logisch aufgebaut und das Spiel wird ohne Interpretationsspielraum erläutert. Dazu ist alles mit bebilderten Beispielen verständlich untermalt. Am Ende der Anleitungen sind nützliche Übersichten zu finden.


BONFIRE ist ein rundum gelungenes Spiel. Schon beim ersten Durchgang ist zu spüren, wie viel Mühe, Liebe und Play-Testing darin steckt. Die niedliche Aufmachung, die eher an ein Familienspiel erinnert, täuscht. BONFIRE bietet eine unerwartete strategische Tiefe, die es meiner Meinung nach zu einem Kennerspiel am Rande zum Expertenspiel macht. Dabei sind die Regeln nicht sehr komplex. Doch um viele Punkte zu holen, muss sehr viel beachtet und noch mehr vorausgeplant werden.

Variabilität wird bei BONFIRE großgeschrieben. Es liegen immer andere Aufgaben und Gnom-Spezialisten aus. Auch die persönlichen Schicksalsplättchen haben in jedem Spiel eine andere Reihenfolge, sodass die Strategie in jedem Spiel neu angepasst werden muss. Die Siegstrategie der einen Partie kann in der nächsten total in die Hose gehen. Umdenken ist Pflicht, da ein definitiver und immer funktionierender Weg zum Sieg nicht existiert.

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Die Puzzlemechanik auf dem eigenen Tableau finde ich sehr erfrischend. Diese zwingt einen zum vorausschauenden Handeln. Die Spieler müssen ständig überlegen, welche Aktionen sie in späteren Runden noch durchführen möchten und müssen aufpassen, dass sie sich auf dem Schicksalsfeld ihre Strategie nicht verbauen. Leider führt das auch zu einem meiner wenigen Kritikpunkte. Das Spiel lädt gewisse Spielertypen zum Grübeln ein. Sitzt ein Optimierer mit am Tisch, kann es zu nervigen Downtimes kommen. Falls dies nicht der Fall ist, spielt sich BONFIRE aber sehr fluffig.

BONFIRE punktet nicht nur durch gutes Balancing und Strategietiefe, es wurde auch eine liebevolle Welt und damit eine sehr atmosphärische Spielerfahrung geschaffen. Das Spielbrett und die Illustrationen finde ich wunderschön. Den Flavourtext fand ist so interessant, dass ich mir auch noch die 16-seitige Hintergrundgeschichte von der Homepage heruntergeladen habe.

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Der Einstieg ins Spiel ist recht schwer. Trotz der einfachen Regeln erschlagen einen zunächst die vielen Möglichkeiten und es muss sich erst einmal zurechtgefunden werden. Unterstützend wirkt dabei die tolle Ikonographie. Die Symbole prägen sich sehr schnell ein und ich musste während der ersten Partien nur selten die Übersichten im Regelbuch zur Hand nehmen.

BONFIRE kann knallhart sein. Auch hier täuscht die Aufmachung. Ständig schnappen sich die Spieler dringend benötigte Aufgaben weg. Dies sorgt für einen gewissen Ärgerfaktor, der in machen Spielgruppen gut ankommt, aber für harmoniebedürftige Spielergruppen ein K.O.-Kriterium sein könnte.

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In den Solomodus habe ich auch einmal reingespielt. Hier wird gegen einen automatisch gesteuerten Spieler gespielt, was mich persönlich nicht sehr motiviert hat. Es funktioniert spielmechanisch trotzdem sehr gut und eingefleischte Solo-Spieler werden ihre Freude haben, zumal auf der offiziellen Homepage zusätzliche Solo-Herausforderungen heruntergeladen werden können.

Trotz der genannten kleineren Kritikpunkte ist BONFIRE eine Wucht und könnte sich aufgrund seiner Variabilität und Tiefe für viele strategieorientierte Spielegruppen als Dauerbrenner erweisen.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Legespiel, Ressourcenmanagement, Kennerspiel, 70-100 Minuten, 1-4 Spieler, Puzzle, Fantasy

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