TEST // VILNIUS
Hierbei handelt es sich um eine Rezension des Spiels VILNIUS, welches von brettspiel-news.de gekauft wurde.
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Darum geht es im Spiel
VILNIUS ist ein kooperatives Kartenspiel von Malte Meinecke und richtet sich an 2-3 SpielerInnen ab 12 Jahren. Das Spiel wurde mittels Crowdfunding von Ostia Spiele GbR herausgegeben. Eine Partie soll laut Verlag 90 Minuten dauern.
VILNIUS, die Hauptstadt des Großherzogtums Litauen, wird belagert und die SpielerInnen nehmen die Rolle des dort ansässigen Adels ein, um den anstürmenden Heerscharen des Deutschritterordens Einhalt zu gebieten. Dabei steht ihnen zur Auswahl, ob sie die Stadt wiederaufbauen oder Einheiten rekrutieren wollen. Das Ziel besteht darin, dem Andrang standzuhalten, feindliche Einheiten und Gebäude zu vernichten und weitere Provinzen zu erobern. Sobald die letzte Karte „Finaler Ansturm“ gezogen und abgehandelt worden ist und VILNIUS noch mindestens einen Lebenspunkt besitzt, ist das Spiel abgeschlossen und die SpielerInnen sind siegreich.
Zu Beginn des Spiels entscheiden sich die SpielerInnen für ein Hauswappen, welches sie repräsentieren. Alle MitstreiterInnen stellen sich dementsprechend 7 Gebäudekarten, 8 Provinzkarten, einen Bauern, eine Stadtwache und einen Slawischen Axtkämpfer zusammen. Zusätzlich erhält jeder Spieler eine Zielkarte mit dem Wappen von VILNIUS und eine Karte, auf der die eigene Ordensstärke abzulesen ist. Die Gebäudekarten „Domizil“ und „Baracken“ werden offen aus jedem Deck herausgelegt. Diese sind von Beginn des Spiels aktiv, besitzen Fähigkeiten, zählen als bereits erbaute Unterkünfte und bescheren den Spielern jeweils 3 Ordensstärkepunkte. Die restlichen Gebäudekarten werden sortiert und offen als Vorräte in der Tischmitte ausgelegt. Diese können im späteren Verlauf mittels des gesammelten Goldes bzw. Werkzeugs erworben werden.
Anschließend werden die verbliebenen Einheitenkarten ebenfalls sortiert und offen aufgedeckt. Die restlichen Provinzkarten werden gemischt und verdeckt auf vier Stapel mit je 3 Karten aufgeteilt. Daneben werden die vorhandenen Eroberungskarten gelegt. Die Karten geben an, welche Arten von Einheiten benötigt werden, um eine weitere Provinz einzunehmen. Der Nachschubstapel wird so präpariert, dass die Karte „Finaler Ansturm“ die letzte Karte des Decks darstellt. Je nach SpielerInnenanzahl werden nun die restlichen Zielkarten als verdeckter Nachziehstapel gemischt. Bevor die Partie gestartet werden kann, wird festgelegt, wie viele Lebenspunkte die Stadt VILNIUS besitzt.
Jede Runde wird in 4 Phasen unterteilt: Die Einkommensphase wird gleichzeitig abgehandelt. Hier ziehen die SpielerInnen Karten in Höhe ihres Einkommens nach. Das Einkommen wird durch die Gebäude „Anwesen“, „Palast“ und „Manufaktur“ beeinflusst. Die SpielerInnen entscheiden dabei, ob sie Einheiten oder Provinzen, welche ihnen Geld und Werkzeuge einbringen, nachziehen wollen. In der Vorbereitungsphase zieht jeder Spieler eine feindliche Ordenskarte vom Nachschubstapel. Feindliche Gebäude werden für alle SpielerInnen offen ausgelegt und beinhalten Nachteile, die alle MitstreiterInnen betreffen. Diese Gebäude bleiben so lange offen liegen, bis sie von den SpielerInnen zerstört wurden. Feindliche Einheiten hingegen werden neben die Karte „Ordensstärke“ gelegt. Übersteigt die Summe der Ordenswerte der dort ausliegenden Armeen den Ordenswert der eigenen Stadt, kommt es zum Angriff in Phase 4.
Die Stadtphase ist die einzige Phase, in der die SpielerInnen die Möglichkeit haben, Karten aus der Auslage zu kaufen. Für Gold und Werkzeuge lassen sich Gebäude bauen und Einheiten rekrutieren. Haben alle SpielerInnen die Stadtphase beendet, beginnt die sogenannte Militärphase. Übersteigt, in Phase 2, der Ordenswert der Feinde den Ordenswert der eigenen Stadt, kommt es zum Angriff. Die ausliegende Zielkarte des jeweiligen Spielers gibt an, ob die Stadt VILNIUS selbst als Angriffsziel deklariert wird oder das eigene Stadtviertel. Anschließend werfen alle SpielerInnen Einheiten ab, deren Symbole mit den Symbolen auf den gegnerischen Ordenskriegern übereinstimmen. Eine feindliche Einheit gilt als besiegt, wenn die SpielerInnen alle aufgezeigten Symbole, durch eigene Einheiten zusammentragen können. Nicht abgewehrte Einheiten verursachen Schaden an der Stadt VILNIUS oder plündern die Provinzen der MitstreiterInnen. Zur Eroberung von Provinzen und Zerstörung feindlicher Gebäude werden in derselben Art und Weise Handkarten abgelegt. Bekämpfte Einheiten und Gebäude bringen den SpielerInnen zusätzliche Boni in Form von weiteren Provinzen. Angegriffene SpielerInnen erhalten eine neue Zielkarte und die nächste Einkommensphase beginnt.
Das Spielmaterial
Das Spiel VILNIUS beinhaltet 180 Karten, eine Anleitung und einen robusten Karton, dessen Cover ansprechend und thematisch wirkt. Die Anleitung ist sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch übersetzt, was auch für internationale Spieler einen Anreiz bietet, weil das restliche Spielmaterial komplett sprachneutral ist. Die Karten sind von mäßiger Qualität und optisch wenig ansprechend, doch angesichts des Preises akzeptabel. Der Ikonografie ist es geschuldet, dass während des Spielens immer wieder Fragen aufkommen, weil diese teilweise äußerst schwer verständlich ist. Darüber hinaus sind viele Karten stark überladen mit verschiedenen Symbolen.
Große Schwierigkeiten hatte ich jedoch beim Lesen der Anleitung. Hier wurde an erklärenden Bildern gespart, was zu verkraften wäre, wenn die Texte logisch geschrieben worden wären. Dies trifft bei VILNIUS leider nicht zu. Häufig musste ich in der Anleitung zu vorangegangenen Textpassagen springen. Ohne das Spiel währenddessen vor sich ausgebreitet liegen zu haben, ist es meines Erachtens fast unmöglich, VILNIUS zu verstehen.
VILNIUS versucht sich am Spagat zwischen thematischem Spielgefühl und kampflastigem Puzzlespiel. Dies gelingt hier jedoch nur bedingt, weil die Story lediglich aus wenigen Zeilen besteht und das Thema recht austauschbar wirkt. Beim Zusammenstellen der Symbole, um Gegnerwellen abzuhalten, ist in meiner Spielgruppe leider in keiner der möglichen Spieleranzahlen ein echtes Spielgefühl aufgekommen.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Lernen der Regeln äußerst strapazierend ist, weil ich mich gezwungen sah, immer wieder zwischen den Textpassagen zu springen, in denen kaum erklärende Bilder vorhanden waren. Das Spiel lebt letztendlich von seinen Mechaniken, die akzeptabel funktionieren. SpielerInnen, die nicht viel wert auf eine packende Story legen, ein wenig an der Geschichte der Stadt interessiert sind und Puzzlemechaniken in Spielen schätzen, sollten sich VILNIUS einmal genauer ansehen. SpielerInnen, die sich hierdurch nicht angesprochen fühlen, sollten lieber die Finger davonlassen.
Bilder zum Spiel
Tags: 2-3 Spieler, 90 Minuten, Kooperativ