TEST // JUNK ART - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Schrottkünstler müssen aus dem Schrott, der zur Verfügung steht, etwas großes und stabiles konstruieren. Dieses Gefühl überträgt dieses Spiel 1A. Die Schrottteile sind alle irgendwie komisch und unpraktisch für eine stabile Konstruktion, aber trotzdem kriegt man sie mit ihren Ecken und Kanten am Ende doch irgendwie zu einer Skulptur zusammengefügt.
Oft sieht man sich mit einer schier unmöglich erscheinenden Aufgabe konfrontiert. Doch zum Erstaunen der Mitspieler (und oft auch zum eigenen Erstaunen) geht man aus diesen Situationen oft doch mit einer (mehr oder weniger) stabilen Skulptur heraus. Das ist im Allgemeinen der Reiz bei Geschicklichkeitsspielen. Aber JUNK ART sticht hier trotzdem deutlich aus der Menge sonstiger Spiele mit diesem Prinzip hervor.
Das Herzstück sind die 15 verschiedenen Plastikteile. Hier haben sich die Autoren wirklich Gedanken gemacht, denn die Teile sind aufeinander abgestimmt und doch ist es eine Herausforderung, sie aufeinander zu stapeln. Es gibt wirklich überraschend viele Möglichkeiten, diese zufällig erscheinenden Teile miteinander zu kombinieren.
Das ist natürlich schön, aber dieses Spielgefühl vermitteln andere Geschicklichkeitsspiele auch. Was katapultiert JUNK ART hier auf eine so hohe Bewertung? JUNK ART schafft neben dem Reiz, eine ruhige Hand und Balancierkunst unter Beweis zu stellen, noch zwei Dinge, die andere Geschicklichkeitsspiele oft nicht schaffen:
Einer der Gründe ist, dass JUNK ART das Gefühl eines Spiels und nicht nur einer netten Beschäftigung vermittelt. (An Partyspielen, bei denen keiner Punkte zählt und es nur um die Beschäftigung geht, ist natürlich nichts verkehrt und auch das kann man mit JUNK ART machen.)
JUNK ART schafft mit den verschiedenen Spielmechanismen, wie man Teile bekommt oder was Punkte bringt, kleine Spiele im Spiel. In Amsterdam zum Beispiel entscheidet ein simpler Stichspiel-Mechanismus darüber, wer jedem Spieler ein Teil zuteilen darf. Da muss ich schon gucken, ob die aktuelle Stabilität meiner Skulptur es zulässt, dass ich einen Mitspieler den Stich gewinnen lassen kann. Damit riskiere ich schließlich, dass er mir ein Teil zuschiebt. Und das wird vermutlich nicht vorteilhaft für meine Skulptur sein. In Monaco wiederrum geht es um Schnelligkeit. Kein großes Taktieren! Schnapp dir schnell das Teil auf der zufällig zugeteilten Karte und sorge dafür, dass es irgendwie hält. In Gujarat ist Zufall dann komplett eliminiert und alle Spieler bekommen immer dasselbe Teil und so geht es ausschließlich darum, wer aus den Teilen die höchste (und trotzdem stabile) Skulptur baut.
Und das sind nur drei von elf Städten, die alle ein bisschen oder sehr unterschiedlich funktionieren. Dabei sind aber alle Städte-Regeln einfach zu lernen und wirklich nicht kompliziert. So bleibt auch das lockere Spielgefühl eines Geschicklichkeitsspiels erhalten.
Der zweite Grund, warum JUNK ART mir besser als andere Geschicklichkeitsspiele gefällt, ist, dass JUNK ART einen immens hohen Wiederspielreiz hat. Wiederspielreiz ist, meiner Erfahrung nach, etwas, das besonders in Party- und Geschicklichkeitsspielen oft schwierig zu erreichen ist. Das ist bei JUNK ART nicht so. Durch die wirklich sehr abwechslungsreichen Städte, die man zufällig oder nach eigenem Geschmack zusammenstellen kann, wird hier immer ein neues Spiel geschaffen. (Da natürlich auch keine Skulptur wie die andere ist, ist sowieso kein Spiel wie das andere.) Eigentlich schlägt die Regel vor, dass man 3 Städte pro Partie besucht. Wir haben schon eine „ultimative Welttournee“ gespielt und alle Städte hintereinanderweg gespielt.
Abschließend kann ich sagen, dass JUNK ART wirklich außerordentlich gut angekommen ist und sich schon Mitspieler-Tester direkt ein eigenes Exemplar besorgt haben. Das einzig negative ist, dass die Regeln leider beim Lesen etwas komplizierter wirken, als sie dann wirklich sind. So kann ich nur empfehlen, sich nicht abschrecken zu lassen und ruhig mal loszuspielen. Vieles klärt sich beim Spielen von alleine. In die deutsche Regel zur Stadt Tokyo hat sich außerdem ein Übersetzungsfehler eingeschlichen, was wirklich sehr schade ist, denn ansonsten ist an diesem Spiel wirklich nicht viel auszusetzen. Das Material ist für dieses Spiel hervorragend geeignet. Die Plastikchips, die die Fans und gleichzeitig Punkte anzeigen, sind leider nichts Besonderes, aber auch sie erfüllen ihren Zweck.
Ich kann dieses Spiel allen Familienspielrunden bedenkenlos ans Herz legen. Auch Spielern, die vielleicht sonst eher Gleichgültigkeit oder Abneigung gegenüber Geschicklichkeitsspielen verspüren, rate ich, sich JUNK ART mal anzuschauen. Mich hat JUNK ART wirklich komplett überzeugt und das, obwohl Spiele dieses Genres mich sonst persönlich eher nicht begeistert haben.
Bilder vom Spiel
Tags: 30 Minuten, Geschicklichkeit, 2-6 Spieler