Prototyp | Beast
Die nördlichen Weiten. Ein Ort, an dem das Gesetz des Stärkeren herrscht. Ein Ort, an dem sich die Natur noch in all ihrer Erbarmungslosigkeit zeigt. Weite Sumpflandschaften, deren aufsteigende Gase den Menschen noch über Kilometer entfernt Tränen in die Augen treiben, gefolgt von dichten Tannenwäldern, aus denen abends die Melodien zahlreicher Tierarten schallen. Der Entdeckungstrieb der Menschen führte sie an eben diesen Ort. Bäume wurden gefällt, Sümpfe trockengelegt und Dörfer gegründet. Doch dann geschah etwas, was sie nicht beabsichtigt hatten. Sie wagten sich zu weit und zu tief in die Dunkelheit des Waldes und erweckten etwas, was besser hätte verborgen bleiben sollen: das BEAST.
Darum geht es in dem Spiel
BEAST ist ein One-Vs-Many Jagd-Spiel aus der Feder von Elon und Aron Midhall und für zwei bis vier Personen ausgelegt. BEAST ist für alle ab 14 Jahren geeignet und eine Partie dauert laut dem Entwicklerteam STUDIO MIDHALL durchschnittlich 30 Minuten pro Person. Am 28. September startet die Kampagne zu BEAST auf Kickstarter, einer Plattform, auf der Projekte durch Crowdfunding finanziert werden. Unter dem Artikel findet ihr den Link zu der Seite.
In BEAST schlüpft eine Person in die Rolle einer mächtigen Kreatur. Die anderen spielen als Jagende, die versuchen das Biest aufzuhalten oder zu erlegen. Hierzu können Fallen gestellt, Aussichtsplattformen errichtet und einzigartige Fähigkeiten oder Gegenstände erlangt werden. Das Biest hingegen wird versuchen, sich zu stärken, indem es Tiere reißt und Menschen frisst. Die Jagenden gewinnen oder verlieren als Team.
Kein Frosch zum Küssen
Zunächst wird ein Biest und mehrere Jagende bestimmt. Anschließend werden die zugehörigen Karten verteilt. Es wird ein Vertrag gewählt, auf dem das Spielziel und die Zwischenziele der einzelnen Nächte abgebildet sind. BEAST wird über mehrere Runden gespielt. Zu Beginn jeder Runde werden, je nach Anzahl der Mitspielenden, unterschiedlich viele Aktionskarten gezogen. Diese werden gedrafted, d.h. es werden mehrere Karten gezogen, jede Person wählt eine aus und gibt die restlichen Karten weiter. Das Biest startet in der Mitte des Spielfeldes und die Jagenden starten in einem Dorf ihrer Wahl. Die Kreatur beginnt. Pro Zug stehen folgende Optionen zur Verfügung:
Karten ausspielen: Es können bis zu 2 Handkarten mit unterschiedlichen Symbolen ausgespielt werden. Jede Handkarte hat entweder ein blaues oder ein rotes Symbol.
Fliehen: Es ist möglich, eine Handkarte abzuwerfen, um anschließend ein Feld weit zu laufen.
Passen: Die Person mit den wenigsten Handkarten darf passen, um den Zug zu überspringen.
Die gespielten Handkarten können viele verschiedene Aktionen beinhalten:
Bewegen: Die Jagenden bewegen sich hierbei um ein Feld auf dem Spielfeld fort. Das Biest hingegen wählt eine geheime Richtungskarte und legt diese verdeckt auf das dementsprechende Feld. Der Aufsteller des Biests wird hierbei nicht fortbewegt, sondern zeigt lediglich die letzte Position der Kreatur an. Sollte ein Biest sich durch die Position eines Jagenden oder eines Siedelnden bewegen, so muss dies mittels eines Fußspurenmarkers angezeigt werden. Ebenso muss ein Fußspurenmarker platziert werden, wenn ein Jagender das Feld der aktuellen oder vergangenen Position des Biests durchquert.
Attackieren: Das Biest kann Tiere, Jagende oder Siedelnde angreifen. Jede Figur besitzt unterschiedlich viele Lebenspunkte. Bei einem Angriff wird in der Regel ein Lebenspunkt abgezogen. Die Jagenden können hingegen nur das Biest angreifen und auch nur, wenn die aktuelle Position offenbart wurde. Bei jedem Angriff des Biests muss es die Bewegungskarten aufdecken und zeigen, in welche Richtungen es gegangen ist. Anschließend wird der Pappaufsteller auf die neue Position der Kreatur gesetzt.
Suchen: Statt darauf zu warten, dass das Biest angreift, können die Jagenden es suchen. Bei einer Suche muss das Biest verraten, ob es sich auf dem Feld, auf dem gesucht wird, aufhält. Falls dies der Fall ist, wird die Position ebenso wie beim Attackieren aufgedeckt.
Aussichtsposten errichten: Die Jagenden haben die Möglichkeit, Aussichtsposten zu errichten. Diese zeigen die Fußspuren des Biests auf den umliegenden Feldern an.
Gegenstände und Biesttalente: Dies sind besonders starke Karten, welche im Laufe des Spiels zugänglich werden.
Beschwören: Das Biest hat die Möglichkeit, eigene Kreaturen zu beschwören. Auf einigen Karten ist das Beschwörungssymbol abgebildet, wodurch diese Handlanger des Biests beschworen oder aktiviert werden können. Beschworene Kreaturen dürfen höchstens 2 Felder entfernt von der aktuellen Position des Biests aufgestellt werden. Bei einer Aktivierung kann sich eine Kreatur entweder bewegen, angreifen oder eine Spezialaktion ausführen. Jedes Biest beschwört unterschiedliche Handlanger mit eigenen Spezialfähigkeiten.
Upgraden: Eine zusätzliche Ressource ist der Groll. Das Biest erhält Groll, wenn es Tiere und Menschen tötet. Die Jagenden erhalten Groll, wenn sie die Zwischenmissionen des Vertrags erfüllen. Für jeden Tag gibt es unterschiedliche Zwischenmissionen. Sowohl das Biest als auch die Jagenden haben hier die Chance, an Groll und ähnliche Verbesserungen zu kommen. Mit Groll können anschließend Spezialfähigkeiten freigeschaltet werden.
Es wird so lange gespielt, bis entweder alle Karten abgeworfen worden sind oder alle gepasst haben. Der Tag endet mit dem Überprüfen der Zwischenziele des Vertrags und dem anschließenden Upgraden der Charaktere.
Je nach Vertrag gibt es unterschiedliche Spielziele. In dem Prototyp gewinnt das Biest, wenn es 3 Siedelnde getötet hat. Die Jagenden gewinnen entweder automatisch nach Tag 4 oder sobald das Biest erlegt wurde.
Zunächst möchte ich an dieser Stelle erneut betonen, dass es sich um einen Prototyp handelt. Das Material, Spielmechaniken wie auch Regeln, Werte und Kartentexte sind Work-in-Progress und werden bestimmt im Laufe der Kampagne und der Entwicklungszeit angepasst.
BEAST hat mich, als ich das Cover zum ersten Mal gesehen habe, sehr angesprochen. Das interessante und schöne Artwork findet sich auch auf den Karten wieder. Hierdurch verleiht es den Aktionen mehr Immersion und die Mitspielenden können der Fantasie freien Lauf lassen. Selten habe ich so schön illustrierte Karten in einem Spiel gesehen.
Ähnlich gut hat mir das Material gefallen. Die Figuren, die Karten an sich, die Tableaus und die Token sehen für einen Prototyp bereits sehr gut aus. Das Material ist hochwertig produziert worden. Hier darf gespannt auf die finale Version gewartet werden. Leider sind wohl keine Miniaturen für den jetzigen Kickstarter eingeplant. Ein Vögelchen hat mir aber gezwitschert, dass diese in einer später erscheinenden Erweiterung herauskommen könnten. Zumindest kann ich sagen, dass im Kickstarter sehr wahrscheinlich mindestens eine neue Landschaft dazu kommt.
Das Spiel selbst beinhaltet viele spannende Mechaniken. Vom Draft über das Katz-und-Maus-Spiel á la Scotland Yard bis hin zum Upgraden der Fähigkeiten. Die Mechaniken sind schön verzahnt und greifen dementsprechend gut ineinander.
Ebenso ist das Thema gut gewählt und stets präsent. Es ist unverbraucht und erfrischend. Beim Spielen konnte ich mich gut in die jeweilige Rolle hineinversetzen. Das Spiel gewinnt fortlaufend an Spannung. Tatsächlich ist es sehr mitreißend, wenn das Biest nur noch einen Lebenspunkt besitzt, aber auch nur noch einen Siedelnden töten muss.
Nun möchte ich noch kurz auf die Charaktere und deren Fähigkeiten eingehen. Die Jagenden haben jeweils nur eine individuelle Startkarte. Die Biester besitzen zu Beginn 4 solcher Karten. Dadurch spielen sich alle Charaktere äußerst unterschiedlich. Auf Seite des Biests gibt es z. B. den Frosch, der schnell und zäh ist und von einem Ort zum anderen springt. Die Wolfskönigin hingegen will möglichst viele Wölfe beschwören, um diese zu aktivieren und Schafe zu reißen, um so an Stärke zu gewinnen.
Bei den Jagenden kann beispielsweise die Seherin die letzte Bewegungskarte des Biests anschauen und der Holzfäller baut Wachtürme. Hierbei muss natürlich noch ein wenig am Balancing gearbeitet werden, doch ich bin mir sicher, dass das bereits auf der Agenda von STUDIO MIDHALL steht.
Das ständige Suchen und Finden kann natürlich auf Dauer sehr frustrierend sein, gerade wenn das Biest besonders schnell unterwegs ist. Außerdem muss es für das Biest noch interessanter werden, die Jagenden zu töten. Hierbei verliert es aktuell noch zu viel Zeit und wird zu stark verwundet, als dass es wirklich vorteilhaft wäre.
Ich denke, dass die meisten nun wissen sollten, ob mir BEAST gefallen hat. Meine Erwartungen wurden übertroffen und ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte, das Spiel zu testen. Klar sind hier einige Feinheiten, die noch abgeändert werden müssen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich STUDIO MIDHALL viel Mühe geben und auf die Kritikpunkte der Rezensenten und die Wünsche der Community eingehen wird. Alle, die Interesse an dem Thema haben und denen die Mechaniken und das Artwork gefallen, sollten ab 28. September einen Blick auf die Kickstarter Seite werfen.
Bilder des Spielmaterials