TEST // KING OF TOKYO DARK EDITION

TEST // KING OF TOKYO DARK EDITION

„Hast Du schon einmal einen Godzilla-Film gesehen?“ So beginne ich jede Erklärung von KING OF TOKYO, denn die Thematik ist genau diejenige unzähliger Godzilla-Streifen: Riesige, außer Kontrolle geratene Monster haben sich als Schlachtfeld einmal wieder die Innenstadt von Tokyo ausgesucht. Es werden Kraftwerke, Raffinerien und Wohnblocks zertrampelt, mit Lasern, Feuer-Atem und Schrumpfstrahlen geschossen, um am Ende der KING OF TOKYO zu werden, indem alle anderen Monster am Boden liegen. Welches Ungetüm wird als letztes noch stehen, nachdem die Würfel gefallen sind?

KING OF TOKYO – DARK EDITION ist die Sammleredition des bereits 2011 erschienenen Take that!-Würfelspiels KING OF TOKYO, bei dem jeder Spieler ein Monster kontrolliert, das versucht, die Herrschaft über Tokyo zu erlangen. Dabei sind sehr viele Würfel in das Spielgeschehen involviert, die Schaden austeilen, Lebenspunkte heilen, Energie aufladen oder einfach Siegpunkte einbringen können.

 

infos zum spiel

Bei dem hier vorgestellten Spiel handelt es sich um ein Demoexemplar, welches mir vom Verlag HUCH zur Verfügung gestellt wurde.
Auf meine Bewertung hat das keinen Einfluss.

 

Worum geht es in dem Spiel?

 

Das Spiel ist vom Autoren Richard Garfield, wurde illustriert von Paul Mayfon, ist bei dem Verlag IELLO erschienen und wird auf Deutsch von HUCH vertrieben. Die mögliche Spieleranzahl beträgt 2 bis 6, eine Partie dauert etwa 30 Minuten und als Mindestalter wird 8+ Jahre angegeben.

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Jeder Spieler wählt zu Beginn eines der Monster und erhält einen Pappaufsteller und eine kleine Tafel. An der Tafel befinden sich zwei Rädchen, an denen Lebens- und Siegpunkte eingestellt werden können. Es gibt nämlich zwei Arten, das Spiel zu gewinnen: entweder das letzte noch lebende Monster zu sein oder vorher zu 20 Siegpunkten zu gelangen.

In der Mitte des Tisches wird der Spielplan platziert. Dieser zeigt die schon leicht lädierte Stadt Tokyo mit zwei Stellplätzen für die Monster. Es gibt Tokyo City und Tokyo Bay, wobei Tokyo Bay nur frei ist, falls fünf oder mehr Spieler aktiv an der Partie teilnehmen. Aktiv bedeutet hier lebendig. Jedes Monster kann sich also entweder in Tokyo oder außerhalb von Tokyo aufhalten.

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Wer an der Reihe ist, nimmt sechs der riesigen Würfel und würfelt. Und nun wird... Achtung, jetzt kommt das böse Wort... gekniffelt. Das bedeutet, dass von dem Würfelergebnis ein paar Würfel beiseitegelegt werden können und der Rest wird noch einmal gewürfelt. Nun können wieder Würfel beiseitegelegt oder bereits beiseitegelegte Würfel doch wieder mit in den aktiven Würfelpool genommen werden. Dann wird ein finales drittes Mal gewürfelt und das Ergebnis steht.

Auf den Würfeln finden sich die Ziffern 1, 2 und 3, ein Herz, ein Blitz und eine Kralle. Wer dreimal die Eins gewürfelt hat, bekommt einen Siegpunkt, dreimal die Zwei ergibt zwei Siegpunkte usw. Jeder zusätzliche Würfel der gleichen Zahl gibt einen zusätzlichen Siegpunkt. Ein Herz heilt einen Lebenspunkt, sofern sich das Monster außerhalb von Tokyo befindet. Ein Blitz bringt Energie, mit der Powerkarten gekauft werden können. So kann ein Monster radioaktiv werden, Säure spucken oder einen Jetantrieb bekommen.

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Das letzte Symbol ist die Kralle, mit der anderen Monstern Schaden zugefügt werden kann. Hierbei kommt es auf die Position an. Monster außerhalb von Tokyo greifen immer das/die Monster in Tokyo an, während ein Monster in Tokyo alle Monster außerhalb angreift. Damit dieser Rundumschlag gelingt, muss der eigene Zug in Tokyo begonnen werden. Das bedeutet aber auch, dass die Schläge aller anderen Spieler, also einer kompletten Runde, eingesteckt werden müssen. Harte Nummer! Jedes Mal, wenn ein Monster in Tokyo Schaden erleidet, kann es entscheiden, weinerlich das Weite zu suchen und den Platz für den Angreifer frei zu machen. Tokyo zu erobern bringt einen Siegpunkt, seinen Zug in Tokyo zu beginnen zwei. So wird dieses Plätzchen hart umkämpft.

Während des gesamten Spiels liegen drei Powerkarten aus, die von Spielern gegen Energie gekauft werden können. Diese teilen sich auf in einmalige Effekte und permanente Fähigkeiten, die das eigene Monster aufwerten. Oft sind es Karten, die ausgelöst werden, sobald eine bestimmte Symbolkombination geworfen wurde. Gekauft werden kann nur im eigenen Zug.

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Zusätzlich gibt es rechts am Spielfeldrand eine Bosheitsleiste. Wurde die Kombination 1 1 1 oder 2 2 2 gewürfelt, darf der eigene Marker ein oder zwei Schritte auf dieser Skala nach oben bewegt werden. Erreicht dieser die Drei, Sechs oder Zehn darf der Spieler sich ein Bosheitsplättchen des entsprechenden Werts nehmen, welches das Monster noch einmal verstärkt. So baut jeder Spieler sein Monster immer weiter aus, bekommt mehr Fähigkeiten, Karten und Plättchen.

Konnte jemand seine Siegpunkte auf 20 hochschrauben, endet das Spiel sofort und der KING OF TOKYO steht fest. Ansonsten heißt es Last Monster Standing.

 

Spielmaterial

 

Die Schachtel kommt mit einem schicken Foliendruck daher und beinhaltet 6 Monstertafeln, 1 Spielplan, 8 Würfel, 66 Powerkarten, 10 Bosheitsplättchen, 6 Monsteraufsteller, 50 Energiemarker, 6 Bosheitsmarker, 27 andere Marker und die Anleitung. Nicht nur die Schachtel, sondern auch die Monstertafeln und der Spielplan weisen Foliendruck auf und wirken dadurch sehr edel. Die Würfel sind im Frosted Look gestaltet und riesengroß. Die Energie ist Acryl in Blitzform und die Bosheitsmarker sind aus Holz. Das Spielmaterial wirkt, für eine Sammleredition, angemessen wertig.

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Die Anleitung ist kurz und einfach zu verstehen. Dennoch gibt es für alles grafische Beispiele, sodass am Ende keine Frage mehr offen bleibt.


KING OF TOKYO – DARK EDITION steht den Vorgängern in nichts nach und bringt neue, gute Regeln mit.

Die größte Neuerung, abgesehen vom Spielmaterial, ist die Bosheitsleiste. Diese treibt das Spiel sehr gut voran und bringt den Spielern schneller mehr Fähigkeiten und macht das Ganze noch abwechslungsreicher und spannender. Dreimal die Eins zu würfeln, ist nicht mehr so schlecht wie in der zweiten Edition, sondern bringt jetzt mehr Bosheit, was das Monster aufwertet. Es gilt, beim Würfeln eine Entscheidung mehr zu treffen, um als erster das Wettrennen zu den besten Plättchen zu gewinnen. Es gibt seltener einen frustrierenden Moment nach dem ersten Wurf, weil es nun sehr viele Möglichkeiten gibt, sein Würfelergebnis sinnvoll einzusetzen.

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Der Rest des Spiels macht genau so viel Spaß wie eh und je. Es ist knallharte, super interaktive Würfelaction mit kurzen Runden. Kein Spieler muss lange warten bis er wieder dran ist, um den anderen eins auszuwischen. Krallen würfeln macht einfach Spaß, gerade wenn das eigene Monster Tokyo unsicher macht. Die Entscheidung, Tokyo zu verlassen oder das Monster in Tokyo anzugreifen, ist ein interessantes Risikomanagement.

Zwei unterschiedliche Siegbedingungen zu haben, funktioniert ebenfalls hervorragend. Während der ersten Züge schaut noch jeder, was kommt, bis es an der Zeit ist, auf den Sieg zu spielen und sich zu entscheiden, den Kampf zu suchen oder durch Siegpunkte zu gewinnen. Dabei kann es am Ende wirklich flott gehen. Ein Sprung von 13 auf 20 Punkte kann durchaus möglich sein mit dem richtigen Würfelwurf und den richtigen Karten. So rückt das Ende nach einer kurzen „Aufbauphase“ in greifbare Nähe und bedroht permanent das Spielgeschehen. Das sorgt für Spannung am Spieltisch.

Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Player Elimination ist ein wichtiger Aspekt in KING OF TOKYO – DARK EDITION. Wer sein Lebenspunkterädchen auf null drehen muss, ist raus. Anders als bei NEMESIS fällt es hier allerdings nicht so stark auf, denn eine Runde von einer halben Stunde ist schon eine längere Partie. Außerdem fühlt es sich danach als Zuschauer in etwa so an, als würde ein Sportereignis verfolgt werden. Selbst wenn das eigene Monster nicht mehr teilnimmt, gibt es immer noch die Hoffnung, dass der eigene Henker vom Feld gefegt wird. In diesem Spiel geht es oft so zur Sache, dass selbst das Zuschauen kein Problem ist. Selbst ein Monster auszuknocken, ist natürlich ein super Gefühl, das aber oft teuer erkauft wird.

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Wer versucht, ständig Krallen zu würfeln und besonders offensiv spielt, hat das Nachsehen was Energie, Lebens- und Siegpunkte angeht. Hier gilt es, ein gesundes Mittelmaß zu finden und tatsächlich etwas taktisch zu spielen. Ich kann abschätzen, wie viel Schaden ich circa nehmen könnte, wenn ich jetzt nach Tokyo gehen würde und dann entscheiden, dass es vielleicht besser ist, die Kralle, die ich gewürfelt habe, erneut zu werfen und das Monster in Tokyo in Ruhe zu lassen. Vielleicht würde ich seinen Platz einnehmen und ordentlich etwas einstecken.

KING OF TOKYO – DARK EDITION ist ganz eindeutig dem Ami-Trash zuzuordnen, denn die Thematik des Spiels steht hier eindeutig im Vordergrund. Nicht umsonst nennen es böse Zungen „Kniffel für Spieler“, denn eine atemberaubende Spielmechanik bietet KING OF TOKYO - DARK EDITION nicht. Was Spaß macht, ist die Vorstellung, von einem wild gewordenen Riesengorilla, der gerade einen Laser schießenden Alien im Schwitzkasten hält. Das Konfrontative und die coolen Einfälle auf den Powerkarten lassen dieses Spiel leben. Die Karten „Extrakopf“, „Perfekte Tarnung“, „Giftstachel“, „Parasitäre Tentakel“ und viele weitere fügen sich mit ihren Effekten perfekt in die Thematik ein.

Zusätzlich gibt es jetzt eine optionale Regel für zwei Spieler, die anstelle von Siegpunkten Energie einbringt, sollte Tokyo erobert oder gehalten werden. Das verbessert das Spiel zu zweit, macht daraus aber immer noch kein gutes Zwei-Personen-Spiel. Drei Spieler sollten an einer Spielrunde schon teilnehmen, damit das Spiel gut funktioniert.

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So ist KING OF TOKYO für mich immer ein Dauerbrenner und mit der Bosheitsleiste aus der neuen DARK EDITION werde ich es jetzt noch lieber auf den Tisch bringen.

KING OF TOKYO – DARK EDITION kann ich vom Gelegenheits- bis zum Vielspieler jedem empfehlen. Das Spiel ist schnell erklärt und auch Neulinge können schon ihre erste Partie gewinnen. Es eignet sich super als Opener/Absacker oder zum Füllen der Lücke zwischen zwei komplexen Strategiespielen.

Wer Spiele wie COSMIC ENCOUNTER, COLT EXPRESS oder jedes andere besonders interaktive Spiel mag, der wird mit KING OF TOKYO – DARK EDITION voll auf seine Kosten kommen.

 

Wertung zum spiel

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meine meinung überschrift dennis

Das ursprüngliche KING OF TOKYO gehört zu meinen Lieblingsspielen. Egal, ob 1. oder 2. Edition. Es ist ein unglaublich simples, vielseitiges Spiel, mit dem man in nahezu jeder Spielrunde großen Spaß haben kann. Die DARK EDITION behält das bei. Größtenteils.

Die mechanische Änderung in der DARK EDITION, die Bosheitsleiste, ist im Prinzip eine Integration der POWER UP-Erweiterung. Einerseits finde ich es sehr gut, dass eine solche Erweiterung in ein Grundspiel integriert wird, denn nur noch selten spiele ich ohne. Andererseits mag ich die POWER UP-Erweiterung thematisch lieber. Mehr dazu aber später. Die Mechanik passt aber absolut in das Grundspiel und bereichert es deutlich.

Die Komponenten sind sehr ähnlich zur... „Bright Edition“ (ich nenn sie jetzt einfach mal so). Mein persönliches Highlight der DARK EDITION: Die blitzförmigen Energietoken. Die beseitigen nämlich den visuellen Widerspruch, den die kleinen Energiewürfelchen der ursprünglichen Edition verursacht haben. Auf den großen Würfeln ist ein Blitzsymbol, nun bekommt man auch blitzförmige Token und kann damit Karten kaufen, deren Preis ebenfalls mit dem Blitzsymbol angegeben ist. Ganz intuitiv verständlich, sehr, sehr sinnvoll. Gerade in Runden mit Wenigspielern macht das einen großen Unterschied.

 

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Bekannte, gut funktionierende Mechaniken, sogar noch verfeinert und sinnvoll eingebunden, dazu verbesserte Komponenten – warum feiere ich die DARK EDITION nicht rauf und runter? Ganz einfach: Ich mag den Stil der „Bright Edition“ so viel lieber. KING OF TOKYO ist für mich ein leichtes, humorvolles Spiel. Auch wenn es durchaus Take That!-Elemente hat, sind es doch sympathische Comic-Kaiju, die sich gerade gegenseitig eins auf die Rübe geben. Dieser Charme geht für mich bei der DARK EDITION völlig verloren. Für mich will sie einfach zu dunkel, böse und „edgy“ erscheinen. Ja, die Anspielungen auf alte Horrorfilme sind tatsächlich sehr liebevoll. Und zahlreich, da hatte jemand viel Spaß beim Design. Leider ist all diese Mühe bei mir vergebens, ich ziehe klar die etwas albernere, comichaftere, ja irgendwie unbeschwertere und kindlichere  Optik der „Bright Edition“ vor.

 

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Natürlich ist das eine rein subjektive Geschmacksfrage. Wer KING OF TOKYO noch nicht hat, macht mit der DARK EDITION nichts verkehrt, wenn das dunkle Design nicht stört. Wer KING OF TOKYO schon besitzt, braucht meiner Meinung nach nicht auch noch die DARK EDITION. Die Blitztoken, die sollte man sich besorgen oder von einem freundlichen Menschen, der im Besitz eines 3D-Druckers ist, anfertigen lassen - ein supergutes Upgrade. Ich werde auch mal austesten, die Aktivierung der Bosheitsleiste (drei Einsen würfeln) als Bedingung für die POWER UP-Karten (drei Herzen würfeln) zu adaptieren. Das könnte gut funktionieren und interessantere Entscheidungen in den Spielfluss bringen.

Eins ist aber gesetzt: Ich bleibe bei meiner freundlichen, knallbunten KING OF TOKYO-Version.

 

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Bilder vom Spiel

Tags: TSD20, Take That!, 30 Minuten, Japan, 2-6 Spieler, Science Fiction, Fantasy, Würfelspiel

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