TEST // FOG OF LOVE - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
FOG OF LOVE ist ein ganz außergewöhnliches, aber auch ungewöhnliches Spiel. Wer mit dem Ziel antritt, am Ende der Partie die meisten Punkte gesammelt oder ein gemeinsames Ziel geschafft zu haben, könnte sehr schnell die Freude verlieren. Natürlich gibt es auch bei FOG OF LOVE ein Ziel. Und zwar das, seine Bestimmung zu erreichen. Natürlich gibt es auch bei FOG OF LOVE eine gewisse Mechanik, über die Punkte geholt werden müssen, damit Wesenszüge und Persönlichkeitsaspekte zueinander passen. Aber ein Spiel im klassischen Sinne ist es dadurch nicht. FOG OF LOVE ist kooperativ, da beide Parteien versuchen gemeinsame Partnerschaftsziele zu erreichen, wobei keiner genau weiß, was der andere darunter versteht. Das Spiel ist aber auch kompetitiv, da jeder gemäß seiner Wesenszüge Punkte sammeln muss, da ein zu großes Defizit zwischen Wesenszügen und Persönlichkeitsaspekten natürlich nicht gut ist.
Wenn ich FOG OF LOVE mit einem Wort beschreiben müsste, wäre Beziehungssimulation das, was dem Ganzen für mich am nächsten kommt. Es ist eine Art Rollenspiel, bei dem es nicht unbedingt darum geht, irgendwelche Ziele zu erreichen. Es geht einfach darum, sich selbst bzw. seinen Wesenszügen möglichst treu zu bleiben, dabei gleichzeitig aber den Partner bzw. die Partnerin nicht aus den Augen zu verlieren. Schön dabei ist, dass es eben nicht darum geht, alles perfekt identisch anzugleichen, sondern das ins Auge gefasste Ziel einer Partnerschaft miteinander zu harmonisieren. Wenn eine Seite für sich erkannt hat, dass es zu den eigenen Wesenszügen passt, dass das Gegenüber eine dominante Rolle in der Partnerschaft haben sollte, hilft es wenig, wenn der Partner oder die Partnerin die vollkommene Harmonie sucht. In unseren Partien war es erstaunlich, wie weit alles zu Beginn oftmals auseinander schien und wie unvereinbar es wirkte. Am Ende haben dann aber doch beide Seite ihre Bestimmung erfüllt, was, gemessen am Start, oftmals wie ein Wunder erschien.
Wie im richtigen Leben gilt es für beide Parteien, sich in sein Gegenüber einzudenken, um zu verstehen, in welche Richtung eine passende Beziehung gehen könnte und dies dann zusammen mit den persönlichen Wesenszügen in Einklang zu bringen. Vielleicht gibt es dazu keine Möglichkeit, da die Wesenszüge dermaßen im Widerspruch stehen, dass es kaum eine Chance gibt, zu einem gemeinsamen Partnerschaftsziel zu gelangen. In diesem Fall ist das Spiel dann aber auch nicht verloren, denn eine Trennung kann durchaus einen Sieg darstellen, da es Dinge gibt, die einfach nicht zusammenpassen.
Was FOG OF LOVE nicht ist, ist ein leichtes Spiel für zwischendurch. Beider SpielerInnen sollten sich auf die Rolle einlassen können, die sie spielen. Bei den Entscheidungen gilt es, die eigene Persönlichkeit hintenanzustellen und sich zu verhalten, wie es der Charakter im Spiel machen würde. Durch die Auswahl der Wesenszüge zu Beginn der Partie hat jeder die Möglichkeit, sein Alter Ego ein wenig so zu gestalten, wie es ihm oder ihr für den Moment am unterhaltsamsten erscheint. Die Frage, die sich stellt, ist folgende: Möchte ich jemand sein, der meinem eigenen Charakter nahe kommt, oder möchte ich vielleicht einfach einmal in eine mir völlig fremde Haut schlüpfen. Dass die äußeren Merkmale vom Gegenüber bestimmt werden, bringt dann den Aspekt der Selbstwahrnehmung ins Spiel, die auch im tatsächlichen Leben oftmals an dem vorbei gehen kann, wie man von anderen Menschen wahrgenommen wird. Auch hier gilt es, sie anzunehmen und in den Charakter einfließen zu lassen.
Am Ende hat es uns riesigen Spaß gemacht, in die Rollen anderer Personen schlüpfen zu können und uns dabei in Situationen zu versetzen, in denen wir so reagieren konnten, wie wir es für unsere Figur am besten erachtet haben, und in denen wir beobachten konnten, wie der Partner oder die Partnerin mit der Situation umgeht. Durch Karten, die zu einer freien Diskussion auffordern, ist eine noch tiefere Auseinandersetzung mit dem Spielcharakter möglich.
Eins ist aber ganz klar, wer sich auf diese Art Rollenspiel nicht einlassen möchte oder ein Spiel mit einer Mechanik erwartet, die etwas mit Enginebuilder, Workerplacement oder Handmanagement zu tun hat, der wird an FOG OF LOVE garantiert überhaupt keine Freude haben. Wer sich jedoch auf dieses ganz besondere Beziehungsexperiment einlassen kann und möchte, der kann nicht nur unglaublich viel Spaß beim Spielen haben, sondern zusätzlich auch noch lernen, wie Menschen funktionieren, das unterschiedliche Wesenszüge ihre Ying- und Yang-Seiten haben und das eine glückliche Beziehung ein ganz breit gefächerter Zustand sein kann. Uns hat FOG OF LOVE auf jeden Fall unheimlich viel Spaß gemacht und es wird sicherlich zu den Spielen gehören, die immer wieder auf den Tisch kommen werden.
Aber jetzt müsst ihr mich entschuldigen. James, der Gefängniswärter mit konservativen Ansichten, unsicherem Auftreten in der Öffentlichkeit und dem Wunsch nach Ruhe hat gleich sein erstes Date mit der selbstwussten, abenteuerlustigen und offenen Marketingfrau Ina. Vielleicht wird ja mehr daraus als nur ein vergnüglicher Sonntagmorgen…
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Tags: 2 Spieler