INTERVIEW // Michael Menzel
Michael Menzel ist ein bekannter und gefragter Künstler, der unzählige Spiele gestaltet hat. Zudem ist sein Erfolg „Die Legenden von Andor“ nach wie vor bemerkenswert. Brettspiel-News.de hatte die Gelegenheit ein Interview zu führen Erfahre hier, welche Unterschiedliche Blickwinkel Autor und Designer haben und viel über den Künstler und seine Arbeit.
Brettspiel-News.de // Danke schon mal für Deine Zeit für dieses Interview. Jetzt bist Du schon so viele Jahre im Geschäft, wie viele sind es überhaupt?
Michael Menzel // Es sind 15 – seit 2004.
Brettspiel-News.de // Das ist schon lang, macht es Dir nach der ganzen Zeit immer noch Spaß Spiele zu gestalten?
Michael Menzel // Definitiv ja: Und es macht die Sache leichter, dass ich nicht viele andere Dinge kann. Das hilft natürlich bei der Entscheidung auf die Frage: „Was möchte ich eigentlich machen?“. Es ist aber auch einfach ein super Job und super abwechslungsreich. Wenn ich in den Jahren zurückblicke, dann beschäftigst du dich das eine Jahr mit dem Mittelalter in Japan, im nächsten Jahr gibt es mehr Weltraumgeschichten oder Rom. Es ist immer wieder was Anderes, deswegen habe ich keine Abnutzungserscheinungen. Ich hoffe auch immer noch besser zu werden, mich zu entwickeln.
Brettspiel-News.de // Und wann dürfen wir mit einem neuen Michael Menzel Spiel rechnen, als Autor?
Michael Menzel // Andor war ja bekanntermaßen eher ein Unfall, war eigentlich für mich und meine Jungs gedacht, dann habe ich es dem Verlag vorgestellt. Durch Zufall ist es dann mehr geworden. Ich glaube aus diesem Grund ist es auch anders geworden als andere Spiele. Wenn ich noch mal ein neues Spiel machen würde, dann müsste es auch „anders“ sein, zum Beispiel kein übliches Karten-Stich-Spiel. Wenn ich jedoch einen Einfall hätte für ein Spiel das deutlich anders ist, dann würde ich das auch machen.
Es macht schließlich eine Menge Spaß, aber die Herausforderung ist groß. Wenn man mir sagt es soll eine Burg bis dann und dann gemalt werden, dann habe ich das unter Kontrolle, geht es jedoch um eine Spielmechanik, die bis dann und dann entworfen werden soll, dann kann ich das nicht leisten.
Also: Mal gucken.
Brettspiel-News.de // Weil Du als Gestalter oft aktiv bist, aber auch die Seite als Autor kennst, wo sind da die größten Unterschiede, wie ist der jeweilige Blickwinkel?
Michael Menzel // Als Gestalter dienst Du der Spielidee des Autors. Es geht nicht um dich und das was du gerne malen möchtest, sondern du musst, dass was das Spiel sein soll möglichst gut umsetzen. Als Autor bist du der Initiator, der die zündende Grundidee liefert und diese dann weiterverfolgt.
Bei Andor war das noch mal was Anderes, weil ich da auch Illustrator war und dadurch ist das ganze auch ein Stück ein Kunstwerk geworden. Ich konnte alles mehr oder weniger allein entscheiden. Ein gutes Beispiel ist das Trank-Plättchen der Hexe, das zweimal verwendet werden kann. Auf der einen Seite ist es voll und wenn man es dreht ist es nur noch halb voll und danach geht es aus dem Spiel. Das ist mehr aus der Sicht des Gestalters gedacht und entwickelt.
Als Grafiker kann ich das nicht beeinflussen und dem Autor sagen: „hör mal, ich finde das so besser, der kann nur zweimal verwendet werden.
Die Kombination ein Spiel aus beiden Richtungen zu entwickeln gibt es nur ganz selten, soweit ich weiß.
Brettspiel-News.de // Mir fällt da auch nur ein weiterer Autor ein, nämlich Ryan Laukat, der zum Beispiel die „Oben und Unten“ Spiele entwickelt, seine Werke sehen auch immer wie ein Kunstwerk aus. Nun ja, jetzt sind wir schon ein bisschen in das nächste Thema reingegangen, denn mich würde interessieren, wie viel Einfluss Du bei der Spielentwicklung hast. Du hattest gesagt, Du dienst der Idee, aber wenn Dir jetzt zum Beispiel was auffallen würde, was optisch vielleicht anders besser zu lösen wäre, kannst Du dann Feedback geben?
Michael Menzel // Ganz klar: ja. Es ist aber von Verlag zu Verlag unterschiedlich, wie viel ich mich einbringen soll. Das geht manchmal sehr weit, dass man auch Themenvorschläge machen kann, die manchmal gehört werden, aber manchmal ist es auch nur „male das und das“. Wenn man sich einbringen kann, hängt man auch mehr an dem Projekt, andererseits ist es auch mal schön einfach nur die Aufgabe zu bekommen was gebraucht wird. Wenn das dann fertig ist in Rechnung stellen und alles ist gut. Grundsätzlich mag ich beides gerne.
Brettspiel-News.de // Also bist Du im Prozess je nach Verlag unterschiedlich stark involviert?
Michael Menzel // Ja, ganz genau.
Brettspiel-News.de // Ok, das ist interessant und leitet auch gleich über zur nächsten Frage: Wie viel Zeit brauchst Du eigentlich für ein Spiel, wie zum Beispiel für das Spiel „Die Befreiung der Rietburg“?
Michael Menzel // Im Schnitt würde ich sagen ein halbes Jahr, wobei es immer Ausreißer gibt. Ich habe aktuell das „Terramara“ von Quined Games gestaltet und das hat wesentlich länger gebraucht. Das war von der Gestaltung her sehr komplex, mit Plättchen, die umgedreht werden können und aneinanderpassen müssen. Das war sehr anspruchsvoll. So ein Spiel dauert schon mal ein paar Monate mehr.
Brettspiel-News.de // Machst Du denn mehre Projekte gleichzeitig?
Michael Menzel // Ja, in der Regel mache ich 7-10 Projekte gleichzeitig.
Brettspiel-News.de // 7-10 ist schon eine Menge!
Michael Menzel // Ja klar, wobei da dann auch alles dabei ist: vom kleinen Kartenspiel bis zum „Terramara-Klopper“, ist alles gleichzeitig dabei.
Brettspiel-News.de // Dann arbeitest Du an einem Titel, schickst den Fortschritt ab und wartest auf Feedback?
Michael Menzel // Genau, ich sende es dann dem zuständigen Redakteur, der braucht Zeit um das Ergebnis zu bewerten und in der Zeit wo geprüft wird, kommen die anderen Spiele dran.
Brettspiel-News.de // Ok, was spielst Du eigentlich privat und spielst Du überhaupt privat?
Michael Menzel // Auf jeden Fall – ich habe dieses Jahr erstmals alle drei nominierten Spiele zum Spiel des Jahres gespielt, ich fand LAMA am besten. Meine Jungs und ich spielen gerne kooperative Sachen, wir haben damals das „Herr der Ringe“ von Reiner Knizia rauf und runter gespielt. Solche Sachen spiele ich super gerne. Und natürlich mit Freunden die Klassiker wie Tabu oder jetzt neu Just One. Crazy Words zum Beispiel fand ich auch klasse.
Brettspiel-News.de // Was inspiriert Dich denn im kreativen Prozess?
Michael Menzel // Es kommt darauf an, worum es im Spiel geht. Ich nehme alles was verfügbar ist, in der Regel Filme oder Bücher. Oft muss ich auch bewusst danach suchen. Terramara spielt zum Beispiel in der Bronze Zeit, da wusste ich nicht viel drüber, da musste ich schon recherchieren.
Brettspiel-News.de // Also versuchst Du schon authentisch – abhängig vom Thema -zu arbeiten?
Michael Menzel // Ja, ich habe zum Beispiel Brügge für Hans im Glück illustriert, die Stadt ist nicht so weit entfernt, da konnte ich hinfahren und vor Ort recherchieren. Dort gibt es den markanten Belfried, der jedoch zur Zeit des Spiels noch nicht errichtet war. Das habe ich dem Verlag dann auch zurückgemeldet, aber diesen schönen besonderen Turm wollten sie trotzdem im Spiel haben, weil sonst kaum einer die Stadt sofort erkennen könnte.
Brettspiel-News.de // Also Fiction statt Realität?
Michael Menzel // Genau das war bei dieser Produktion wichtiger. Anders war es bei ULM von HUCH!, die in der Nähe von Ulm ihren Sitz und damit eine Beziehung zur Stadt haben. Das Ulmer Münster, das zu der Zeit stand, war zum Münster, das heute steht, noch relativ flach. Im Spiel wird also ein Münster gezeigt, das deutlich anders aussieht als heute, aber es ist historisch korrekt. Auch da richte ich mich nach dem Verlag.
Brettspiel-News.de // Wenn Du Dir irgendein Setting aussuchen dürftest, um es zu illustrieren, was würde Dich da reizen?
Michael Menzel // Ehrlich gesagt habe ich da keine Wünsche offen. Ich habe schon so viele Sachen gemacht, da bin ich echt wunschlos glücklich.
Eine Zeit lang hatte ich mir etwas im Barock gewünscht, aber bekam ich die Aufträge für Rokoko (eggertspiele) und Palais Royal (HiG). Im Moment habe ich keine Wünsche offen.
Brettspiel-News.de // Ja, dann vielen Dank für die informativen Antworten und viel Erfolg auch in Zukunft.
Michael Menzel // Vielen Dank, es hat Spaß gemacht.