3D-DRUCK // Teil 2: Der Filament-Drucker

3D-DRUCK // Teil 2: Der Filament-Drucker

Nun ist es endlich soweit, unserer 3D-Druck-Serie geht in die nächste Runde, nachdem seit dem ersten Beitrag ein guter Monat verstrichen ist. Warum das so lange gedauert hat? Nun, zu dem Zeitpunkt, an dem ich den ursprünglichen ersten Teil verfasste, hatte ich grade erst eine Bestellung für einen neuen Filament-Drucker aufgegeben. Da ich also keinerlei Erfahrungen hatte und auf einige Probleme und Hindernisse mit dem neuen Gerät gestoßen bin, wollte ich diese erst einmal bewältigen, bevor ich euch diese Technologie vorstelle. Ich denke dieser Zeitpunkt ist nun gekommen, von daher jetzt weniger Geschwafel und mehr Fakten!

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Um welchen Drucker geht es?

Die wohl bekanntesten 3D-Drucker auf dem Markt und vermutlich das erste Bild, das dem Großteil der Bevölkerung bei dem Wort 3D-Drucker vor dem geistigen Auge erscheint, ist der PLA-Drucker (oder auch Filament-Drucker). Anders als beim Resin-Drucker wird hier kein Modell durch UV-Belichtung aus einem flüssigen Resinbad gezogen, sondern Schicht für Schicht aus geschmolzenem Plastik aufgebaut. Obwohl mit ein paar speziellen Einstellungen und Modifikationen des Druckers auch andere Materialien wie ABS (Acrylonitrile Butadiene Styrene), aus dem beispielsweise auch Lego-Steine hergestellt werden, gedruckt werden können ist das am meisten verwendete Material PLA (polylactic acid). Dieser Kunststoff wird aus nachwachsenden Ressourcen wie Mais hergestellt, was aber auf keinen Fall heißen soll, dass PLA der umweltrettende Bio-Kunststoff ist und definitiv eigene Risiken und Gefahren mit sich bringt. Und wenn wir schon einmal davon sprechen, welche Gefahren birgt dieser Drucker eigentlich in sich?

 

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Der Filament-Drucker

Dass jede Technologie Gefahren mit sich bringen kann muss ich einem rational denkenden Menschen nicht erklären. Natürlich hat auch der Filament-Drucker Gefahren, die vor einem Kauf oder weiterer Vertiefungen des Themas geklärt werden müssen. Im Vorfeld sei gesagt: Im Vergleich mit dem Resin-Drucker ist der Filament-Drucker problemloser in einem normalen Haushalt zu integrieren. Das Material schädigt nicht die Haut bei bloßer Berührung, Gegenstände, die mit PLA in Kontakt gekommen sind, müssen nicht gleich desinfiziert werden, Restmaterial muss nicht zwingend in den Sondermüll und im normalen Gebrauch steigen vom Druck auch keine toxischen Dämpfe auf. 

Die Gefahren, die ein Filament-Drucker aber stattdessen hat, sind zumeist von temperaturbedingter Natur. Da ich das Beispiel Haustiere und Kinder auch schon beim Resin-Beitrag angeführt habe werde ich es auch hier erneut anbringen, da es diese am meisten betrifft. Wie man sich denken kann sind zum Schmelzen von Plastik sehr hohe Temperaturen von Nöten. Bei PLA reden wir zwar „nur“ von einer ca. 60 Grad heißen Druckplattform und einem 195C° - 215C° heißen Druckkopf, aber besonders sensible Pfoten und Kinderhände könnten hier Schäden davontragen (und besonders eine Berührung des Druckkopfs kann etwas zwicken. Ich spreche aus Erfahrung.). Der Druckkopf, der offensichtlich die größere Gefahr darstellt, ist bei allen mir bekannten Druckern hinter einer Ummantelung verborgen, wobei nur die heiße Spitze herausragt, aber die Druckplattform stellt den Großteil des eigentlichen Druckers dar. Eine sichere Höhe oder ein Schrank (anders als der Resin-Drucker braucht der Filament-Drucker keine gute Durchlüftung wegen der fehlenden Gase) würden hier Absicherung schaffen. PLA als Material ist ebenso ungefährlich, wobei ich es dennoch nicht essen würde. Lebensmittelecht ist das Material im Zweifel nämlich nicht, somit auch von Lebensmitteln fernhalten und nicht als Teller, Besteck oder Schüsseln benutzen!

 

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Das Drucken an sich unterscheidet sich beim Filament-Drucker nicht nur durch das Verfahren vom Resin-Drucker. War das größte Problem des Resin-Druckers noch das supporten (also das Unterstützen der Drucke, damit diese nicht umfallen) der Drucke das größte Problem, so ist das beim Filament-Drucker das Gerät an sich. Da sich die Programme, mit denen die Dateien vorbereitet werden, stark voneinander unterscheiden und auch die Art der Dateien teilweise sehr unterschiedlich ist, lassen sich die Dateien nicht so genau supporten, wie es beim Resin-Druck der Fall ist. Die Drucke mit PLA bedürfen dieses Supportes aber auch oft nicht, da der Drucker eher größere Drucke darstellen, die ohne zusätzliche Stützen auskommen.

Das Gerät an sich ist beim Filament-Drucker dafür um einiges Fehleranfälliger. Die Druckplattform kann ihre Position an einer der vier Ecken der Druckplattform verändern (was zu Fehldrucken führt), der Druckkopf ist entweder zu nah oder zu weit entfernt (was zu Fehldrucken führt), der Filamentfördermotor greift das Material nicht richtig und leitet es nicht zum Druckkopf weiter (was zu…. Ihr versteht schon), die Achsen sind schief, die Räder der Achsen sind nicht richtig eingestellt……. Ich könnte diese Liste noch sehr lange weiterführen, unterm Strich möchte ich damit aber aussagen, dass auch ein Filament-Drucker kein Luxusobjekt ist, in das man eine Datei schmeißt und es diese ohne Probleme in 3D dupliziert. Auf der technischen Seite benötigt der Filament-Drucker um einiges mehr technische Affinität als der Resin-Drucker. Die Firmware muss teilweise umgeschrieben, die Feineinstellungen verändert und ganze Teile teilweise optimiert werden. All das benötigt viel Zeit und eine sehr hohe Frusttoleranz (es überrascht mich, dass der Drucker bei mir noch nicht aus dem Fenster geflogen ist… Obwohl das teilweise knapp war). Als kleine Faustregel könnte angeführt werden, dass Drucker die mehr kosten weniger Eigeninitiative benötigen. Natürlich ist das keine universell anerkannte Regel, aber kleinere Problematiken wie ein ebenes Druckbett kann dadurch gewährleistet werden, dass man sich einen Drucker mit Auto-Leveling zulegt. Auch diese Drucker können von den anderen Faktoren betroffen sein, aber von den kleinen Macken wäre man damit befreit.  

 

Warum sollte ich mir einen Filament-Drucker zulegen?

Ok, genug vom Negativen. Warum sollte ich mir nun einen solchen Drucker überhaupt zulegen? Filament-Drucker sind, wie ich schon angesprochen habe, insbesondere für größere Drucke (ca. 23cmx23cmx25cm oder auch Größer) prädestiniert. Zwar können sie mit den richtigen Modifikationen und Einstellungen auch Miniaturen drucken, erreichen aber niemals den Detailgrad eines Resin-Druckers.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Stabilität des Materials. PLA und die anderen Materialien halten, anders als Resin, einiges aus. Halterungen für die Wand, Behälter oder Schrauben, die ihre mechanischen Funktionen beibehalten, können problemlos gedruckt werden! Auch mechanische Drucke wie Zählscheiben oder Zahnräder sind definitiv möglich, wodurch ganz neue Möglichkeiten eröffnet werden. Die bekanntesten Drucke aus PLA sind zur Zeit Bleistifthalter, Vasen, Videospielmerchandise und unterschiedlichste Halterungen für Getränke, Handys oder Kameras.   

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Woher bekomme ich mein Material?

Auch wenn es bereits ein paar Filament-Händler in Deutschland gibt bietet, wenig überraschend, Amazon noch die beste Auswahl an Farben und Marken. War es bei Resin noch ein Problem günstiges Resin in der gewünschten Farbe zu bekommen, so hat man beim Filament ein regelrechtes Überangebot für teilweise sehr günstige Preise. Anders als beim Resin schwankt die Qualität beim PLA aber stark, sodass manch fehlerhafter Druck nicht am Drucker, sondern am Material liegen kann. Der einzige Weg das zu verhindern ist der Selbstversuch (was funktioniert bei meinem Drucker am besten?) oder das Lesen vieler Erfahrungsberichte, um die besten Lösungen für seinen Drucker zu finden.

 

Der Filament-Drucker im Brettspielhobby

„Das ist ja alles schön und gut, aber was bringt mir das Ganze jetzt genau?“, fragt ihr euch? Nun ja, besonders im Brettspielhobby erfreut sich der Filament-Drucker größter Beliebtheit. Würfeltürme, Token Halter, Counter mit funktionierender Zählscheibe, Einlagen für Brettspiele und vieles weitere sind überhaupt kein Problem mehr. Genauso wie beim Resin-Drucker lassen sich die Dateien kostenlos im Internet finden und problemlos drucken. Ok, insbesondere Einlagen für Brettspiele lassen sich auch so von verschiedenen Anbietern erwerben, der 3D-Drucker verleiht euch aber die Freiheit, dass ich frei kombinieren könnt und euch auch gegen bestimmte Einlagen entscheiden könnt, falls ihr diese als unsinnig betrachtet oder sie einfach nicht drucken wollt. Auch Verlage springen teilweise auf diesen Zug mit auf und veröffentlichen bereits eigene kostenlose Brettspieleinlagen, die für ihre Spiele optimiert sind (zum Beispiel Shem Phillips von Garphil Games (Architekten des Westfrankenreichs, etc.). Gloomhaven lässt sich plötzlich in Minuten aufbauen, andere Spieleschachteln können plötzlich ihre Erweiterungen und das Grundspiel enthalten und der Spieltisch ist durch eigene Tokenhalter und passende Schalen aufgeräumter als jemals zuvor.

Wenn ihr schon länger mit einem solchen Projekt geliebäugelt habt und die Zeit und die Energie in es hineinstecken könnt und wollt, dann kann ich euch sagen, dass ich diese Investition in mein Brettspielregal nicht bereue. Natürlich ist es, wie auch der Resin-Drucker, ein absolutes Luxusprodukt, dass keinen Lebensnotwendigen Zweck erfüllt, aber durch seine Vielseitigkeit und die mannigfaltigen Lösungswege, die mir der Drucker für viele Probleme im Hobby und Haushalt schon aufgezeigt hat, hat er seinen Wert bereits mehrfach unter Beweis gestellt.

 

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