Test | Port Royal – Big Box

Verfasst von Gudrun Haffke am 05. April 2022. Veröffentlicht in Brettspieltest

Im Karibikhafen „Port Royal“ pulsiert das Leben: Es fahren Schiffe im Hafen ein und laufen wieder aus, es wird Handel betrieben und die Schiffskapitäne heuern neues Personal an. Doch bei allen Aktionen bestehen Risiken: Wer viel wagt, kann viel gewinnen – aber auch alles verlieren! Wer von Euch riskiert am meisten und erringt den größten Gewinn?

Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss

„Port Royal“ - Der Hafen

Ein bis fünf mutige Seeleute treten im Hafen von Port Royal entweder gegeneinander oder gemeinsam gegen das Spiel an. Die 120 Spielkarten werden auf einen Stapel gelegt. Die Karten sind doppelseitig bedruckt. Auf der Vorderseite sind verschiedene Aktionen, die Rückseite zeigt jeweils eine Münze. Alle erhalten jeweils drei Münzen als Startkapital. Der Rest der Karten ist der Spielestapel.

Beim Spiel mit der Erweiterung „Ein Auftrag geht noch“ werden von den 16 Auftragskarten vier zufällig gezogene Aufträge in der Tischmitte ausgelegt und alle erhalten jeweils drei Spielsteine in den Farben ihrer Wahl.
Die Karten dieser Erweiterung werden den 120 regulären Spielkarten untergemischt.

Des Weiteren erhält die Box eigene Spielkarten für die Variante „Port Royal unterwegs“. Diese sollen nicht mit dem Grundspiel gemischt werden. Diese Variante funktioniert vom Spielprinzip her wie das Grundspiel, hat jedoch einige Variationen bei den Spielkarten.

Unabhängig davon, welche Spielvariante gewählt wird, sind der Spielablauf und das Spielziel immer identisch.

Wer am Zug ist, führt folgende Aktionen aus:
1. Entdecken
2. Handeln und Heuern.

1. Entdecken

Die oberste Karte des Nachziehstapels wird aufgedeckt und in die Tischmitte gelegt. Die Spielkarten enthalten entweder Personen, Schiffe oder Aufträge.

- Wird eine Person gezogen, wird sie in die Tischmitte gelegt. Es können beliebig viele Personen gezogen und ausgelegt werden.

- Wird ein Schiff gezogen, kann das Schiff in die Tischmitte gelegt werden, wenn noch kein Schiff dieser Farbe ausliegt. Wenn ein Schiff dieser Farbe bereits vorhanden ist, wird der gesamte Stapel abgeräumt und niemand hat die Möglichkeit, die ausgelegten Karten zu erwerben. Ist die Farbe des Schiffes noch nicht in der Auslage, kann es ausgelegt werden.

Im späteren Spielverlauf können Schiffskarten mit Säbelkarten abgewehrt werden. Damit kann das Risiko, sehr schnell ein gleichfarbiges Schiff zu ziehen, verringert werden.

- Steuererhöhung: Bei dieser Karte müssen alle, die mehr als die auf der Karte angegebene Anzahl Goldmünzen (im Grundspiel 12, im Spiel „Port Royal unterwegs“ 8) besitzen, diese Anzahl halbieren und es werden die angegebenen Belohnungen ausgeteilt.

- Expeditionsaufruf – diese Karten werden, wenn sie gezogen werden, sofort an den Rand des Spielfeldes gelegt und können im Lauf des Spiels erfüllt werden.

Wer am Zug ist entscheidet, wie viele Karten ausgelegt werden, – wenn die Karten nicht zuvor durch eine zweite, gleichfarbige Schiffskarte abgeräumt werden. Die aktive Spielperson geht dann in die zweite Phase über:

2. Handeln und Heuern

Wer am Zug ist, entscheidet, welche der ausliegenden Karten er nimmt.

- Die Schiffskarten bringen die aufgedruckten Münzen als Belohnung.
- Die Personenkarten werden in die eigene Auslage gelegt und sie bringen verschiedene Arten von Boni:

- mehr Münzen bei blauen, roten, schwarzen oder gelben Schiffen
- verringerte Kaufkosten
- Säbel zum Abwehren der Schiffe
- Gegenstände, um die Expeditionsaufrufe zu erfüllen

Danach sind die passiven Personen an der Reihe. Auch sie können die Karten aus der Auslage erwerben. Dabei müssen sie jedoch immer eine Münze mehr bezahlen als angegeben. Die zusätzliche Münze geht an die Person, die aktiv an der Reihe ist. Wird ein Schiff ausgewählt, werden die aufgedruckten Münzen ausgezahlt und eine davon muss an die aktive Person gegeben werden.

Wer in seinem Zug einen Expeditionsauftrag erfüllt, kann die dafür notwendigen Karten (Baukosten) der eigenen Auslage ablegen und stattdessen den höherwertigeren Expeditionsauftrag in seine Auslage legen.

Wird die Erweiterung „Ein Auftrag geht noch“ gespielt, prüfen alle regelmäßig, ob sie einen der ausliegenden Aufträge erfüllen. Ist das der Fall, kann die betreffende Person einen Spielstein ihrer Farbe auf den entsprechenden Auftrag legen und erhält die angegeben Boni.

Haben alle von der Auslage genommen, werden eventuell übrig gebliebene Karten der Auslage abgeräumt und das Spiel wird im Uhrzeigersinn weitergespielt.

Das Spiel endet…

Wer als erstes 12 Siegpunkte erreicht ( 8 Siegpunkte bei der Variante „Port Royal unterwegs“) gewinnt das Spiel. Bei Gleichstand siegt, wer die meisten Münzen besitzt.

Die „Port Royal Big Box“ enthält neben dem beschriebenen Grundspiel und den Erweiterungen „Port Royal unterwegs“ und „Ein Auftrag geht noch“ die Spielvariante „Das Abenteuer beginnt“, die von 1-4 Personen kooperativ und kompetitiv gespielt werden kann. Diese Erweiterung enthält einen eigenen Satz Karten, zudem Charakterkarten, die an die mitspielenden Personen ausgegeben werden. Die Charaktere haben unterschiedliche Fähigkeiten und Boni, die jedoch in vielen Fällen, denen der Personenkarten des Grundspiels entsprechen.
Die besonderen Karten dieser Erweiterung erhalten Ereigniskarten, die den Aufträgen der Erweiterung „Ein Auftrag geht noch“ nachempfunden sind.

Das Spielprinzip des Grundspiels mit den beiden Phasen „Entdecken“ und „Handeln und Heuern“ wird auch in dieser Version beibehalten. Vor jedem Spielzug wird jedoch eine Ereigniskarte gezogen, vorgelesen und sofort abgehandelt. Das Ziel dieser Variante ist es, die besonderen Aufträge zu erfüllen und damit Siegpunkte zu generieren. Auch hier gewinnt, wer als erster 12 Siegpunkte erhalten hat.

„Port Royal – Big Box“ ist eine elegantere Aufmachung des Original Familien-Kartenspiel von 2013/2015. Die Erweiterung „Ein Auftrag geht noch“ ist bereits aus dieser Version bekannt, die anderen Varianten sind neu.

Die neuen Erweiterungen konnten bei mir jedoch nicht unbedingt punkten:
In der Version „Port Royal unterwegs“ gibt es viele Karten nicht, die das Spiel erst interessant machen. So kann man in dieser Variante nicht wirklich interaktiv gegeneinander spielen, da wichtige Boni fehlen (z.B. Reduktion der Kosten, oder dass die Person Münzen erhält, die im eigenen Zug noch X Karten in der Auslage liegen hat…). Stattdessen gibt es in der „Unterwegs“ Variante Punktekarten ohne besondere Funktion. Auch Expeditionskarten, die erfüllt werden könnten, gibt es in der gekürzten Variante nicht.

Die bereits bekannte Variante „Ein Auftrag geht noch“ spielt sich wie in der Original-Erweiterung problemlos.

Die Variante „Das Abenteuer beginnt“ empfinde ich als zu textlastig. „Port Royal“ ist für mich ein schnelles, zackiges Kartenspiel, kein nachgespielter Piratenroman, der in sehr kleiner Schrift auf sehr kleinen Karten gedruckt ist. Diese Variante braucht es m.E. gar nicht.

Das neue Design der Spielkarten ist gewöhnungsbedürftig und nicht immer gelungen. Zwar sind die Karten jetzt schön bunt und glänzend, doch z.B. bei den Schiffskarten ist das kontraproduktiv: Alle Schiffskarten haben einen blauen Hintergrund. So muss man sehr genau hinsehen, um die Farben der einzelnen Schiffskarten voneinander zu unterscheiden. Das ist im Spielfluss hinderlich und kann zu Verwirrung führen.

Die Spielanleitung ist gut bebildert und erklärt alle Spielkarten, die Erweiterungen, die verschiedenen Sonderregeln für kooperative/kompetitive Spielweise und das Solospiel sehr anschaulich.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass die neue „Port Royal Big Box“ zwar optisch etwas her macht, doch die neuen Erweiterungen, die ich noch nicht kannte, bei mir nicht punkten konnten. Zudem macht die BigBox aus einem Kartenspiel, das im Original Pocket-Format hat, ein großes, unhandlicheres Spiel.

„Port Royal“ ist ein tolles Kartenspiel, das zu meinen Lieblingsspielen zählt und seit vielen Jahren fester Bestandteil meiner Spielesammlung ist und bleiben wird. Wer es noch nicht kennt – unbedingte Kaufempfehlung! Die neue BigBox muss es jedoch meiner Meinung nach nicht sein. Das Push-Your-Luck-Prinzip des Grundspiel reicht bereits aus, um dem Spiel einen zeitlosen Wiederspielreiz zu geben. Und das kleinere Format des Originals macht es einfacher als bei der Big Box, dieses schöne Spiel immer und überall in seiner Tasche mitnehmen zu können!

Bilder zum Spiel

Tags: 1-5 Personen, Kartenspiel, Solospiel