TEST // THE OPEN ROAD

TEST // THE OPEN ROAD

Aufgesattelt und losgedüst! In THE OPEN ROAD zieht es die Spieler als Radfahrer auf eine Fahrradtour von Küste zu Küste einmal quer durch Nordamerika. Dabei kommt es darauf an, während der langen Fahrt gut mit Geld und Energie hauszuhalten und der schnellste Radler zu sein.

 

infos zum spiel

SPIELEFAIBLE hat uns THE OPEN ROAD freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

Mit dem Rad durch die USA touren

 

THE OPEN ROAD ist ein Rennspiel für 2 bis 6 Spieler ab 10 Jahren. Es ist von den Autoren Blair Berg und Carl Strycharske und wurde von Saskia Rasink illustriert. Es ist 2017 erschienen und bei SPIELEFAIBLE im Vertrieb.

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THE OPEN ROAD gewinnt derjenige Spieler, der als erstes in seiner Zielstadt ankommt. Zu Beginn des Spiels bekommt jeder Spieler jeweils zwei Karten von der Westküste, der Ostküste und der Mitte des Landes. Daraus wählt er dann jeweils eine aus und legt somit seine Route fest. Er kann sich aussuchen, ob er im Westen oder im Osten starten möchte. Hat jeder seine individuelle Route ausgewählt, bekommen die Spieler zum Spielbeginn noch 3 Energie und 10 Geld.

Nun kann es auch schon losgehen. Dabei ist der Spielablauf von THE OPEN ROAD denkbar einfach. Wer an der Reihe ist, darf immer zwei der sieben möglichen Aktionen ausführen. Die sieben Aktionsmöglichkeiten sind:

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  • BEWEGEN: Eine beliebige Anzahl an Energie abgeben und genauso viele Schritte auf dem Spielplan vorrücken.
  • SPIELKARTE NEHMEN: Diese Aktion kostet nichts. Spielkarten bieten Vorteile wie Geld- oder Energieboni oder Nachteile für die Mitspieler.
  • AUSSPIELEN EINER KARTE: Das Ausspielen einer Karte bringt sofort den darauf abgedruckten Vorteil für den Spieler selber oder einen Nachteil für einen Mitspieler.
  • TAUSCHE DREI KARTEN GEGEN EINE MOTHER LOAD KARTE: Mother Load Karten sind sehr starke Karten. Sie bieten ernsthafte Vorteile gegenüber Mitspielern.
  • AUSPIELEN EINER MOTHER LOAD KARTE: Das Ausspielen einer Mother Load Karte bringt sofort den darauf abgedruckten Vorteil für den Spieler selber oder einen Nachteil für einen Mitspieler.
  • TAUSCHE DREI KARTEN MIT GELD GEGEN 7 GELD EIN: Wer Geldkarten nicht direkt ausspielt, sondern sie sammelt, kann hiermit mehr Geld auf einen Schlag bekommen.
  • ZAHLE FÜNF GELD UND ERHALTE ZWEI ENERGIE: Mit dieser Tauschaktion kann der wertvolle Energievorrat aufgestockt werden.

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Hat der aktuelle Spieler zwei Aktionen ausgeführt, ist nun der nächste Spieler an der Reihe. Es wird solange weitergespielt, bis ein Spieler seine Zielstadt erreicht. Dann endet das Spiel sofort und dieser Spieler hat gewonnen.

Auf dem Spielplan befinden sich entlang der Route ab und zu Großstädte. Es macht Sinn, seine Schritte so zu planen, dass man in Großstädten eine Pause macht. Denn hier darf man als zusätzliche Aktion zwei Geld abgeben und zwei Energie erhalten.

 

Fahrradtaschen-Spielertableaus

 

Bei THE OPEN ROAD fällt als erstes das spezielle minimalistische Design ins Auge. Die Gestaltung ist hier durchweg liebevoll gemacht. Auf dem sehr großen Spielplan gibt es viele kleine grafische Gestaltungen zu entdecken. Dennoch ist das Design funktional und die einzelnen Routen sind problemlos zu erkennen. Die Spielertableaus sind aus stabilem Karton und in den Spielerfarben einfach gehalten. Die Plastikfiguren sind kleine Fahrradfahrer. Die Ressourcen bestehen aus verschiedenfarbigen Holzwürfeln. Außerdem beinhaltet THE OPEN ROAD zahlreiche schön gestaltete Karten. Diese sind stabil, klein und gut händelbar. Nur die „Side-Trip“-Karten sind deutlich zu klein geraten und mit winziger Schrift versehen. Im Plastikeinsatz der Schachtel findet das gesamte Material gut Platz.

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Die Anleitung ist kurz und umfasst nur drei Seiten Erklärung und ein Glossar der Karten. Die Regeln sind an sich gut zugänglich. Allerdings wirken die Erläuterungen sehr unstrukturiert und wiederholen einfache Konzepte mehrmals. Das Glossar ist bebildert und erklärt die Funktionen der vorhandenen Karten separat.


Bei THE OPEN ROAD fährt jeder Spieler eine individuelle Route. Das bedeutet, dass man zu Spielbeginn erst einmal eine Weile damit beschäftigt ist, alle Orte entlang der Route und mögliche lukrative „Side Trips“ zu suchen. Das dauert zwar eine Weile, aber zu Spielbeginn finde ich das noch unproblematisch. Allerdings ist man auch während des Spiels immer wieder auf der Suche nach Orten, die man noch ansteuern kann. Außerdem fehlen Markierungen, um schnell zu erkennen, wie weit meine Mitspieler und ich noch jeweils von ihrem Zielort entfernt sind. So ist das Spiel doch etwas unübersichtlich und kleine Marker für die Zielorte wären hier hilfreich gewesen.

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Die thematische Gestaltung von THE OPEN ROAD ist grafisch wirklich sehr schön gelungen. Bei so vielen liebevollen Grafikelementen kommt tatsächlich das Gefühl auf, dass es auf der Fahrradtour viel zu entdecken gibt. Das Spielgefühl wiederum ist dann (meiner Empfindung nach) nicht sehr thematisch. Wir wechseln Ressourcenmarker, legen ab und zu große Strecken zurück und hoffen hauptsächlich auf Glück beim Ziehen von Karten. Ich bin zwar noch nicht quer durch Amerika gereist, aber wie ein Fahrradrennen fühlt sich das nicht an.

Was mich dann auch völlig aus dem Thema wirft, ist, dass es so viele destruktive Karten gegen meine Mitspieler gibt. Natürlich ist sicher auch im Radsport nicht alles friedlich, aber so viel „Hier, nimm das!“ finde ich thematisch nicht gelungen. Auch wenn „Eine gerissene Fahrradtasche“ oder „Ein platter Reifen“ natürlich eintreten können, so ist es doch irgendwie seltsam, dass mein Radkollege mir aus der Ferne ein Loch in die Fahrradtasche geschnitten oder meinen Reifen aufgestochen hat. Vor allem ist es aber auch kein schönes Spielgefühl, dass es so doch eher schleppend vorangeht.

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THE OPEN ROAD ist auch ein sehr Glück-lastiges Spiel und einzelne Regeln lassen mich ratlos zurück. Wer auf seiner Route beispielweise seinen gezogenen Zwischenstopp in der Mitte des Landes mit einplant, erhält sofort fünf Geld und fünf Energie. Gerade Energie ist sehr wertvoll. Außerdem darf er sofort eine neue Karte vom Stapel mit den Zwischenstopps ziehen. Es ist natürlich sehr unwahrscheinlich, dass auch der so nachgezogene Zwischenstopp auf der Route liegt, aber theoretisch kann man so mit Glück wieder weltvolle Energie abstauben. Es stellt sich ernsthaft die Frage, wieso man diese Regel hier eingebaut hat. Es ist doch schon Glück genug, dass man seinen Zwischenstopp erreichen konnte (was keineswegs selbstverständlich ist). Wieso zieht man dann noch eine weitere Karte nach?

Ein weiteres Beispiel für sich mir nicht erschließende Spielkonzepte ist, dass in THE OPEN ROAD bei den Spielkarten an einigen Stellen nicht auf Ausgewogenheit geachtet worden ist. So gibt es im Stapel diverse Karten, durch die man extra Energie oder Geld bekommt. Eine Energie bedeutet immer einen Schritt auf dem Spielplan Richtung Ziel. Geld wiederum muss erst in Energie umgewandelt werden, bevor es einen näher ans Ziel bringt. Selten kann man Geld im guten Verhältnis von 1:1 tauschen und benötigt in den meisten Fällen eine zusätzliche Aktion für den Tausch, bevor man damit Schritte auf der Route machen kann. Es steht also völlig außer Frage, dass direkte Energie wertvoller ist als Geld. Warum die Autoren sich also entschlossen haben, dass die Energiekarten immer zwei Energie und die Geldkarten auch nur zwei Geld einbringen sollen, verstehe ich nicht. Wer also immer nur Geldkarten zieht, während die Mitspieler Energiekarten ziehen, hat keine faire Chance.

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Über diese Glückselemente und Unausgewogenheit kann man vielleicht noch hinwegsehen, aber eine Spielkarte zu integrieren, die einen Mitspieler zum Aussetzen zwingt, ist wirklich fatal. Damit verliert er zwei Aktionen und in einem engen Rennen, kann diese eine einzige Karte den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

Somit ist THE OPEN ROAD wirklich ein ausgesprochen Glück-lastiges Spiel, das mit den zahlreichen „Mitspieler-einen-reinwürgen“-Karten nichts für dünnhäutige Spieler ist. Hier kann durchaus Frustration aufkommen.

Empfehlen kann ich dieses Spiel eigentlich nur Leuten, die das Thema „Radtour durch Nordamerika“ anzieht und die eine hohe Frustrationstoleranz haben. Man sollte das Spiel als optisch ansprechende, kurzweilige Unterhaltung betrachten (obwohl eine Partie dafür fast etwas lange dauert) und nicht als ernsthaftes Spielerlebnis. Das ist wirklich schade, denn der erste Anblick dieses Spiels hat mir persönlich Hoffnung auf etwas erfrischend Unkonventionelles gemacht.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Ressource Management, Wettrennen, 2-6 Spieler, 45 Minuten

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