TEST // THE KING'S DILEMMA

TEST // THE KING'S DILEMMA

Verfasst von Christian Backe am . Veröffentlicht in Brettspieltest

Lang lebe der König! Welcher genau, ist in THE KING’S DILEMMA allerdings völlig unwichtig. Ein Rat aus adligen und absolut unabhängigen Beratern wird dem entscheidungsunfähigen König unter die Arme greifen. Die politische Bühne gehört den Machthabern hinter dem Thron. Doch nun genug der vielen Worte und willkommen zu unserem kleinen Possenspiel.

 

infos zum spiel

THE KING’S DILEMMA ist bei HEIDELBÄR GAMES erschienen und von BSN gekauft.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.

 

Darum geht es in dem Spiel

 

Der kleine Rat aus drei bis fünf Adligen ab einem Alter von 14 Jahren versammelt sich stets für ungefähr eine Stunde. Dabei repräsentieren die Spieler in jeder Partie adlige Angehörige ihres Hauses und verfolgen eigene Interessen. Dazu setzen sie ihren Einfluss ein und entscheiden so über Wohl und Wehe des Reiches.

Da es sich bei THE KING’S DILEMMA um ein sogenanntes Legacy-Spiel handelt, ist das ganze Spielerlebnis einmalig. Laut Verlag wird die Geschichte des Königreichs Ankist über ungefähr 15 Partien erzählt. Je nach individuellem Spielverlauf können es mehr oder vielleicht auch weniger Partien sein.

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Die Autoren des Spiels sind Hjalmar Hach und Lorenzo Silva, vielen bereits durch Railroad Ink bekannt. Zusammen mit Carlo Burelli haben sie die Spielgeschichte geschrieben. Die Illustrationen stammen von Giorgio Baroni und Giulia Ghigini.

Das Spiel teilt sich grob in zwei Bereiche, den mechanischen und den erzählerischen Teil. Mechanisch handelt es sich bei THE KING’S DILEMMA um ein taktisches Bietspiel. Alle Spieler erhalten einen Sichtschirm, um dahinter ihr Gold und ihre Machtmarker zu verbergen. Beginnend mit dem Anführer wird über eine Dilemmakarte abgestimmt. Dabei können die Spieler sich für Ja, Nein oder zum Passen entscheiden.

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Für Ja oder Nein setzen sie Machtmarker ein. Hat ihre Seite am Ende die Mehrheit, wird die Konsequenz ihres Votums auf der Rückseite der Dilemmakarte erzählt und abgehandelt. Die eingesetzte Macht geht in die Mitte. Beim Passen erhalten Spieler immer eine Münze aus dem Vorrat und zusätzlich kann ein Spieler den Moderatormarker nehmen oder sich für Macht entscheiden. Die Macht in der Mitte wird dann gleichmäßig unter allen passenden Spielern aufgeteilt.

In der Mitte des Tisches liegt das Spielbrett. Es zeigt im wesentlichen eine Leiste mit fünf Markern. Diese Marker stehen für die Stabilität und die verschiedenen Ressourcen des Reiches. Zu den Konsequenzen einer Dilemmakarte gehören neben dauerhaften Aufklebern, die auch in zukünftigen Partien das Startkapital und die jeweiligen Spielerinteressen beeinflussen können, die Veränderungen auf der Ressourcenleiste.

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Jede Dilemmakarte bietet einen Ausblick auf die Konsequenzen der Entscheidungen. Wie weit ein Ressourcenmarker sich bewegen wird, wird erst auf der Rückseite der Dilemmakarte enthüllt. Eine Partie THE KING’S DILEMMA endet auf zwei verschiedene Arten. Entweder mit der Abdankung oder dem Tod des Königs. In beiden Fällen kommt es zu einer Endwertung und die Spieler erhalten Punkte.

Die meisten Punkte machen sie über ihre geheime Agenda, die am Anfang einer Partie durch ein Drafting gewählt wird. Jede geheime Agenda verlangt eine andere Position der Ressourcenmarker auf der Leiste. Bonuspunkte gibt es für die meiste Macht und das meiste Geld. Abhängig von ihrer Punktzahl erhalten die Spieler dann Ansehen oder Ambition. Auf den Innenseiten der Sichtschirme wird die entsprechende Anzahl markiert und die nächste Partie kann beginnen.

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Der erzählerische Teil von THE KING’S DILEMMA entführt die Spieler in eine liebevoll detailliert gestaltete Fantasiewelt. Dies beginnt schon auf den letzten zehn Seiten der Anleitung, die nebst vielen Bildern die Geographie, das göttliche Pantheon und die Kulturen dieser Welt beschreiben. Die erlebbare Spielgeschichte verbirgt sich in 74 kleinen Umschlägen, welche dem Spiel das Fleisch auf die mechanischen Knochen zaubern. Jeder Umschlag umfasst eine Geschichts- und drei Dilemmakarten.

Jedes Votum des Rates hat Konsequenzen und gerade am Anfang werden nicht selten neue Umschläge geöffnet und die Dilemmakarten dem Spiel hinzugefügt. So fließen verschiedene Handlungsstränge in den Dilemmastapel hinein und verzweigen sich mit jeder neuen Entscheidung weiter. Das eigentliche Ende ist dabei kaum absehbar und so wird der Weg zum Ziel.

 

Das Material

 

Spielbrett, Marker und Sichtschirme sind sehr stabil. Obwohl THE KING’S DILEMMA für maximal fünf Spieler gedacht ist, liegen 13 verschiedene Häuser zur Auswahl bei. Alles ist relativ nüchtern und mechanisch illustriert. Das trägt sehr zur Lesbarkeit der Spielsituationen bei. Die Dilemmakarten hingegen bieten zahlreiche schöne, gruselige und stimmungsvolle Bilder. Die Anleitung ist lang, aber voller Bilder und Beispiele. Die Schrift ist groß und alles wird leicht verständlich erklärt. Wie schon erwähnt, wird die gesamte Spielwelt darin vorgestellt.


THE KING’S DILEMMA ist aktuell zum Kennerspiel des Jahres nominiert. Auch wenn ich dem Spiel gegen seine Konkurrenz geringere Chancen einräume, ist ja bereits die Nominierung ein Qualitätsurteil der Jury. Ich kann mich diesem Urteil eigentlich nur anschließen, obwohl es auch ein paar kleinere Kritikpunkte gibt.

Rein mechanisch macht THE KING’S DILEMMA nichts neu. Bietspiele gibt es schon lange und sie machen immer wieder Spaß, denn sie sind mechanisch leicht zugänglich und intuitiv verständlich. Das Rad gibt es allerdings auch schon lange und die Leute kaufen trotzdem neue Autos. Nichts neu zu machen ist also nicht unbedingt schlecht.

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Das nüchterne Design des Spielplans und die eigentliche Geschichte in Form von schön illustrierten Dilemmakarten erinnert unweigerlich an das Spiel T.I.M.E.-Stories. Das Spielmaterial bietet eine Konsole und die Dilemmakarten bilden das eigentliche Spiel.

Verschiedene Handlungsstränge und ihre Fortschritte werden durch die Entscheidungen der Spieler eröffnet, verfolgt und abgeschlossen. Wer sich auf diese Geschichte einlässt, der wird mit dem Spiel viel Spaß haben und eine spannende Erzählung erleben können.

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Allerdings ist es auch möglich, sich der Geschichte komplett zu entziehen und völlig nüchtern und mechanisch seine eigenen Ziele zu verfolgen. Die Dilemmakarten bieten immer einen Ausblick auf die Konsequenzen. Auch positive oder negative Sticker werden angekündigt und fast immer entscheiden die Spieler dann für positive oder gegen negative Aufkleber. Der geschichtliche Fortschritt ist dann egal. Die Aufkleber beeinträchtigen die weiteren Partien dazu viel zu lang und stark und niemand möchte sie sich entgehen lassen. Nicht selten wurde in unseren Runden die gesamte Macht darauf verwandt, einen Aufkleber zu bekommen.

Es ist möglich, dass ein Ressourcenmarker sich in einer Partie überhaupt nicht bewegt, weil keine Dilemmakarte ihn beeinflusst. Die Entscheidung für eine geheime Agenda zu Spielbeginn ist also zu einem gewissen Grad Glückssache.

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Ungeachtet dessen bietet THE KING’S DILEMMA eine spannende Geschichte in einer phantastischen Welt. Die Partien sind schnell gespielt und es ist sogar möglich, Partien auszusetzen oder spontan neue Spieler mit einem anderen Haus am Spiel teilnehmen zu lassen. Der Ausgang und der letztendliche Sieger der Kampagne könnte jeder sein.

Jeder sammelt Ansehen und Ambition, deren Bedeutung wird aber erst am Ende klar. Dadurch ist es unklar, ob eine Kampagne bereits verloren ist, und niemand gibt vorzeitig auf. Ich bereue keine Partie, aber unser Königreich ist ein grausamer Ort voller Ungerechtigkeit und Leid geworden. Das Ende ist noch offen.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

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Tags: Abstmmung, Legacy, Auktion/Bieten, 3-5 Spieler, Kampagne, Abstrakt

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