TEST // The Lost Expedition

TEST // The Lost Expedition

Verfasst von Michael Tomiak am . Veröffentlicht in Brettspieltest

Südamerika, rund um 1925. Du bist mit deinem 3-köpfigen Team unterwegs auf der Suche nach der geheimnisumwobenen Stadt Z, besser bekannt als El Dorado. Über 9 Etappen führt dich deine Reise durch den teils undurchdringlichen und mit immer neuen Gefahren und Herausforderungen aufwartendem brasilianischen Regenwald. Du musst das Wissen deines Teams und die knappen Ressourcen wohl geplant einsetzen, um dich und dein Team lebend ans Ziel zu bringen, vorbei an feindlichen Eingeborenenstämmen und wilden Tieren.

Test // The Lost Expedition – Nur die Harten und Cleveren kommen zum Z

Ein Erlebnis, das an die Substanzen geht

In „The Lost Expedition“ zieht ihr mit einem 3-köpfigen Team los, um quer durch den Dschungel zu einer längst vergessenen Stadt zu gelangen. Jeder im Team hat gewisse Spezialkenntnisse. Einer kennt sich bestens im Dschungel aus, der nächste ist ein Meister der Orientierung und nicht zu Letzt befindet sich auch ein Spezialist für das Nachtlager in den Reihen. Zusätzlich stehen euch drei Ressourcen zur Verfügung. Neben eurer Gesundheit sind dies Munition und Nahrung. Gewonnen habt ihr das Spiel, wenn ihr die Karte mit der 9 erreicht, wobei es je nach Schwierigkeitsgrad Abstufungen nach unten in dieser Forderung gibt. Um ein Feld vorrücken zu können, müsst ihr eine Karte auslegen, die euch zum Vorrücken berechtigt. Ausgelegt werden die Karten aus der Hand, einmal am Morgen und einmal am Abend. Ihr habt insgesamt 6 Karten auf der Hand. Morgens legt ihr 3 Karten aus, beim Solo-Spiel ergänzt durch Karten vom Nachziehstapel, im Kooperativen-Spiel abwechselnd nacheinander. Dann werden die Karten an Hand der Zahl unten links aufsteigend sortiert und die Ereignisse nacheinander abgehandelt. Abends kommen die restlichen 3 Karten pro Spieler auf den Tisch. Diesmal wird nicht numerisch sortiert, sondern stets rechts (im Kooperativen-Spiel), bzw. links oder rechts (im Solo-Spiel) an die ausliegenden Karten angelegt. Anschließend geht es über zum nächsten Tag und 6 frische Karten werden auf die Hand genommen. Sind keine Karten zum Nachziehen mehr verfügbar, wird der Ablagestapel gemischt. Beim 2. Auslaufen des Nachziehstapels habt ihr euch nicht nur verlaufen, sondern gleichzeitig auch verloren.

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Während eures Abenteuers müsst ihr sowohl Wissen als auch Ressourcen einsetzen, um Gefahren zu überwinden. In der Regel habt ihr dabei eine Wahl, was ihr einsetzt bzw. welche Belohnungen ihr nehmt. Dargestellt werden die Ressourcen in roten, gelben und blauen Feldern. Ein rotes Feld bedeutet, dass ihr eine der auf der Karte aufgedruckten Forderungen erfüllen müsst. Dafür gebt ihr die entsprechenden Ressourcen aus, gebt eine Karte mit dem Symbol ab, die ihr während des Spiels bekommen habt oder legt einen Gesundheitsmarker von dem Spezialisten ab, der über die jeweils geforderte Spezialkenntnis verfügt. Sollte der Spezialist seinen letzten Gesundheitsmarker abgeben, ist er tot, und die Gruppe wird für den Rest des Abenteuers um 1 dezimiert. Forscher können alternativ auch die Forderung in einer Spezialdisziplin erfüllen, die sie nicht beherrschen. Dies kostet dann allerdings 2 anstelle von 1 Gesundheitsmarker. Karten können auch direkt einen Gesundheitsmarker als Erfüllung einfordern oder gleich den Tod eines der drei Mitglieder. Als Belohnung darf man dafür aber manchmal auf die nächste Abenteuerkarte weiterziehen und dem 9. Feld dadurch näherkommen.

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Neben den roten Feldern gibt es auch gelbe Felder auf den Karten. Dabei handelt es sich um Aktionen, die das Team auf jeden Fall spielen muss. Neben dem Ausgeben und Erhalten von Ressourcen gibt es hier Aktionen, die Karten überspringen, neue Karten ans Ende hinzufügen oder Karte vom Ende entfernen. Bleiben noch die blauen Felder, in denen Aktionen stehen die optional sind. Meist bedeutet dies, dass für den Einsatz von Ressourcen oder Spezialkenntnissen ein positiver Effekt eintritt bzw. Ressourcen gewonnen werden. Karten selbst können ebenfalls gewonnen und dann später für geforderte Spezialkenntnisse oder Ressourcen eingesetzt werden. Anstelle von Gesundheitsmarkern kann so u.a. auch eine Karte mit dem passenden Symbol abgelegt werden. Wichtig ist es, die Nahrungsmarker im Auge zu behalten, da nach dem Wechsel zwischen den Tageszeiten jeweils 1 Nahrungsmarker abgelegt werden muss. Ist dies nicht möglich, bezahlt einer der Expeditionsteilnehmer dies mit seiner Gesundheit. Und so geht es Runde um Runde weiter. Entweder bis das Team die 9. Karte erreicht hat und damit gewinnt oder bis der letzte Gesundheitsmarker abgelegt wurde bzw. der Nachziehstapel zum zweiten Mal leer ist und die Expedition damit für immer im Regenwald spurlos verschwindet.

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Die Ausrüstung sollte bei solch einem Unterfangen schon stimmen

Das Spiel besteht im Kern aus einem Satz großformatiger, stabiler Karten. 6 Karten stehen für die Expeditionsteilnehmer, wobei ein 2er Satz nur jeweils einen männlichen und einen weiblichen Spezialisten jeder Kategorie zeigt, was für die Spielmechanik keinen Unterschied macht. Des Weiteren gibt es noch 9 Streckenkarten zum Fortbewegen, 56 Abenteuerkarten und 2 Referenzkarten, auf denen sich alle wesentlichen Informationen zum Spielen wiederfinden. Neben den Karten gibt es noch Ressourcenmarker für Gesundheit, Essen und Munition aus stabilem Karton, Marker für den Expeditionsleiter und die Tageszeit sowie 2 Holz-Meeple. Die Anleitung ist logisch aufgebaut und macht den Einstieg in das Spiel sehr leicht. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie nur in englischer Sprache beiliegt. Doch selbst wer kein Wort englisch spricht, muss nicht zurückschrecken. Die Karten haben zwar englische Namen, die zur Atmosphäre beitragen, sind aber im Spiel-relevanten Teil sprachneutral. Und was die Anleitung anbetrifft, so findet sich bei BoardGameGeek unter der folgenden URL eine komplette deutsche Fan-Übersetzung: https://www.boardgamegeek.com/filepage/150985/german-translation-rules


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“The Lost Expedition” ist zwar regeltechnisch ein relativ einfaches Spiel, aber dennoch sehr fordernd. Bei den meisten Versuchen, das Abenteuer zu meistern, wird es den Spielern ähnlich ergehen wie der Expedition, die als Vorbild diente und nicht mehr aus dem brasilianischen Regenwald zurückgekehrt ist. Doch selbst im Scheitern verliert das Spiel nicht an Reiz und der Frust über das Verlieren hält sich bei mir stets in Grenzen. Ein Grund dafür sind die wirklich wunderbar gezeichneten, an franko-belgische Comics erinnernde Motive auf den Karten. Selbst wenn man die (leichten) Kurzangaben zum Geschehen nicht versteht, ergeben sich aus den Motiven auf den großformatigen Karten immer passende Geschichten zu den von den Spielern geforderten bzw. den erhaltenen Ressourcen. Wenn z.B. die Karte mit dem Titel „Piranhas“ zu bestehen ist, können die Spieler entweder Nahrung als Köder verwenden und dann ohne Blessuren die Gefahr meistern oder aber einfach durch den Piranhasschwarm hindurch gehen, was natürlich eine Verletzung nach sich zieht.

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Beim Angehen der einzelnen Aufgaben gibt es nicht wirklich ein richtig oder falsch, vielmehr ist es ein Abwägen der Konsequenzen. Wenn unser Spezialist im Team noch drei Gesundheitsmarker besitzt, wäre es evtl. ratsam einen davon auszugeben, um eine Orientierungskarte zu erhalten, wenn unsere Spezialistin auf diesem Gebiet nur noch einen Gesundheitsmarker besitzt. Allerdings könnte es eng werden, wenn bei den noch nachzuziehenden Aufgaben 2 Orientierungsfähigkeiten eingesetzt werden müssen, wodurch unser Orientierungsspezialist stirbt. Letzten Endes gibt es keinen sicheren Plan, keine ewig gewinnende Taktik, mit der das Spiel zu meistern ist. Und gerade das macht den Reiz für mich aus, da die Unvorhersehbarkeit der Wildnis dadurch sehr gut und atmosphärisch auf den Tisch gebracht wird.

Bei der Mechanik sind die unterschiedlichen Wege, auf denen die Karten ausgelegt werden, ein weiterer Punkt, der zum Nachdenken anregt. Zu Beginn ist man als Spieler starr an die aufsteigenden Zahlen gebunden, anschließend gibt es ein wenig mehr Kontrolle, allerdings kann man nie wissen, was der Mitspieler auslegt bzw. welche Karte vom Stapel nachgezogen wird. Die einzelnen Runden sind schnell gespielt und in der Regel dauert ein Spiel bei 1-2 Spielern rund 15-20 Minuten. Der Aufbau ist in 1-2 Minuten erledigt, weswegen „The Lost Expedition“ für mich eines der besten Spiele ist, wenn es darum geht noch mal kurz ein wenig spannende Ablenkung vom stressigen Alltag zu finden. Bei mir ist es sicherlich eines der Spiele, das am häufigsten auf den Tisch kommt. Davon, dass das Spiel allein in englischer Sprache zu erhalten ist, sollte sich niemand abschrecken lassen, da eine hervorragende deutsche Fan-Übersetzung der Anleitung kostenlos heruntergeladen werden kann und für das Spiel selbst kein einziges Wort gelesen werden muss. Wer kurze Abenteuerkost mit toller Atmosphäre, überschaubarer Komplexität und schnellen Runden sucht, dabei aber die Herausforderung auch nicht scheut, sollte sich unbedingt mit dem Gedanken beschäftigen, sich dieser (meist) verlorenen Expedition anzuschließen.

Wertung // The Lost Expedition – Nur die Harten und Cleveren kommen zum Z

 

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Bilder zum Spiel

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Tags: Handmanagement, Erkunden, Abenteuer, Kooperativ, Kartenspiel, Solospiel

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