Meinung: Deutscher Spielepreis 2018 – alle bitte beruhigen

Meinung: Deutscher Spielepreis 2018 – alle bitte beruhigen

Seit einigen Tagen kocht ein gefühlter Skandal rund um die Abstimmung „Deutscher Spielepreis“ hoch. Die Abstimmung wurde am 27.7 vorzeitig beendet und die Stimmen ab dem 23.7. annulliert. Dies basierte auf einem Aufruf vom Youtube-Kanal „Boardgame Digger“, der vom Merz Verlag als Manipulation gewertet wurde.

Es ist ganz klar so, dass der Youtuber Stephan Gust, mit seinem Aufruf für „Klong!“ zu stimmen, damit er, und seine Follower davon einen Vorteil haben, eine Grenze überschritten hat. Dies hat er in seiner zweiten Stellungnahme dann auch vollkommen zugegeben und sich dafür in aller Form entschuldigt. Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt gewesen.

Der Merz Verlag hat mit seinem offenen und transparenten Umgang damit, aber alles richtig gemacht. Er hat die Notbremse gezogen und einer bewussten Manipulation der Wahl vorgebeugt.

Um sich einmal genau zu verdeutlichen, was der Vorwurf der Manipulation bedeutet, sollte man sich die Definition dieses Begriffs anschauen. Manipulation bedeutet im Prinzip „Veränderung von Etwas“, im engeren Sinne auch „Beeinflussung von Jemandem durch die Veränderung von Etwas“. *

Nun muss man schauen, was Youtuber in der Regel sind: Sie sind sogenannte „Influencer“, also „Beeinflusser“ oder „Meinungsmacher“. Sie versuchen laut online-marketing.de als Marken- oder Produktführsprecher von Firmen gewonnen zu werden. Für die Zuschauer gelten sie als Experten für ein Themengebiet. Dabei sind die Bewertungen in der Regel subjektiv und deswegen nicht wirklich sachlich bewertet. Wer das Thema vertiefen will, wird hie noch einiges zum Lesen finden: Onlinemarketing.de

Somit ist schon mal eines klar. Youtuber sind in der Regel keine Reporter oder ausgebildete Journalisten. Sie sind (das ist nicht böse gemeint) Amateure, die so langsam in ihre Rolle finden und von dem positiven Zuspruch leben. Wichtiger als positive Rückmeldungen sind aber kritische Feedbacks, aber das kann überhört werden. Wenn ein Kanal schnell wächst, dann macht man doch alles richtig, oder? Die Tragweite der Einflussnahme wird einigen Youtubern somit erst spät klar. Auch Zuschauer sollten das immer in Erinnerung behalten, so bequem die Meinungsbildung via Youtube und Co. auch sein mag.

Der Kanal „Boardgame Digger“ war zur Messen in Essen 2017 noch mit rund 200 Abonnenten ausgestattet. Erst mit den Videos dem „Loot“ der Messetage wuchs die Aufmerksamkeit und seitdem ist der Kanal enorm gewachsen (aktuell ca. 2.300 Abonnenten). Das sollte man ebenfalls wissen und in die Bewertung des ganzen Sachverhalts einfließen lassen. Die Youtuber berichten ganz berauscht von der BerlinCon, auf der sie auf einmal bekannt waren und von unzähligen Menschen angesprochen wurden. In diesem ganzen Trubel und auf dieser Welle des positiven Zuspruchs haben sie es für eine gute Idee gehalten die Phantasie einer eigenen „Promokarte“ mittels Abkürzung durch Beeinflussung der Zuschauer zu erreichen.

Über die Auswirkung haben sie sich keine weiteren Gedanken gemacht und einfach aus dem Bauch heraus entschieden diese Aktion zu starten. Das dies jedoch dem Schwerkraftverlag negativ ausgelegt werden könnte war ihnen offensichtlich nicht klar. Denn wenn der Sachverhalt stimmen würde, dann hätte der Schwerkraft Verlag und damit der Besitzer Carsten Reuters ein Problem.

Wer ihn (Carsten) kennt, wird kaum glauben, dass er das wirklich so intendiert haben wird, da er sicher weiß, was er darf und was eher nicht. Das stellte ja auch Stephan Gust anschließend klar, der sich das alles zusammengereimt habe.

Stellungnahme vom Schwerkarftverlag

Wir sollten uns nun also alle beruhigen, denn so blöd die Situation aktuell ist, so ist es vermutlich von keinem Beteiligten mit Absicht herbeigeführt worden. Weder vom Verlag, noch vom Youtuber, der nun eine steile Lernkurve zu bewältigen hat. Alle die nun von dem vorzeitigen Ende überrascht wurden, sollte die ehrlich gemeinte Entschuldigung ausreichen und beim nächsten Mal einfach direkt zum Start voten - ist auch nicht böse gemeint ;)

Der betroffene Merz Verlag wird sicherlich über eine veränderte Teilnahme für 2019 nachdenken, die es ermöglicht solche Aktionen zu unterbinden, sollte dann aber auch klarstellen, was als Manipulation gilt und was normale tägliche Einflussnahme ist. Schließlich werben auch Verlage für die gute Bewertung ihrer Spiele, bei ihren Käufern und haben zum Teil zehntausende Follower.

Eins noch zum Schluss: Allen Kritikern, die nun aufschreien, wie rund 100 Stimmen ein Spiel um einen Platz nach oben bringen kann und das die ganze Abstimmung eh nicht repräsentativ sei, muss mal gesagt werden: nein das ist sie nicht. Nach wissenschaftlichen Aspekten, müsste dafür eine zufällige Menge an Personen gefragt werden, welche Spiele sie am besten finden. Hier findet jedoch eine Wahl von „Spezialisten“ statt, die jeweils ihre subjektive Meinung als Stimme einbringen. Die größte Schnittmenge davon wird dann als Sieger gekürt. Das ist dann ein typischer Publikumspreis, der nicht den Willen der Gesamtheit aller Spieler, aller Einwohner von Deutschland oder der Erde wiedergibt. Also nicht ärgern, sondern nächstes Jahr selber teilnehmen ;)

UPDATE: Deutscher Spielepreis wegen Manipulation vorzeitig abgebrochen

* Quelle

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