Kickstarter Geschichten: ist Erfolg planbar?

REPORT // Kickstarter Geschichten: ist Erfolg planbar?

Es gibt Geschichten, die würde einem niemand glauben, wenn man sie erfinden würde. Hätte ich nun vor einem Jahr eine Geschichte geschrieben über ein fiktives Spiel, in dem die Spieler abstruse Monster bauen um Babys zu bekämpfen, was hätten Sie gedacht?



Was hat der gerade genommen? Ist er gerade aus der Klinik ausgebrochen? Hat er keinen Schlaf mehr? Zur letzten Frage muss ich ehrlicherweise sagen, es ist wenig, aber ich schlafe.

Kickstarter Geschichten: ist Erfolg planbar?, Bears vs Babies

Wer jedoch ein Baby zu Hause hat, wird wissen wie wertvoll Schlaf sein kann. Vermutlich hat einer der Spieleerfinde genau in so einer Nacht seine Aggressionen verarbeitet, die bei jedem Menschen unter Schlafentzug entstehen.

Er hat sich hingesetzt. Die ersten - wenn auch komisch anmutenden - Grafiken gezeichnet. Dann hatte er immer neue Ideen, wie Babies fiktiv zu bekämpfen sind. Er veränderte das Monster immer wieder und fand heraus, dass es Spaß machen kann.

Einige Schlaflose Nächte später war einiges gezeichnet und konnte bei Kickstarter online gehen. Der Rest ist Geschichte!

Das ist ohne Frage überzogen und rein fiktiv. Trotzdem brauchen gute Ideen eine Geburtsstunde, und die ist niemals, wenn man am Tisch sitzt und eine gute Idee haben will.

Zwischenfrage: Kennen Sie sich mit Vertrieb aus?

Wenn man etwas verkaufen will - und das muss jedem Projekt bei Kickstarter unterstellt werden - dann wählt man ein Thema, dass sich verkauft. Die Idee dazu, wird wie zuvor beschrieben, in einer abstrusen Situation geboren. Zum Beispiel die Idee: “Ich mache ein Spiel mit Katzen, meine Katze war gerade so cool durch den Raum gefetzt”.

Wer dann auch noch etwas Recherche betreibt oder die Recherche anderer verwendet, wird schnell herausfinden, dass Katzen immer funktionieren. 62 % aller Tierbilder die heruntergeladen werden sind Katzenbilder (Quelle FAZ). Kombiniert mit der Information, dass alleine in Deutschland 9 Milliarden Euro für Haustiere ausgegeben werden (Quelle Spiegel), könnte man auf die Idee kommen, dass ein Spiel mit Katzen funktionieren kann.

Die meisten werden schon erraten worauf ich hinaus will. Das erfolgreichste Kickstarter Projekt aller Zeiten (stand heute) “Exploding Kittens”. Wie auch immer der oder die Autoren auf die Idee gekommen sind, sie hat funktioniert.




Dann reicht es natürlich noch lange nicht eine gute Idee zu haben. Die Idee muss gut umgesetzt werden. Das heißt, es ist jemand nötig, der die Optik gestalten kann und vor allem muss das Spiel stimmen. Die einzelnen Mechaniken müssen zusammen passen und es muss ein einzigartiges Verkaufsargument geben.

Im Fall der explodierenden Katzen sind es eben diese. Im Marketing laufen niedliche Tiere und Babys unter “Cute Marketing”, also der Bemühung niedliche Tiere oder Babys zu verwenden um positive Gefühle zu erzeugen. Positive Gefühle sind nötig, um eine Kaufentscheidung zu veranlassen. Zusätzlich erhöht der “ach wie niedlich” Faktor noch die Verbreitung der Kampagne. Es gibt Belege dafür, dass eben diese Webseiten “häufiger angesehen, gelesen und weiterversendet werden” (Quelle http://blog.edelundfein.com/).

Kommen wir zurück zu der in der Einleitung angedeuten Idee mit Babys. Wie wir nun wissen, gehen Babys und Katzen immer. “Exploding Kittens” ist Geschichte, “Bears vs. Babies” wird es gerade. Über 3.000.000 $ Dollar konnte das Kartenspiel(!) einnehmen. Es fand per Kickstarter 85.000 Unterstützer Weltweit, die in der Masse 35 $ plus Transport zahlen. Somit wird das Spiel ganz sicher in den Top20 des Jahres 2016 aller Kickstarter Projekte landen. Bei marginalen Herstellkosten des Spiels werden die Erfinder ab sofort angehende Millionäre sein oder in die Richtung tendieren, denn sie können es in der Folge ja noch in die einzelnen Länder lizenzieren.

Das hört sich an, wie ein Traum. Die richtige Idee, zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Menschen und Fähigkeiten. Schwups landen Millionen auf dem Firmenkonto.

Der Erfolg war am Anfang nicht absehbar. Sie hatten eine (realistisches) Ziel von 10.000(!) Dollar. Das basierte auf einem vermutlich guten und lustigen Spielprinzip.

Kommen wir zur Frage des Artikels: Lässt sich Erfolg planen? Die Antwort muss lauten “ja”. Denn die Autoren beider Spiele sind eine Person. Alan Lee. erst hat er die Katzen genommen, das könnte Zufall gewesen sein. Nun nimmt er Babys. Das scheint dann also schon ein Plan zu sein. Man nehme ein “das geht immer” Thema und packt es in einen satirischen und komischen Kontext. Das macht fast neun und mehr als drei Millionen Dollar Umsatz mit zwei Kartenspielen ohne weitere Verwertungsrechte einzurechnen. Werbekosten fallen keine an, den Kickstarter macht die Werbung.

Bitte nicht falsch verstehen. Erfolg kommt durch harte Arbeit und der Autor und sein Team haben es (wie oben dargelegt) nicht durch Zufall geschafft. Am Ende des Tages muss ein Spiel auch immer spielerisch seine Zielgruppe überzeugen.

Quellen:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/zwei-klassen-internet-das-katzenlose-netz-13515864.html

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/haustiere-deutsche-geben-9-1-milliarden-fuer-tiere-aus-a-1003032.html

http://blog.edelundfein.com/cute-marketing-wie-niedliche-tiere-und-babys-in-der-werbung-ihre-gefuhle-manipulieren/688

https://www.kickstarter.com/projects/elanlee/bears-vs-babies-a-card-game/?ref=kicktraq

https://www.kickstarter.com/projects/elanlee/exploding-kittens?ref=nav_search

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