TEST // KINGSPORT FESTIVAL

TEST // KINGSPORT FESTIVAL

CHAOS! WAHNSINN! ZERSTÖRUNG! Welche wundervollen Klänge diese Worte doch mit sich bringen. Doch diese Welt und die moderne „Gesellschaft“, wie sie sich zu schimpfen pflegt, weiß ihren Wert einfach nicht zu schätzen! Pah! Kommt zusammen, meine Brüder und Schwestern! Lasst uns ihnen zeigen, was wahre Götter sind, und lasst uns unseren Herren und Meistern diese Welt und ihre Bewohner als Geschenke darbieten! Ihre Zeit ist schon lange abgelaufen! Es wird Zeit für das KINGSPORT FESTIVAL!

 

infos zum spiel

KINGSPORT FESTIVAL wurde gekauft.
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Darum geht es im Spiel

 

Bei KINGSPORT FESTIVAL übernehmen die Spieler die Rollen von Kultisten der alten Götter, die versuchen, ihren Einfluss zu Gunsten ihrer Meister auszuweiten, um die Welt ins Chaos zu stürzen.

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler drei Würfel sowie Holzscheiben in Spielerfarbe. Sobald das Spielfeld aufgebaut wurde, indem alle Tafeln der Großen Alten mit ansteigender Augenzahl um das Brett herumgelegt wurden und sich alle Ortsplättchen auf ihren angestammten Plätzen befinden, kann das Spiel beginnen.

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Eine Spielrunde in KINGSPORT FESTIVAL ist grob in 3 Phasen eingeteilt, die sich über 12 Runden wiederholen. In der ersten Phase wird die Zugreihenfolge bestimmt, indem jeder Spieler seine drei Würfel würfelt und ihre Augenzahlen zusammenzählt. Der Spieler mit dem niedrigsten Ergebnis wird daraufhin zum Startspieler bestimmt, gefolgt von den anderen Spielern mit den Augenzahlen von niedrig nach hoch. Anschließend erhalten der erste Spieler zwei geistige Gesundheit sowie der zweite Spieler eine geistige Gesundheit auf der „Geistige Gesundheit-Skala“ hinzu, während die anderen Spieler leerausgehen.

In der zweiten Phase beschwören die Spieler in Zugreihenfolge die alten Götter, um sie um Gaben für ihre Aufgaben zu bitten. Sobald ein Spieler an der Reihe ist, kann er sich entscheiden, wie viele Würfel er für diese Beschwörung einsetzt. Jeder Große Alte besitzt eine eigene Zahl von 1-19. Entscheidet der Spieler sich nun, mit allen drei Würfeln zu würfeln, steigt seine Chance, einen Großen Alten mit einer hohen Würfelzahl zu beschwören. Die Schwierigkeit liegt darin, dass jeder Spieler in Zugreihenfolge beschwört, aber jeder Große Alte nur von einem Spieler beschworen werden kann. Würfeln nun zwei Spieler mit drei Würfeln eine 15, beschwört nur der erste Spieler diesen Großen Alten. Für den anderen Spieler bleibt nur das Feld mit dem X, das ihn zur Entschädigung mit geistiger Gesundheit versorgt.

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Der erste Spieler kann also noch ziemlich sorgenfrei würfeln, weil noch kein Feld belegt ist. Umso mehr Spieler mitspielen, desto mehr Felder werden jedoch belegt und je später ein Spieler an der Reihe ist, desto schwerer ist es für ihn abzuschätzen, wie viele Würfel er werfen sollte. Entscheidet sich aber ein Spieler, weniger Würfel zu nutzen, kann er, sobald alle Spieler einmal gewürfelt haben, erneut würfeln, um so beispielsweise zwei oder drei kleinere Götter zu beschwören. Das setzt der Spieler solange fort, wie er noch über ungenutzte Würfel verfügt.

Anschließend werden die Belohnungen der beschworenen Großen Alten verteilt. Diese umfassen magische Kräfte, Zaubersprüche (wobei Spieler eine Karte von einem der drei unterschiedlichen Zauberspruchdecks ziehen dürfen), die Kraft der Vorhersehung (dazu später mehr) sowie essentielle Ressourcen für die nächste Phase.

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In der Ausbreitungsphase werden diese Ressourcen (Tod, Zerstörung und Übel) nämlich genutzt, um eigene Holzscheiben auf die Gebäude der Stadt Kingsport zu legen. Jedes Gebäude kostet unterschiedlich viele Ressourcen, vergibt unterschiedliche Belohnungen für die Ausbreitung und gewährt den Spielern Zugriff auf verschiedene Fähigkeiten. Ein Gebäude lässt die Spieler ihre Würfel in der Zugreihenfolge erneut werfen, wenn sie es so wünschen. Ein anderes hilft beim Beschwören oder beim Zaubern. Wichtig ist aber, dass die Ausbreitung ausgehend von einem einheitlichen Startpunkt nur in Richtung der verbundenen Pfade erfolgen kann. Jeder Spieler kann sich in dieser Phase zudem nur auf ein (weiteres) Gebäude ausbreiten. Also müssen die Spieler genau planen, welche Gebäudefähigkeiten sie für ihre Taktik benötigen (Spieler können sich auch auf die gleichen Gebäudefelder ausbreiten, darauf muss damit nicht geachtet werden).

Je nach gewählter Spielvariante treffen die Spieler im Anschluss an diese Phase, aber nur am Ende von bestimmten im vornherein angezeigten Runden, auf Ermittler, die ihnen in die Quere kommen wollen. Am Ende jeder Runde, in der ein Ermittler auftaucht, wird zunächst ein Event ausgelöst, das entweder gut oder schlecht für die Spieler sein kann. Anschließend kommt es zum Kampf mit dem Ermittler. Ein Ermittler verfügt dabei über Kampfkraft, Sonderregeln, eine Siegbelohnung und eine Strafe, falls ein Spieler gegen ihn verlieren sollte. Um den Ermittler nun zu besiegen, müssen die Spieler entweder genug Kampfkraft durch Gebäude erhalten oder schwarze Zaubersprüche einsetzen, die ihnen Kampfkraft gewähren. Ist die Kampfkraft der Spieler höher, erhalten sie eine Siegesbelohnung, ist sie niedriger als die des Ermittlers, erhalten sie eine Strafe, die einmal mehr oder weniger schmerzen kann. Ziehen die Spieler mit dem Ermittler gleich, gewinnen sie zwar den Kampf, erhalten aber keine Belohnung dafür. So ganz dem Zufall überlassen wird dies jedoch nicht, da die Spieler mit der zuvor erwähnten Hellsicht-Fähigkeit den Ermittler und das Event bereits im Vorfeld betrachten und sich damit auf den Kampf vorbereiten können. Ob sie aber ihre Mitstreiter in diese Geheimnisse einweihen, bleibt alleine ihnen selbst überlassen.

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Am Ende von Runde 12 gewinnt der Spieler, der die meisten Siegpunkte ergattern konnte. Zusätzlich enthält KINGSPORT FESTIVAL verschiedene Spielvarianten in Form von zusätzlichen Events bei Spielende oder Ereigniskarten, die im Vorfeld neue Regeln und Effekte für das gesamte Spiel festlegen.

 

Was ist in der Box?

 

Die Spielkomponenten von KINGSPORT FESTIVAL konzentrieren sich sehr auf das Wesentliche. Insgesamt sind 15 Holzwürfel (3 pro Spielerfarbe), 75 Holzscheiben in Spielerfarben, 65 Ressourcenwürfel für die drei unterschiedlichen Ressourcentypen, 20 Tafeln für die Großen Alten und 110 Spielkarten, die sich in Zaubersprüche, Ermittlerkarten, Szenario- und Ereigniskarten aufteilen, enthalten. Die Qualität des Spiels entspricht einem guten Brettspielstandard. Die Holzkomponenten erfüllen ihren Zweck, die Karten sind stabil und auch der Druck ist scharf und farbenfroh. Das Design des Spielfeldes und der Karten weist ein einheitliches Thema auf, das sich durch das gesamte Spielmaterial zieht und damit ein stimmiges Bild ergibt. Auch das Regelbuch ist optisch an das Cthulhu-Thema angepasst, was diesen Eindruck noch verstärkt. Unterstützt von kleinen Geschichten über die Charaktere des Spiels vermittelt das Regelbuch seine Regeln sehr strukturiert und verständlich, sodass nur eine kurze Lektüre nötig ist, um KINGSPORT FESTIVAL spielen zu können.

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KINGSPORT FESTIVAL ist einer meiner persönlichen Favoriten, wenn es um H.P. Lovecraft-Spiele geht, soviel sei gesagt. Die Antwort auf das „Warum?“ habe ich aber auch erst kürzlich gefunden. KINGSPORT FESTIVAL leidet an einigen Ecken und Enden an kleineren Schönheitsfehlern in den Spielmechaniken und der Thematik, das ist auch nach kurzem Spielen bereits ersichtlich. Die Entscheidung, das Spielfeld mit Ortsplättchen zu bestücken und große Tafeln für die Großen Alten um das Spielfeld herum zu legen, macht dabei den Anfang. Die Ortsplättchen ergeben nur wenig Sinn, da sie nur die speziellen Fähigkeiten der Orte beinhalten, aber bei jedem Spieldurchlauf an die gleichen Orte angelegt werden müssen. Da sie den Aufbau damit nur unnötig in die Länge ziehen, wären auf das Spielfeld aufgedruckte Texte vermutlich die bessere Alternative gewesen. Auch die Tafeln der Großen Alten wirken sehr groß und vergrößern das Spielfeld zusätzlich, wobei dieser Platz vermutlich auch eleganter hätte genutzt werden können.

Es wirkt so, als wären hier größere Pläne, die Gebäude vielleicht durch Plättchen einer Erweiterung variationsreicher zu machen oder auch austauschbare Götter miteinzubinden, in ihren Ansätzen steckengeblieben. Auch die Thematik ist nicht ganz zu Ende gedacht. Das Spiel spricht von totaler Weltdominanz und unendlichem Chaos, vergisst dabei aber zu erklären, warum es die Welt ins Chaos stürzt, wenn ich meinen Einfluss auf die Stadtbibliothek erweitere. Das Spiel endet nach 12 Runden und die Spieler erfahren nicht, ob sie nun erfolgreich mit der Mission nach Weltdominanz waren oder nicht. Nach heutigem Standard fehlt es an einer Anzeige für die Verderbnis, die durch die eigenen Aktionen ausgelöst wird.

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Auch der Glücksfaktor ist allgegenwertig. Entgegen der Angabe auf der Spielschachtel (die den Glücksfaktor als eher gering einschätzt) verlieren die Spieler das Spiel, sobald die Würfel sich dazu entscheiden, sie zu oft zu verraten oder mehrfach eine Beschwörung zu ermöglichen, die bereits von einem anderen Spieler besetzt wurde.

Also was ist es, das mich so an diesem Spiel fasziniert? KINGSPORT FESTIVAL ist ein Spiel, das sich sehr schnell mit sehr vielen Spielergruppen spielen lässt, ohne sie zu überfordern. Anfänger haben Spaß am Würfeln und Vielspieler erkennen schnell, dass sich der Glücksfaktor zwar nicht gänzlich aushebeln, aber durch die Nutzung bestimmter Gebäude oder Zauberkarten ein wenig abmildern und teilweise sogar kontrollierbar machen lässt. Auch die Thematik funktioniert sehr gut, wenn sich der Anspruch auf die totale Weltdominanz erst einmal nur auf die Zerstörung der Stadt Kingsport beschränkt. Viele Freunde haben die Idee sehr genossen, einmal auf der anderen Seite des Cthulhu-Mythos zu stehen, d. h. ihren dunklen Herren dienen zu können und diese nicht immer und immer wieder aufhalten zu müssen.

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KINGSPORT FESTIVAL hat nun schon ein paar Jahre im Dienst bei uns hinter sich und es wird immer wieder zu verschiedenen Anlässen ausgepackt. Auch wenn es seine Fehler hat, ist es kurzweilig und ein großer Spaß für Cthulhu-Fans. Die Autoren haben es sich zudem nicht nehmen lassen, überall kleine Geschichten einzubauen, um auch Lovecraft-Neulingen die Geschichte näherzubringen. Das Regelbuch erklärt, wer dieser Lovecraft war, und auf der Rückseite der Tafeln der Großen Alten wird jeweils erklärt, wer diese sind und was sie ausmacht. Die Altersangabe für das Spiel sollte hierbei mit Vorsicht genossen werden. Aufgrund der Grafiken und Geschichten empfinden wir eine Einschätzung ab 13+ schon als sehr niedrig, das Spiel könnte für jüngere Jugendlichen, bei denen das Necronomicon nicht als Nachtlektüre gilt, vielleicht zu gruselig und unheimlich sein.

KINGSPORT FESTIVAL ist damit für sehr viele Spielergruppen geeignet, die über offensichtliche Fehler hinwegsehen können und ein thematisches Spiel im Lovecraft-Universum suchen. Aufgrund seiner geringen Bekanntheit ist es ein kleiner Geheimtipp!

 

Wertung zum spiel

 

Bilder vom Spiel

Tags: Ressoucenmanagement, Kennerspiel, Cthulhu, 90 Minuten, H. P. Lovecraft, Press Your Luck, Horror, 3-5 Spieler, Area Control

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