TEST // DER EISERNE THRON – DIE MUTTER DER DRACHEN

TEST // DER EISERNE THRON – DIE MUTTER DER DRACHEN

„Der Krieg in Westeros dauert schon eine gefühlte Ewigkeit… Immer mehr Häuser versuchen an die Macht zu kommen und es kommen immer wieder die Gerüchte auf, Drachen wären von Jenseits des Meeres auf dem Weg zu uns. Pah! Wer solche Märchen glaubt, kann sich auch gleich in die nächstbeste Klinge werfen.“ – Die letzten Worte eines Lannister-Soldaten vor der Invasion der Targaryen

 

infos zum spiel

FANTASY FLIGHT GAMES hat uns DER EISERNE THRON – DIE MUTTER DER DRACHEN freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

Die Drachen sind los!

 

Die DIE MUTTER DER DRACHEN-Erweiterung für FANTASY FLIGHTs DER EISERNE THRON ergänzt das Grundspiel mit zwei zusätzlichen Fraktionen und einem Vasallen-System für ungenutzte Häuser. Anders als beim Grundspiel gibt es keine Begrenzung mehr, welche Häuser die Spieler je nach Spielerzahl wählen dürfen. Die nicht gewählten Häuser werden, bis auf das Haus Targaryen (dazu später mehr), automatisch zu Vasallen. Aber was bedeutet das genau?

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Beim Aufbau des Spiels werden nicht länger nur die gewählten Häuser der Spieler aufgebaut, sondern auch alle anderen Häuser. Anders als die Spieler besitzen die Vasallen-Häuser eigene Aufbaukarten, die jeweils angeben, über welche Truppen das jeweilige Haus verfügt.

Kontrolliert werden Vasallen nicht von einer KI, sondern von den Spielern selbst. Genauer findet die Verteilung bzw. Wahl der Vasallen direkt nach der Westeros-Phase statt. In Reihenfolge der Thronfolgeleiste können sich die Spieler einen Vasallen auswählen, bis alle Vasallen verteilt sind.

Um sie zu befehligen, erhalten die Spieler spezielle Vasallen-Befehlsmarker, die die Standardbefehle der Spieler enthalten (zwar teilweise in Kombination mit anderen Befehlen auf einem Token, aber dennoch die Standardbefehle). Für den Kampf stellen Vasallen Verbündete dar, die der Lehnsherr nicht attackieren kann. Führt der Lehnsherr die Vasallen aber gegen einen Feind in die Schlacht, werden nicht die eigenen Hauskarten der Vasallen benutzt, sondern ein eigenes Vasallen-Deck, von dem beim Kampf jeweils 3 Karten gezogen werden. Der Lehnsherr der Vasallen wählt dann eine Karte verdeckt aus und vergleicht diese mit der Karte des Gegners (wie ein normaler Kampf unter Spielern, nur dass die Vasallenpartei vorher noch keine Einsicht in die möglichen Karten hat). Gewinnt der Vasall die Schlacht, erhält sein Lehnsherr einen Machtpunkt.

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Die zwei zusätzlichen Häuser der Erweiterung versuchen mehr Abwechslung auf den Spielplan zu bringen. Haus Arryn ist bekanntlich auf der Eyrie ansässig und damit in direkter Nachbarschaft zu Haus Baratheon und Stark.

Die große Änderung zum Grundspiel besteht aber in der Einführung von Haus Targaryen. Haus Targaryen bringt nicht nur eigene Siegbedingungen und Drachen mit auf den Spielplan, sondern erweitert den Spielplan zusätzlich um den Kontinent Essos. Wenn Targaryen als Haus gewählt wird, wird der Spielplan um den zusätzlichen Spielplan erweitert, der ebenfalls die eiserne Bank einführt (aber erst einmal eins nach dem anderen). Haus Targaryen gewinnt, sobald es 7 Einflussmarker auf der Westeros-Karte eingesammelt haben. Dies geschieht, indem es zunächst durch bestimmte Karteneffekte der Westeros-Phase (mit ihrem eigens eingeführten vierten Deck) Einflussmarker verteilt und die jeweiligen Gebiete im Laufe des Spiels einnimmt. Haus Targaryen kann damit keine Siegpunkte verlieren (bis auf den einen Siegpunkt durch die Heimatstadt, die aber wieder zurückerobert werden kann).

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Zudem verfügt Haus Targaryen bereits zu Beginn des Spiels über 3 spezielle Drachen-Einheiten. Zwar haben sie zu Beginn des Spiels noch eine Kampfstärke von 0, jedoch steigt ihre Kampfstärke, je mehr Runden verstreichen (alle 2 Runden steigt ihre Stärke um 1 bis auf ein Maximum von 5). Durch ihre Flügel sind Drachen außerdem extrem gefährlich, da sie zu jedem Zeitpunkt jedes Landfeld der Westeros-Karte attackieren können.

Die Eiserne Bank, die der Essos-Spielplan ebenfalls einführt, gibt den Spielern die Möglichkeit, Machtpunkte auszugeben, um ihre Unterstützung zu sichern. Am oberen Rand sind dafür 3 Eiserne Bank- Karten in der Auslage, in der die Karten je nach Position eine gewisse Menge an Machtpunkten kosten. Mit den neuen Schiff-Befehlen der Erweiterung können die Spieler ein Schiff aussenden und eine dieser Anleihen kaufen. Dabei ist es egal, wer den Seeweg oder gar Bravos selbst kontrolliert. Der Haken kommt mit den Zinsen. Jede Karte kostet zu Beginn einer Runde einen Machtpunkt. Kann dieser nicht gezahlt werden, vernichtet die Eiserne Bank einen Soldaten des Spielers.

 

Was ist in der Box?

 

Ähnlich wie die Grundbox enthält auch die Erweiterung DIE MUTTER DER DRACHEN alles, was die einzelnen Fraktionen benötigen. Jede Fraktion verfügt über eigene farbige Soldaten (violett für Targaryen und Blau für Arryn), die eine gute Qualität besitzen, und eigene Sichtschirme, die die Aufstellung und die Schnellregeln beinhalten. Der Essos-Spielplan ist ebenfalls von guter Qualität (er musste bereits einen Getränke-Unfall aushalten und hat diesen vollkommen unbeschadet überstanden!).

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Problematisch an dem neuen Essos-Spielplan ist allerdings, dass dieser an die Verwaltungsleisten des bisherigen Spielplans angelegt wird und dadurch die bespielbaren Territorien unschön voneinander trennt.


Wer sich dachte, „Och, DER EISERNE THRON ist mir noch nicht wuchtig genug!“ hat hier die Antwort auf seine Wünsche gefunden. DIE MUTTER DER DRACHEN erweitert das Grundspiel so sehr, dass sich die Komplexität und Tiefe um ein vielfaches steigert. Doch Vorsicht ist geboten, denn nicht alles was größer und prächtiger ist, ist auch aus Gold. DIE MUTTER DER DRACHEN macht es unserer Meinung nach noch etwas komplizierter, überhaupt Spieler für dieses Werk an den Tisch zu bekommen.

Allein der Aufbau hat zu zweit ungefähr eine Stunde gedauert (ok, das wird garantiert schneller gehen, sobald man alle Aufstellungen verinnerlicht hat), das Spiel danach weitere 5,5 Stunden! Meine Meinung, dass die richtige Gruppe für dieses Spiel über das gesamte Spielgefühl entscheidet, hat sich durch die Erweiterung noch gestärkt. Unsere Spielrunde von DIE MUTTER DER DRACHEN hatte das Glück, dass ein Großteil der ersten Spielrunde von DER EISERNE THRON dabei war, wodurch sich interessante Dynamiken ergeben haben, die eine Konsequenz aus unserem ersten Spiel darstellten. Das ging sogar so weit, dass bereits Tage vor dem Spiel Bündnisse gegen bestimmte Spieler geschlossen wurden und diese Bündnisse gleichzeitig schon wieder von innen heraus mit anderen Gegenbündnissen verraten wurden.

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Das Resultat war, dass ich mich als Targaryen-Spieler zum Schluss mit jeder einzelnen Partei am Tisch verbündet hatte und jede einzelne dachte, ich arbeite mit ihr zusammen gegen die anderen. Funktionierte klasse! Einziges Problem: Targaryen ist ohne Gegenspieler eine Fraktion, die nicht aufzuhalten ist. Sobald unerfahrene Spieler gegen einen halbwegs kompetenten Targaryen antreten, haben sie absolut keine Chance. Insbesondere durch den eigenen Kontinent, auf dem sich Targaryen ausbreiten kann, ist der Nachschub immer gegeben. Außerdem ist die Seemacht der Targaryen die stärkste auf dem Feld, solange der Targaryen-Spieler es darauf anlegt. In unserer Runde hätte ich das Spiel in Runde 5 beenden können, hätte ich es darauf angelegt, und das steht im krassen Gegenspruch zu den anderen Fraktionen, die um jeden einzelnen Siegpunkt Blut und Wasser schwitzen müssen.

Haus Targaryen ist aber keine schlechte Ergänzung. Erfahrene Spielergruppen, die schon einige Spielrunden auf dem Buckel haben und einen frischen Wind ersehnen, können Haus Targaryen als übermächtige Bedrohung einbringen. Durch diese neue Komponente könnten neue interessante Bündnisse und Strategien entstehen.

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Haus Arryn auf der anderen Seite ist eine wirklich rundum gelungene Ergänzung. Durch die zusätzlichen Auflegeflächen der Fraktion, die die Territorien noch etwas mehr aufspalten, ist Haus Arryn ein würdiger Puffer zwischen den beiden großen Häusern Stark und Baratheon. Besonders Haus Stark kommt damit in Bedrängnis, da es sich nicht mehr unbemerkt in alle Richtungen ausbreiten kann, solange es sich mit Haus Graufreud gut stellt.

Die Vasallen trafen bei uns auf gespaltene Meinungen. In kleinen Gruppen helfen sie garantiert, das Spielgefühl spannend und actionreich zu gestalten, da gefühlt immer etwas auf dem Spielfeld passiert. Bei größeren Gruppen sind sie aber teilweise einfach nur lästig. Bei 7 Spielern kontrolliert nur ein Spieler einen Vasallen (was zwar die Thronfolge-Leiste umso wichtiger macht, aber naja…), den er ebenso benutzen kann, um Festungen einzunehmen und diese dann freizumachen, um dort eigene Truppen zu stationieren. Das kann das Spielgefühl stark verfälschen.

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Unterm Strich ist die Erweiterung DIE MUTTER DER DRACHEN eine interessante Mischung aus sehr gefährlichen und sehr guten Änderungen. Gruppen, die wissen, was sie tun und bereits viele Erfahrungen mit dem Spiel machen konnten, sei die Erweiterung klar ans Herz gelegt, aber Gruppen, die sich erstmals für das Grundspiel interessieren, sollten erst einmal mit diesem ihre eigenen Erfahrungen sammeln, bevor sie sich einem solchen Giganten annähern.

Der weitverbreiteten Meinung, dass DIE MUTTER DER DRACHEN für alle ein unbedingter Pflichtkauf ist und das Grundspiel am besten nur noch mit dieser Erweiterung gespielt werden sollte, widerspreche ich ganz entschlossen. Wir hatten teilweise mehr Spaß mit dem Grundspiel an sich, wobei DIE MUTTER DER DRACHEN definitiv bei bestimmten Spielgruppen gelegentlich wieder auf den Tisch gebracht werden wird.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Kampfstrategie, 180-300 Minuten, 3-8 Spieler, Erweiterung, Wettrennen, Area Control

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