TEST // GENTES

TEST // GENTES

Verfasst von Alex & Wandee Steinmaier am . Veröffentlicht in Brettspieltest

Viele Völker gehen in den Annalen der Geschichte unter, ohne nennenswerte Errungenschaften oder Bauwerke zu hinterlassen. Sie werden einfach vergessen. Aber nicht mein Volk, dafür werde ich sorgen! Ich werde mein Volk in eine Blütephase der Zivilisation, Kultur und Religion führen. Meine Errungenschaften, Städte und Monumente werden der Nachwelt lange erhalten bleiben.

 

infos zum spiel

Wir haben GENTES selbst gekauft.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.

 

Der Aufstieg eines Volkes

 

Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler etwas Geld und ein Spielertableau, auf dem mit Holzwürfelchen angezeigt wird, über wie viele Priester, Soldaten, Kaufmänner, Handwerker, Adlige und Gelehrte er verfügt. Dabei teilen sich je zwei Kategorien eine Reihe aber von den entgegengesetzten Richtungen, wodurch im späteren Spiel eine Art nur erhöht werden kann, wenn die andere reduziert wird.

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Oben auf dem Spielertableau befindet sich die Zeitskala, auf der zu Beginn des Spiels noch einige Felder durch Würfel verdeckt sind, wodurch weniger Zeit zur Verfügung steht. Diese Würfel können im weiteren Spielverlauf entweder automatisch durch den Spielfortschritt oder durch spezielle Aktionen entfernt werden.

Diese Zeitskala ist das zentrale Element bei GENTES. Auf dem Spielplan gibt es verschiedene Bereiche, die unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten ermöglichen, z.B. Städte gründen, Bauwerke errichten oder die oben genannte Personen ausbilden. In diesen Bereichen werden zu Beginn jeder Runde Plättchen ausgelegt, auf denen Kosten in Zeit und/oder Geld angegeben sind.

Während einer Runde dürfen sich die Spieler nun abwechselnd ein Plättchen nehmen, die Kosten bezahlen und die Aktion ausführen. Geld wird einfach abgegeben, Zeit ist etwas komplexer. Zuerst wird das gewählte Aktions-Plättchen auf das erste freie Feld links der Zeitskala gelegt, es belegt also eine Zeiteinheit. Für die aufgedruckten weiteren Zeit-Kosten muss der Spieler entsprechend Zeit-Plättchen aus dem Vorrat auf die weiteren Felder der Zeitskala legen, bis die Anzahl der abgebildeten Sanduhren den Kosten entspricht.

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Die Zeit-Plättchen haben auf der einen Seite eine und auf der anderen Seite zwei Sanduhren abgebildet. So kann der Spieler entscheiden, entweder eine Doppel-Sanduhr auf ein Feld zu legen oder zwei Einzel-Sanduhren auf die nächsten zwei Felder. Im Gegensatz zu den einzelnen, werden Doppelsanduhren nicht zu Beginn der nächsten Runde entfernt, sondern nur auf die Einer-Seite gedreht und belegen somit noch die Zeitskala für die nächste Runde.

Die Aktionen die nun ausgeführt werden können sind:

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Gespielt wird so lange in einer Runde, bis die Zeitleisten bei jedem Spieler gefüllt sind. Es kann sein, dass ein Spieler häufiger dran kommt, als andere. Am Ende einer Runde gibt es noch eine sogenannte Niedergangsphase, in der die Zeitskala aufgeräumt und die Aktionsplättchen wieder auf den Spielplan zurückgelegt werden. Der neue Startspieler wird bestimmt und außerdem ermöglichen manche Zivilisationskarten bestimmte Effekte. Der Rundenmarker wird weiter gerückt, dabei wechselt jede zweite Runde die Epoche, wodurch mächtigere Karten verwendet werden und ein weiteres Zeitfeld auf der Zeitskala freigeschaltet wird.

Gespielt wird über 6 Runden in etwa 90 Minuten. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

 

Das Fundament einer Zivilisation

 

Die Spielbox hat ein kompaktes Format und ist vollgefüllt mit Spielmaterial aus stabilem Karton, Holz und Spielkarten. Ansprechende Illustrationen vermitteln ein stimmiges Bild der Antike. Statt der sonst häufig typischen Pastelltöne für diese Zeit, werden schöne, kräftige Farben verwendet.

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Beim ersten Lesen des Regelhefts ist es schwierig, die Zusammenhänge der einzelnen Mechanismen zu verstehen. Nicht weil diese schlecht beschrieben wären, aber die Zusammenhänge ergeben sich erst so richtig im ersten Spiel. Zudem ist das Spiel sprach-neutral und es dauert etwas, die Symbolik zu verinnerlichen. Wir empfehlen mit einem Probe-Spiel zu beginnen und parallel zur Anleitung die verschiedenen Aktionen zu testen, dann fällt schnell der Groschen und die Anleitung wird später kaum noch gebraucht.

Das Glossar, in dem die Zivilisationskarten im Detail erklärt werden, wird häufiger benötigt. Zusätzlich gibt es noch Spielhilfen.


GENTES erfordert sicherlich zu Beginn etwas Fleiß, denn wie bereits angesprochen, lassen sich ein paar Einstiegshürden bei den Regeln und der Symbolik nicht abstreiten. Allerdings ist dies nichts ungewöhnliches für ein Kennerspiel. Haben sich die Spieler erst einmal in die Spielmechaniken eingearbeitet, zeigt GENTES seine volle Stärke und die Spieler können sich auf die wunderbar ineinander greifenden Aktionsmöglichkeiten stürzen.

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Die Zeitplanung ist dabei ein wesentlicher Bestandteil und wurde hervorragend umgesetzt. Es gibt viele Möglichkeiten, aber stets können wir uns nur für ein paar wenige Aktionen entscheiden, da die Ressource Zeit einfach knapp bemessen ist. Durch die Möglichkeit, auf unserem Zeitstrahl auf ein Feld auch zwei Zeiteinheiten zu platzieren, allerdings mit dem Nachteil, dass dieses Feld für die nächste Runde besetzt bleibt, gilt es immer wieder seinen Spielzug zu optimieren. Dabei beeinflussen sich die einzelnen Aktionsmöglichkeiten gegenseitig, so dass es auf den richtigen Mix der Aktionen ankommt.

Das Spielthema mit der Entwicklung unseres Volks vermittelt den Eindruck, dass es sich um ein Zivilisationsspiel handelt. Dem ist aber nicht so. GENTES ist ein typisches Euro-Spiel und die Aktionen wirken eher abstrakt auf uns und lassen kaum das Gefühl aufkommen, dass wir ein Volk führen und entwickeln. Fairerweise muss hervorgehoben werden, dass viele Spiele es nicht schaffen, den Spieler in das Spielgeschehen eintauchen zu lassen, da das Spielthema austauschbar ist.

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Eine direkte Interaktion findet in GENTES nicht statt. Trotzdem konnten wir uns in unseren Partien nicht über zu wenig Interaktion beschweren, denn stets sind einige wenige Plättchen heiß umkämpft. Zudem sollte der Gegner stets im Auge behalten werden, denn je nachdem, ob es den Mitspielern an Geld oder Zeit mangelt, kann dies unsere Wahl der Plättchen beeinflussen, um uns einen Vorteil zu verschaffen. Auch kann die Rolle des Startspielers entscheidend sein, vor allem, wenn eine Ressource knapp ist.

Mit steigender Anzahl Spieler erhöht sich die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plättchen, wodurch das Spiel mit allen Spielerzahlen gut ausgeglichen ist. Allerdings können bei vier Spielern durchaus längere Wartezeiten entstehen, da keine parallele Aktionen stattfinden. Wir sehen die beste Spielerzahl daher bei zwei bis drei Spielern.

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GENTES bietet einen komplexen Mix an Optionen und möglichen Strategien. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass sich das Spiel durch die Zivilisationskarten immer in eine etwas andere Richtung entwickelt, wodurch sich ein hoher Wiederspielwert ergibt. Planer und Strategen werden sicher ihre Freude an GENTES haben, vor allem da Glück kaum eine Rolle spielt. Spielmechanik, vor allem der Zeitstrahl, und Optik ist rundum gelungen. Für unseren Geschmack hätte allerdings das Spielthema greifbarer eingebunden werden müssen, dann hätte GENTES sogar ein besonderes Spiel werden können. So fehlt leider etwas, um aus der Menge der sehr guten Euro Spiele herauszustechen, denn der Zeitstrahl alleine ist dafür nicht ausreichend.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

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Tags: 90 Minuten, 2-4 Spieler, Eurogame

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