TEST // MONUMENTAL

TEST // MONUMENTAL

Verfasst von Daniel Krause am . Veröffentlicht in Brettspieltest

MONUMENTAL ist Anfang 2020 erschienen und wurde durch Kickstarter finanziert. Wir haben uns ein Exemplar des Spiels bestellt und mittlerweile einige Male gespielt. Erfahre hier, was von dem Spiel zu erwarten ist und ob es auch für Dich etwas sein könnte.

 

monumental info

MONUMENTAL wurde von BSN gekauft. Auf die Bewertung hat das keinen Einfluss.

 

Das ist MONUMENTAL

MONUMENTAL ist im Kern ein Deckbuilding Spiel. Alles, was im Spiel passiert, wird über das eigene Deck gesteuert. Jeder Spieler übernimmt eine Zivilisation, die sich jeweils leicht unterscheiden, durch die Fähigkeit des Anführers und die Art der Karten im Startdeck. Die Spieler erhalten neun Krieger, zwei Forscher, zwei Wachtürme und einen Anführer. Diese Figuren (in der Deluxe-Version – ansonsten sind es Plättchen – Anm. d. Red.) werden auf das Startfeld des modularen Spielplans gestellt. Die leider vergänglichen Ressourcen im Spiel sind Produktion, Forschung und Militär. Sie können immer nur in der aktuellen Runde angewendet werden, ansonsten verfallen sie bei Nichtnutzung. Die weiteren Ressourcen Gold und Kultur können hingegen über die Spielrunden hinweg behalten werden.

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Die Spielrunde

Der Spielablauf erfolgt immer in festen Runden. Die Spieler nutzen alles was sie an Möglichkeiten haben, dann folgt der nächste Spieler. Es wird über drei Zeitalter mit entsprechenden Karten für die Auslage gespielt. Mit jedem Zeitalter werden Karten mächtiger, aber auch teurer. Es gibt drei Typen von Karten: Gebäude-, Wissens- und Wunderwerkkarten. Gebäudekarten können sowohl produzieren als auch optionale Aktionen gewähren. Wissenskarten werden verwendet, um Gebäude oder Wunder zu verstärken, und Wunderwerkkarten haben einen Sofortbonus, bei Fertigstellung als auch einen Aktivierungseffekt, wenn die Karte sich dann im Deck befindet.

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Der Ablauf eines aktiven Spielers

  1. STADT AKTIVIEREN
    MONUMENTAL ist ein Deckbuildingspiel mit einem besonderen Twist: Die Karten befinden sich nicht in der Hand, sondern liegen in einem 3x3 Raster offen aus. Der aktive Spieler entscheidet nun, welche horizontale und welche vertikale Reihe aktiviert werden soll und dreht die entsprechenden Karten um 45 Grad. Nun werden die Ressourcen genommen, die über die Karten produziert werden.

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  2. AKTIONEN DURCHFÜHREN
    Jetzt kann der aktive Spieler alle Ressourcen beliebig verwenden, um neue Karten zu kaufen oder Einheiten über das Spielfeld zu bewegen. Das Bewegen wird über die rote Militär-Ressource durchgeführt. Für die blauen oder schwarzen Ressourcen können Karten gekauft werden. Gebäude- und Wissenskarten werden mit einem einmaligen Wert gekauft und wandern verdeckt auf den Nachziehstapel. Wunderwerke hingegen haben zwei Bauabschnitte und können in der Regel nicht in einer Runde errichtet werden, es sei denn der Spieler hat die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung. Ist das Wunder fertiggestellt, wandert es ebenfalls verdeckt auf den Nachziehstapel.

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    Einige Karten aus der Auslage gewähren Aktionen, der Spieler darf in beliebiger Reihenfolge entscheiden, wann er sie nutzen möchte.

    Gold ist als Ressource universell einsetzbar, kann aber niemals als „Kultur“ verwendet werden. Kultur wird benötigt, um Kulturstrategien zu spielen. Davon hat jeder Spieler 5 unterschiedliche. Die erste Stufe kostet eine Kultur, die letzte Stufe kostet 5 Kultur. Die obenliegende Kulturkarte gewährt neben dem Anführer einen dauerhaften Effekt, der in jeder Runde angewendet werden darf. Beim Bauen der Karte wird ein Sofortbonus ausgelöst. Anschließend werden auch die Boni der überbauten Kulturstrategien erneut ausgelöst.

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    Der Kampf erfolgt am Anfang immer gegen Barbaren, die die Geländefelder besetzen. Um ein Gebiet zu erobern, muss der aktive Spieler Soldaten im Wert der Verteidiger plus eventuell schützender Gebäude- und Landschaftsboni erreichen. Ansonsten gibt es keine Würfel oder Karten, die die Kämpfe beeinflussen. Alles ist hier klar planbar und unabhängig von Glück.
    Besiegte Barbarenplättchen bringen immer auch eine auf der Rückseite angegebene Belohnung. Meistens darf zwischen zwei Optionen entschieden werden.

    Forscher hingegen bewegen sich mehr oder weniger unbehelligt über die Landkarte und können Rohstoffe sammeln oder Städte besuchen, um dort besonders starke Boni zu erlangen. Sie zu bewegen, kostet ebenfalls die Militär-Ressource. 

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    Außenposten werden im Tausch von drei Soldaten, die ein Feld verlassen, eingesetzt. Die Soldaten wandern wieder auf das Startfeld. Das passiert übrigens auch mit besiegten Soldaten und Anführern, sie gehen immer zurück zum Startfeld und sind anschließend wieder verfügbar.

  3. STADT AUFFÜLLEN
    Nun werden die Aktivierten Karten abgeworfen und kommen auf den Ablagestapel. Dort, wo Lücken im 3x3 Raster entstanden sind, werden neue Karten vom Nachziehstapel ausgelegt.

  4. AUSLAGE AUFFÜLLEN
    Nun wird noch die Auslage aufgefüllt, wurden keine Karten gekauft, wandert die letzte auf den Ablagestapel und geht aus dem Spiel.

 

Spielmodi

Es gibt noch zwei optionale Module, ein längeres Spiel und eine Soloversion. Die Soloversion lässt sich gut spielen und ist dazu geeignet, die eigenen Fähigkeiten zu optimieren.

Das HELDENMODUL bringt besondere Größen der Geschichte mit in das Spiel, die dann allen Spielern zur Verfügung stehen. Gegen Abgabe von Gold können sie temporär angeworben werden, bis sie ihren Zweck erfüllt haben.

Das MONSTERMODUL bringt hingegen Monster in das Spiel, die negative Auswirkungen haben und alle paar Runden aktiviert werden. Sobald ein Spieler einen Forscher in das Feld des Monsters gebracht hat und die Bedingung erfüllt, ist es besiegt und geht als punktebringende Trophäe an den Besieger. Außerdem gibt es auch noch einen Bonus.

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Als letzte Option kann noch mit einem vierten Zeitalter gespielt werden, um die Spielzeit zu verlängern.

 

Spielmaterial

Das Spielmaterial ist bei MONUMENTAL besonders gut gelungen, hat dafür aber auch seinen stolzen Preis. Abgebildet ist wohlgemerkt die Kickstarter Deluxe-Version. Wer mitgemacht und gedacht hat, eine deutsche Version zu erhalten, könnte enttäuscht sein, denn lediglich die Anleitung ist ins Deutsche übersetzt.

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Alle Karten sind nur in Englisch verfügbar. Gute Englisch-Kenntnisse sind also eine Voraussetzung, um das Spiel spielen zu können. Die deutschsprachige Anleitung hingegen hat leichte Ausfälle, denn „Spielaufbau“ wurde zum Beispiel mit „Einrichtung“ übersetzt. Sie ist aber alles im allen ausreichend, um das Spiel zu verstehen, inhaltliche Fehler sind nicht aufgefallen.
Die Karten sind sehr hübsch und auch sonst ist alles übersichtlich und gefällig gestaltet. Die Miniaturen sind sehr stabil und das Inlay absolut zuverlässig und robust.

 


 

meinung zum spiel DK

Lange habe ich darüber nachgedacht, wie die Einleitung zum Fazit zu MONUMENTAL lauten könnte. Das Ergebnis ist „WOW“. Ein Ausruf des Überraschens, des „Erstaunt seins“. Ich hatte mit MONUMENTAL ein Zivilisationsspiel erwartet, gespickt mit Miniaturen. Rudimentär ist es das auch, aber dann irgendwie doch nicht. Das Spiel ist wie eine Suppe, die beim ersten Schluck alle Geschmacksknospen anspricht und ein kleines Feuerwerk im Kopf verursacht. Doch woran liegt das?

MONUMENTAL ist neben den Miniaturen, modularem Spielfeld und einer riesigen Anzahl einzigartiger (zum Teil aber ähnlicher) Karten im Fundament ein klares Deckbauspiel. Dabei funktioniert es aber in einem Punkt anders, als mir bekannte Spiele. Statt fünf Karten zu ziehen und die Hand zu spielen, gibt es die Auslage von neun Karten, von denen in jeder Runde 5 (oder mehr) aktiviert und dann abgeworfen werden. Das kann gut funktionieren, führte in den Testrunden aber auch dazu, das zum Teil vor allem eine Reihe immer wieder aktiviert wird, da dort immer die besten, weil am neusten erstandenen Karten ausliegen.

Das Aktivieren einer Zeile und einer Spalte klinkt so einfach und kann im Spiel dann doch deutlich über Sieg und Niederlage entscheiden. Hier ist Erfahrung von Bedeutung – idealerweise aus herkömmlichen Deckbuilding-Spielen. Denn nicht die alleinige Anzahl der auf den ersten Blick verfügbaren Rohstoffe ist entscheidend, sondern das Auslösen von Kettenreaktionen. Nicht das Aufblähen des eigenen Decks führt zum Sieg, sondern das gezielte und gekonnte Ausdünnen.

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Neben diesem Spielaspekt ist der Spieler dann aber auch dazu aufgefordert, seine gute Kartentaktik auf das Spielfeld zu bringen und die verfügbaren Aktionen möglichst erfolgreich einzusetzen. Gebiete erobern, sinnvoll erkunden und damit weitere Möglichkeiten schaffen, die eigene Auslage zu optimieren.

Wäre das noch nicht genug, kommt noch hinzu, dass MONUMENTAL leicht abweichende Zivilisationen hat. Jedes Volk spielt sich geringfügig anders und belohnt, wenn die jeweiligen Fähigkeiten ausgespielt werden, ohne dass eine Fraktion zu stark erscheint. Manche Fraktionen erfordern aber mehr Spielerfahrung, um sie zum Sieg zu führen.

Diese Kombination macht aus einer Partie MONUMENTAL genau das, was ich an Spielen liebe: im Grunde leicht zu lernen, aber schwer zu meistern. Als schmackhaftes Gewürz kommt die Prise Zivilisations-Spiel oben drauf, die lecker schmeckt, aber im positiven Sinne nicht satt macht. Im Grunde ist MONUMENTAL eine Zusammenstellung vieler guter (aber auch bekannter) Geschmacksnoten, die unterm Strich aber einen einzigartigen Geschmack ergeben. Eben dieser, der mich seit der ersten Partie nicht mehr los lässt… Der ist nicht übermäßig komplex, aber lässt mich immer noch mit Appetit zurück, was nicht so viele Spiele im Jahr schaffen.

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Noch ein wichtiger Hinweis: Wir haben allein wegen der Fotos zur Rezension die Version mit Miniaturen gefördert. Spielerisch macht es aber keinen Unterschied, stattdessen die Version mit den Chips zu nehmen, zumal diese schneller auf- und abgebaut ist.

Wir haben das Spiel mit 1, 2 und 3 Spielern gespielt. Zu viert war es aufgrund der aktuellen Lage nicht möglich. Grundsätzlich gilt, dass MONUMENTAL durchaus auch länger dauern kann. Wir haben diverse Szenarien ausprobiert, aber im Prinzip ist es möglich, auch eigene Spielfelder nach eigenem Ermessen zusammenzustellen und es damit erfahrenen Spielern etwas schwerer zu machen, ins Spiel zu kommen. Das ist ein sehr positiver Aspekt, der sich nur bei wenigen Spielen realisieren lässt.

Wer Deckbauspiele mag, sollte dringend einen Blick auf das Spiel werfen. Wer Zivilisationsspiele mag, muss damit zurechtkommen, dass dieser Aspekt „nur“ als „Geschmacksverstärker“ dient, aber sinnvoll eingebunden ist. Insgesamt erscheint das Spiel wie ein „Best off“ diverser anderer Spiele. Hier gilt das nicht despektierlich gemeinte Motto „besser gut geklaut als schlecht selber gemacht“.

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Bilder vom Spiel

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Tags: Kennerspiel, 90-120 Minuten, Kickstarter, 1-4 Spieler, Area Control, Strategie, Deckbauspiel

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