TEST // BLACK ANGEL

TEST // BLACK ANGEL

Verfasst von Fabian König am . Veröffentlicht in Brettspieltest

Die Menschheit blickt in ihren Abgrund. Habgier, Krieg und Umweltverschmutzung haben die Erde an den Rand der Zerstörung gebracht. In einem letzten Akt der Verzweiflung rotten sich die großen Nationen zu einem Bündnis zusammen. Gemeinsam entwickeln sie einen Plan zur Bewahrung der menschlichen Rasse. Die letzten verbliebenen Erd-Ressourcen werden zusammengerafft, um das erste intergalaktische Kolonieschiff der Menschheit zu erschaffen - die BLACK ANGEL. Mit dem Auftrag, das Erbgut der Menschen sicher durch unendliche Weiten zu transportieren und einen neuen geeigneten Heimatplaneten zu finden, wird sie vermutlich tausende Jahre durch den Weltraum gleiten.

Doch selbst in diesen schweren Zeiten herrscht Misstrauen unter den Nationen. Keine möchte die Programmierung einer KI (Künstlichen Intelligenz) einer anderen anvertrauen. So wird ein Kompromiss geschmiedet: Die BLACK ANGEL soll von mehreren KIs geleitet werden. Die KI, die sich auf der ungewissen und gefährlichen Reise als die fähigste erweist, soll die Kontrolle über das Schiff und die Verantwortung für die Wiedererweckung der Menschheit übernehmen.

Lange Zeit später nähert sich die BLACK ANGEL dem Planeten Spes. Dieser scheint alle Bedingungen für eine Neuerschaffung der menschlichen Spezies zu erfüllen. Nun müssen die während der Odyssee geknüpften Beziehungen zu wohlgesinnten Alien-Rassen genutzt werden, um die Ankunft der Menschheit vorzubereiten. Aber seid gewarnt, das berüchtigte Volk der Verwüster wird alles unternehmen, um die BLACK ANGEL aufzuhalten.

 

infos zum spiel

BLACK ANGEL wurde uns freundlicherweise von PEARL GAMES / ASMODEE DEUTSCHLAND kostenlos zur Verfügung gestellt.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.

 

Ein Hoffnungsschimmer: der Planet Spes

 

In BLACK ANGEL übernehmen 1-4 Spieler jeweils die Rolle einer KI und versuchen, auf dem Weg nach Spes die meisten SP (Systemprotokolle) zu generieren, um damit das Spiel zu gewinnen. Das Spiel endet, wenn die BLACK ANGEL den Planeten erreicht oder wenn die letzte Verwüsterkarte gezogen wurde und das Raumschiff damit zerstört wird. Danach findet eine Endwertung statt.

BLACK ANGEL enthält zwei Hauptspielpläne und jeweils ein Tableau für jeden Spieler.

Der Black-Angel-Spielplan zeigt das Kolonieschiff, auf dem mit Würfeln verschiedene Aktionen ausgelöst werden können. Dazu hat dort jeder Spieler seinen eigenen Bereich, auf dem seine Würfel ihren Platz finden.

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Der Weltraum-Spielplan wird aus sieben Teilen zusammengesetzt. Dieser bildet den Weltraum rund um die BLACK ANGEL ab. Hier können Spieler ihre Schiffe aussenden, um mit den Aliens zusammenzuarbeiten. Außerdem kann auf diesem der Fortschritt der Reise nach Spes abgelesen werden.

Das Tableau eines jeden Spieler besteht aus einem 3x3 Raster, auf dem Technologien platziert werden können. Außerdem erhält es Ablagefelder für Ressourcen, Schiffe, Spezialtechnologien und Schrottmarker.

Die Spieler sind nacheinander an der Reihe. Jeder muss in seinem Zug eine von zwei Sequenzen auswählen, die in einer festen Reihenfolge Schritt für Schritt durchgeführt werden.

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SEQUENZ A:

Schritt 1 (optional): Spiele eine Karte an dein Spielertableau: Eine Auftrags- oder eine Verwüsterkarte wird an das 3x3 Rasters des eigenen Tableaus angelegt. Dadurch werden Technologien, die in der entsprechenden Zeile oder Spalte, liegen aktiviert. Wird dazu eine Auftragskarte verwendet, werden dadurch nur die Technologien in der Kartenfarbe aktiviert. Ist es eine der roten Verwüsterkarten, werden sogar alle Technologien aktiviert.

Schritt 2: Führe eine Aktion mit einem Würfel aus: Der aktive Spieler wählt einen Würfel aus dem eigenen oder einen ungesicherten aus einem fremden Spielerbereich aus. Wird ein Würfel eines anderen Spielers gewählt, muss dieser, zu den Kosten einer Ressource, von ihm abgekauft werden. Die Würfel haben die Seiten 0-3. Der Würfelwert gibt an, wie oft eine Aktion aktiviert werden darf. Zeigt der Würfel z.B. eine 3, erlaubt er bis zu 3 Aktivierungen einer Aktion. Der gewählte Würfel wird nun auf das Aktionsfeld gelegt, dass der Spieler aktivieren möchte. Dabei muss die Farbe des Würfel mit dem des Aktionsfeldes übereinstimmen.

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Mit dem gelben Würfel können neue Technologien entdeckt werden. Pro Aktivierung darf eine Technologie aus der Auslage des Black-Angel-Spielplans genommen werden. Für die zwei neuesten Technologien und für Spezialtechnologien, die bei der Endwertung einige Bonuspunkte wert sind, werden zwei Aktivierungen benötigt.

Wird der blaue Würfel eingesetzt, kann pro Aktivierung ein von den Verwüstern verursachter Schadensmarker von der BLACK ANGEL entfernt werden. Es ist sehr lohnenswert Schäden zu reparieren, da diese die Würfel der Spieler weniger effizient machen. Außerdem dürfen entfernte Marker entweder auf eigene Technologien auf dem Spielertableau gelegt werden, um diese sofort zu aktivieren, oder als Schrottmarker im eigenen Vorrat platziert werden. Die Schrottmarker können dazu verwendet werden, Würfelergebnisse anzupassen.

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Mit dem grünen Würfel können Verwüsterkarten auf der BLACK ANGEL zerstört werden. Pro Aktivierung darf eine dieser Karte vom Raumschiff entfernt und auf die Hand genommen werden, um diese dann, wie in Schritt 1 beschrieben, ausspielen zu können. Verwüsterkarten, die auf dem Kolonieschiff platziert wurden, machen die dortigen Aktionen schlechter, z.B. muss beim Durchführen der entsprechenden Aktion entweder ein Schadensmarker platziert oder ein Tribut in Form von Handkarten oder Robotern geleistet werden.

Mit jeder Würfelfarbe kann auch die Aktion “Ein Schiff kontrollieren” gewählt werden. Diese Aktion erlaubt es dem aktiven Spieler, eines seiner kleinen Raumschiffe, die von einem verfügbaren Roboter gesteuert werden müssen, durch den Weltraum zu bewegen. Das Schiff darf sich maximal um so viele Felder bewegen, wie der Wert des gewählten Würfels angibt. Beendet das Schiff seine Bewegung auf einem Feld, das der Farbe des Würfels entspricht, darf eine Auftragskarte von der Hand dort platziert werden. Diese Auftragskarten bringen dem Spieler Siegpunkte, zusätzliche Aktionsmöglichkeiten oder in manchen Fällen auch die Möglichkeit, zusätzliche Siegpunkte am Spielende zu erhalten.

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Aber Vorsicht: Wird eine Auftragskarte im Weltraum neben Verwüsterfeldern platziert, werden neue Verwüster aufgeschreckt, die die BLACK ANGEL attackieren.

Schritt 3: Ziehe 1 Karte in der Farbe des Würfels aus Schritt 2. Lege den Würfel in die passende Ablage zurück.

SEQUENZ B:

Sequenz B ist deutlich weniger umfangreich als Sequenz A und besteht aus den folgenden drei Schritten:

Schritt 1: Würfel deine Würfel neu: Würfel aus der Ablage dürfen neu geworfen und in den Spielerbereich gelegt werden. Es dürfen auch unverbrauchte Würfel aus dem Spielerbereich neu geworfen werden, das kostet aber Siegpunkte.

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Schritt 2: Setze dein Spielertableau zurück: Alle Auftrags- und Verwüsterkarten, die an das Spielertableau angelegt wurden, werden nun entfernt und auf den Ablagestapel gelegt. Außerdem werden Schrottmarker, die für die Aktivierung von Technologien verwendet wurden, in das Lager des Spielers verschoben.

Schritt 3: Bewege die BLACK ANGEL Richtung Spes: Das Raumschiff wird in gerader Richtung um ein Feld Richtung Spes bewegt.

 

Voll beladen ist die BLACK ANGEL

 

Beim Spielmaterial gibt es nichts zu meckern. Alle Bestandteile aus Pappe sind dick und stabil. Die Farbgebung der Spielpläne ist äußerst gewagt: Grelles rosa gemischt mit blau schickt die Spieler auf eine Art Pilz-Trip. Mir gefällt es super, es passt einfach gut zum Thema. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Optik auf Spieler abschreckend wirken kann. Die BLACK-ANGEL-Miniatur sowie die kleinen Schiffe und Roboter sind liebevoll gestaltet und tragen zur Atmosphäre bei.

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Die Anleitung ist auch zu loben. Sie ist sehr übersichtlich gestaltet und logisch aufgebaut. Nach dem ersten Lesen blieben für mich keine Frage offen.


BLACK ANGEL überzeugt mich. Das Thema, die Menschheit mit einem riesigen Kolonialschiff zu retten, hat mich gepackt und motiviert. Man fühlt sich als Teil einer epischen Reise, die sich langsam ihrem Ende neigt. Erst war ich unsicher, ob es wirklich spannend sein kann, in die Rolle einer KI zu schlüpfen. Es passt aber wirklich perfekt zum Thema und ich konnte trotz aller Skepsis in die Thematik eintauchen.

In der Anleitung ist ein kleiner Flavour-Text zu den Hintergründen der einzelnen Alien-Rassen abgedruckt. So baut BLACK ANGEL effizient eine interessante und motivierende Hintergrundgeschichte auf.

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Alle Aktionen sind irgendwie miteinander verzahnt und es gibt zahlreiche Strategien, die zum Sieg führen können. Dadurch bietet BLACK ANGEL eine hohe Varianz, die zu vielen weiteren Partien einlädt. Es ist kein Spiel für nebenbei. Die Züge wollen gut geplant sein, um erfolgreich Punkte zu sammeln.

Bei der ersten Partie wird man förmlich von den Möglichkeiten erschlagen und Überforderung droht. Fehler bestraft das Spiel knallhart, da es keinen Auffangmechanismus gibt. Somit kann man relativ früh im Spiel ins Hintertreffen geraten. Das kann schon frustrieren. Ich würde daher BLACK ANGEL, trotz recht simpler Regeln, als ein gehobenes Kennerspiel mit der Tendenz zum Expertenspiel einstufen. Für gemütliche Familienabende eignet es sich nicht.

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Der Würfel-Mechanismus funktioniert wunderbar. Dadurch, dass die Spieler sich gegenseitig Würfel klauen können, ist BLACK ANGEL hoch interaktiv und kompetitiv. Es ist ärgerlich, wenn ein dringend benötigter Würfel von einem Mitspieler geklaut wird, motiviert aber, zahlreich vorhandene Gegenmaßnahmen zu ergreifen – Rache wird am besten kalt serviert! Zum Beispiel kann die BLACK ANGEL durch taktisches Passen weiterbewegt, wodurch wertvolle Auftragskarten des Gegners gezielt von der Weltraumkarte gepusht werden können.

Leider, leider gibt es für mich einen großen Wermutstropfen: Sollte die BLACK ANGEL zerstört werden, findet am Ende trotzdem eine Punktewertung statt und es wird ein Sieger ermittelt. Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich mich freuen kann, wenn ich ein Spiel gewonnen habe, in dem das Hauptziel (immerhin: Die Rettung der gesamten Menschheit!) verfehlt wurde? Nein, das ist für mich nicht befriedigend. Findige Spieler mit weniger moralischen Bedenken könnten bei BLACK ANGEL auf die törichte Idee kommen, die Mission absichtlich zu sabotieren und so eine knappe Führung durch ein vorzeitiges Ende über die Ziellinie zu retten. Hier hätte mir ein semi-kooperativer Ansatz besser gefallen: Black Angel zerstört – Mission gescheitert, alle haben verloren. Punkt.

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BLACK ANGEL ist ein Kandidat für eine Grübel-Orgie. Dadurch, dass alle Aktionen zusammenhängen, lädt das Spiel Optimierer dazu ein, ihre Züge bis ins kleinste Detail durchzuplanen. Deshalb ist BLACK ANGEL, vor allem in Vollbesetzung, sehr anfällig für eine hohe Downtime, obwohl sich die einzelnen Sequenzen eigentlich zügig durchspielen lassen.

Die Symbolik ist etwas gewöhnungsbedürftig und nicht wirklich intuitiv. In den ersten Runden muss oft in die Anleitung bzw. die Spielhilfe geschaut werden, bis dann tatsächlich alles in Fleisch und Blut übergeht.

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Im Solo-Spiel kann man gegen die Hal antreten. Hal ist eine durch Karten gesteuerte KI, die gnadenlos Punkte sammelt. Dieser Modus funktioniert einwandfrei und die Verwaltung von HAL ist recht einfach gehalten. Es ist schon eine große Herausforderung gegen Hal anzukommen. Leider ist der Schwierigkeitsgrad nicht anpassbar. Somit hält sich die Varianz und Langzeitmotivation im Solospiel in Grenzen. Daher ist dieser Modus zwar eine Alternative, falls man gerade keine Mitspieler zur Hand hat, aber reinen Solospielern würde ich BLACK ANGEL nicht empfehlen.

Trotz der genannten Kritikpunkte hat mir BLACK ANGEL sehr gut gefallen. Genießer von anspruchsvollen, kompetitiven Spielen mit Space-Thema kommen hier auf ihre Kosten.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

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Tags: Ressourcenplacement, Würfelplatzierung, Weltraum, Science Fiction, 1-4 Spieler

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